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Flächenfraß

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Bund Naturschutz zum Flächenfraß: "Weiter so" geht nicht

Das Volksbegehren gegen Flächenfraß ist nicht zulässig. Das hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof entschieden. Doch das Thema Flächenverbrauch betrifft zahlreiche Städte und Gemeinden – auch Traunstein. Von Martin Binder

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Traunstein, die Stadt mit knapp 20.000 Einwohnern im Chiemgau ist hochattraktiv für Gewerbe und neue Bürger, der Platz dafür aber – wie fast überall – begrenzt. Es geht um einen Balanceakt zwischen dem Erhalt von Natur und neuen Flächen für Gewerbe und Wohnen.

"Wir alle sind uns bewusst, dass die Natur endlich ist und dass wir natürlich kein Recht haben, komplett darin einzugreifen", sagt Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel. Dennoch betont er: "Wir haben auch die Interessen unserer Betriebe zu berücksichtigen." Diese müssten sich erweitern. Es gebe großen Bedarf, der angemeldet wird. "Man muss halt versuchen, diese Gratwanderung möglichst positiv zu begleiten", sagt Kegel.

Entwicklungskonzept in Sachen Wirtschaft, Kultur, Wohnen

ISIK, das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept, ist sozusagen der Masterplan für die Stadt in Sachen Wirtschaft, Wohnen, Infrastruktur oder Kultur. Nach diesem Plan soll es nur noch die Ausweitung eines Gewerbegebietes im Norden geben. "Laut ISIK ist eine gewerbliche Erweiterung nur noch im Norden Traunsteins sinnvoll, und daran möchte ich mich auch sehr gerne halten", sagt Kegel.

Bund Naturschutz sieht Waldflächen in Gefahr

Für Beate Rutkowski, Vorsitzende des Bund Naturschutzes, wird in der Stadt zu viel gebaut. "Die Situation in Traunstein stellt sich genauso dar wie in ganz Deutschland", sagt sie. "Wir haben einen viel zu hohen Flächenverbrauch."

Laut den Daten vom Landesamt für Umwelt habe man in den letzten Jahren im Durchschnit 3,7 Hektar pro Jahr in Traunstein verloren, so Rutkowski. Sie verweist auf Gewerbeflächen im Norden und Süden, die in den letzten Jahren entstanden sind. Und sie macht sich Sorgen um den Wald. Besonders im Norden der Stadt Traunstein seien in den kommenden Jahren große Flächen in Gefahr.

Vorschläge, wie man Flächen sparen könnte, gibt es. Eine Möglichkeit ist, leerstehende Gebäude besser zu nutzen. Grundsätzlich gut, sagt Oberbürgermeister Kegel, aber: "Ein produzierendes Gewerbe kann natürlich nicht in ein Wohnhaus hinein. Das würde nicht funktionieren."

Volksbegehren unzulässig – Bund Naturschutz macht weiter

Das Volksbegehren gegen den Flächenfraß ist unzulässig, das hat der Verfassungsgerichthof festgestellt. Für Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz kein Grund, den Kampf gegen den Flächenfraß einzustellen. Ganz im Gegenteil, für sie steht fest: "Das Thema bleibt natürlich für uns auf der Tagesordnung. Denn ein 'Weiter so' beim Flächenverbrauch in Bayern und auch im Landkreis Traunstein darf es nicht geben."