Doppelspitze ja, aber kein Tandem aus Horst Seehofer und Markus Söder: Der frühere CSU-Fraktionsvorsitzende Alois Glück hält diese Kombination an der CSU-Spitze für ausgeschlossen. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk macht Glück deutlich: "Zwischen den beiden wird eine Doppelspitze nie und nimmer funktionieren. Das muss man so zur Kenntnis nehmen."
Glück plädiert für Doppel-Führungsspitze
Dass die CSU eine neue Führungsstruktur braucht, steht für Glück außer Frage. Es gebe in der Partei einen Trend, die Ämter des Parteichefs und des Ministerpräsidenten personell zu trennen – also wieder ein Doppelspitze zu formen. Wer diese Doppelspitze bilden soll, darauf will sich der langjährige CSU-Fraktionsvorsitzende und Landtagspräsident nicht festlegen.
Deutliche Kritik übt Glück an der – nach seinen Worten – "vergifteten Debatte" innerhalb der CSU. Die Art der aktuellen Auseinandersetzung sei erschreckend. Er habe das in dieser Form noch nie so erlebt. Und er sieht dafür auch Verantwortliche:
"Das hat natürlich schon mit der Gefolgschaft von Markus Söder zu tun. Dort kommen die aggressiven Töne her, auch in der Art der Kritik." Alois Glück, früherer CSU-Fraktionschef
Bei der Frage der Urwahl etwa, meint Glück, könne man dafür oder dagegen sein. Aber: "Man kann nicht auf diesem Niveau Kritik üben an der Integrität einer Person."
Glück lobt Merkel
Im "Dossier Politik" im Programm Bayern 2 äußert sich der einflussreiche CSU-Politiker auch zu den geplatzten Sondierungs-Verhandlungen auf Bundesebene. Die Situation nach dem Jamaika-Aus sei zwar schwierig, aber nicht dramatisch: „Natürlich ist etwas gescheitert; aber das ist im Rahmen einer normalen, demokratischen Auseinandersetzung.“
Dabei sieht Alois Glück Bundeskanzlerin Angela Merkel auch in der eigenen Partei keinesfalls geschwächt. Merkel sitzt nach Einschätzung Glücks "sehr fest im Sattel". Sie sei diejenige, die in so einer komplexen Situation am besten führen könne.
Glück: Merkel ist unverzichtbar - und Seehofer auch
Spekulationen, dass die SPD mit der Bedingung, auf Angela Merkel als Bundeskanzlerin zu verzichten, doch noch in Verhandlungen um eine Große Koalition eintreten könnte, erteilt Glück eine Absage. Dies werde auf keinen Fall funktionieren. Vielmehr hält er einen Zuwachs der Stimmen für die Union bei möglichen Neuwahlen für denkbar. Klar sei jetzt nämlich, dass dann CDU und CSU wieder Schulter an Schulter stünden: „Die alte Hypothek ist aufgearbeitet“.
In diesem Zusammenhang weist Alois Glück Horst Seehofer weiterhin eine führende Rolle innerhalb der CSU zu. Er könne sich nicht vorstellen, bei anstehenden möglichen Koalitionsverhandlungen auf Seehofer zu verzichten.
Heute Abend diskutieren unter anderem Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (beide CSU) in der "Münchner Runde" zum Thema "CSU unter Feuer: Wer führt die Partei in den Wahlkampf?" Ab 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen und im Livestream auf der BR24-Facebook-Seite.