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Polizist misst Geschwindigkeit

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Blitzmarathon: "Man hat schon so einen kleinen Jagdinstinkt"

Seit 6 Uhr in der Früh lauern sie versteckt oder offen sichtbar am Straßenrand. Polizeibeamte in ganz Bayern messen beim Blitzmarathon die Geschwindigkeiten. Die Aktion wurde groß angekündigt. Trotzdem waren viele zu schnell unterwegs.

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Und wieder einen Temposünder erwischt: Seit 6.00 Uhr in der Früh kontrollieren Katharina Schreiber und ihre Kollegen von der Polizeinspektion Miesbach an wechselnden Orten. Acht Raser haben sie heute schon erwischt. Und nun den neunten, an der Bundesstraße zwischen Irschenberg und Miesbach: 70 Kilometer pro Stunde sind erlaubt, der Fahrer war mit 79 unterwegs, macht 10 Euro Strafe. Der Fahrer hat vom Blitzmarathon nichts mitbekommen, zeigt sich aber reuig. Die meisten halten sich heute an die Begrenzungen, sagt die erste Hauptkommissarin aus Miesbach.

"Jeder nimmt den Fuß vom Gas. Aber auch den anderen 364 Tagen soll der Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit beachten. Das ist unser Ziel und wir wollen, dass dafür jeder Verkehrsteilnehmer wachgerüttelt wird." Katharina Schreiber, Polizei Miesbach

Die Raserei habe gefühlt in den letzten Jahrenzugenommen. Klassische Autotypen, deren Halter besonders zum Rasen neigen, will sie nicht nennen. Auch von den Uhrzeiten her gibt es keine „Raserstunde“, so Schreiber. Nur tagsüber seien die Geschwindigkeiten während des Berufsverkehrs natürlich geringer.

"Insbesondere zur Nachtzeit, wenn gelasert wird, werden auch mal höhere Geschwindigkeiten festgestellt." Katharina Schreiber, Polizei Miesbach

Training für neue Polizisten

Ein Blitzmarathon ist ihren Augen sinnvoll, auch wenn sich viele Fahrer per Lichthupe wohl ein Zeichen geben, dass die Beamten heute kontrollieren. In Wolfratshausen wird der Aktionstag dazu genutzt, die neuen Polizei-Beamten zu trainieren: Früh übt sich, wer später gut blitzen will. Hauptkommissar Toni Lechner von der Polizeiinspektion Wolfratshausen gibt den Azubis Tipps im Umgang mit der Laserpistole, zum Beispiel, dass man auf das Kennzeichen zielen muss.

"Wenn die Fahrzeuge in einer Schlange hier ankommen und du misst das erste Fahrzeug und man misst 60 km/h, dann kann man davon ausgehen, dass die Nachfolgenden auch mit 60 km/h unterwegs sind. Außer es ist eine größere Lücke dazwischen, dann misst du auch das nächste Fahrzeug." Toni Lechner, Polizei Wolfratshausen

Dann darf Andreas Contempi selber ran. Der 20-Jährige aus Wolfratshausen steht auf der Brücke und zielt durch das Visier die entfernten Autos an. Seit eineinhalb Monaten ist er jetzt bei der Polizei. Blitzen kann richtig Spaß machen – findet der junge Polizist.

"Der war zu schnell. Mit 84 km/h war er unterwegs. Man hat dann schon so einen kleinen Jagdinstinkt." Andreas Contempi, Polizei-Anwärter

Für viele Fahrer wird es richtig teuer

Die Fahrer haben Glück, dass Andreas nur übt. Für andere dürfte es bis Donnerstagfrüh bisweilen teuer werden. An 2.000 Stellen messen etwa 1.900 Polizisten bis morgen früh noch die Geschwindigkeit und ziehen Raser aus dem Verkehr. Im vergangenen Jahr wurden trotz Bekanntgabe knapp 9.000 Verkehrssünder ertappt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann findet den Blitzmarathon wichtig, trotz der Vorwarnungen an die Autofahrer.

"Der Blitzmarathon ist inzwischen eine bundes- und europaweite Sache. Der Termin ist auch europaweit abgestimmt. Es geht im Grunde darum, die Geschwindigkeitsbegrenzungen und Notwendigkeit sie einzuhalten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Wir wollen die Zahl der Verkehrsunfälle und besonders die Zahl der Verkehrstoten weiter reduzieren. Daran müssen wir entsprechend weiter arbeiten." Bayerns Innenminister Joachim Herrmann

Unfälle reduzieren, das findet auch Hauptkommissar Toni Lechner wichtig. Jeder dritte tödliche Verkehrsunfall geht auf zu schnelles Fahren zurück. 226 Menschen starben allein deshalb im vergangenen Jahr im Freistaat.