Eine gelbe Blüte der Silphie.
Bildrechte: Theresa Krinninger / BR

Die "Durchwachsene Silphie" hat im Gegensatz zu Mais viele ökologische Vorteile.

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Blüte statt Mais: Traunsteiner Landwirte erproben Energiepflanze

Im Landkreis Traunstein experimentieren Landwirte seit einigen Jahren mit einer Pflanze namens "Durchwachsene Silphie" als Maisersatz für die Biogaserzeugung. Erste Erfahrungen zeigen: Sie kann viel, wenn die Bedingungen stimmen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Auf manchen Äckern im Landkreis Traunstein zeigt sich ein ungewöhnliches Bild: Hier wächst eine Pflanze, mit zwei bis drei Metern in etwa so hoch wie Mais, doch sie sieht eher aus wie eine riesige Blume mit hübschen gelben Blüten. Das ist die "Durchwachsene Silphie", auch Becherpflanze genannt; sie stammt ursprünglich aus Nordamerika.

Artenvielfalt auf dem Acker

In den 1980er Jahren wurde die Silphie in der damaligen DDR als Futterpflanze angebaut. Dann geriet sie in Vergessenheit, doch seit 2007 wächst sie wieder auf Äckern in Deutschland. Das Technologie- und Förderzentrum (TFZ), das nachwachsende Rohstoffe fördert, bescheinigt der Silphie viele ökologische Vorteile: Sie stellt keine besonderen Ansprüche an Klima oder Boden und sie bietet Nahrung und Schutz für Insekten und Wildtiere.

Weniger Ertrag als bei Silomais

Johann Hochreiter betreibt eine Biogasanlage in Schnaitsee im Landkreis Traunstein. Er hat sich als einer der ersten im Landkreis auf den noch unerprobten Anbau eingelassen. Drei Jahre nach der Aussaat steht die Silphie auf einem Feld zwei Meter hoch. Hochreiter bereut den Schritt keinesfalls. „Wenn man im Juli in das Feld geht, da schwirren Unmengen an Insekten rum“, sagt Johann Hochreiter. Der Ertrag sei zwar nicht mit dem von Silomais zu vergleichen, den er auf knapp dreimal so viel Fläche anbaut. „Aber es geht ja nicht nur um den Ertrag“, sagt er. Unterm Strich verursache die Becherpflanze aber weniger Arbeitsaufwand und dadurch könne sich der Anbau wieder lohnen.

Eine Kur für den Ackerboden

Die Silphie ist eine Dauerkultur, sie wird also nicht jedes Jahr neu ausgesät. Ihre Wurzeln bleiben im Boden und binden dadurch mehr Nährstoffe. Und erste Studien zeigen: Die Pflanze sorgt dafür, dass weniger schädliches Nitrat ins Grundwasser gelangt. Sie kann zehn Jahre und länger genutzt werden und benötigt weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel als die Maispflanze.

Landkreis fördert Arten- und Blütenvielfalt

Die Vorteile der Energiepflanze hat auch die Wirtschaftsförderung des Landkreises erkannt. Seit 2015 fördert der Landkreis Traunstein Aktionen zur Verbesserung der Arten- und Blütenvielfalt. 2018 haben die ersten Landwirte die Silphie für die Biogas-Erzeugung angebaut.

Insgesamt gibt es im Landkreis Traunstein derzeit 100 Hektar Anbaufläche mit der alternativen Energiepflanze. Der Maschinenring Traunstein und die Wirtschaftsförderung übernehmen die Aussaatkosten und stellen die Maschinen. Das Saatgut müssen die Landwirte selbst bezahlen.

Aussaat erfordert Spezialmaschinen

Im Vergleich zu Mais ist das Saatgut zehnmal teurer, doch dafür muss nur einmal für viele Jahre ausgesät werden. Dafür brauchen die Landwirte Spezialmaschinen, die der Maschinenring bereitstellt. „Wir organisieren die Maschinen deutschlandweit, sodass sie auch bei uns in der Region eingesetzt werden, damit die Aussaat effektiv abläuft, die Pflanze richtig anwächst und langjährig auch einen Ertrag bringt“, sagt Raphael Röckenwagner vom Maschinenring Traunstein.

Die Silphie auch als potenzieller Rohstoff für Papier

Im Herbst 2021 plant die Wirtschaftsförderung Traunstein eine erste Ertragsmessung im Landkreis. Außerdem soll weiter untersucht werden, wie sich die Silphie etwa zur Papierherstellung eignet und wie damit weitere Potenziale der Pflanze genutzt werden können.

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