Bischof Bertram Meier feiert im Hohen Dom zu Augsburg den Weihnachtsgottesdienst
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Bischof Bertram Meier forderte in seiner Weihnachtspredikt die Gläubigen dazu auf, in innerkirchlichen Debatten mehr Meinungen zuzulassen.

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Bischof Bertram Meier: "Reichtum und Vielfalt" bewahren

Verschiedene Meinungen unverkrampft zulassen: In seiner Weihnachtspredigt im Augsburger Dom hat Bischof Bertram Meier die Gläubigen animiert, im innerkirchlichen Dialog offener zu werden. Die aktuelle Debattenkultur belaste ihn, sagte der Bischof.

Augsburgs Bischof Bertram Meier hat zu Weihnachten mehr "Weite und Großzügigkeit" bei innerkirchlichen Debatten angemahnt. "Wer das Wort Gottes für seine eigenen Interessen instrumentalisiert, nimmt ihm seine Fülle und Tiefe. Er setzt das Katholische aufs Spiel: Reichtum und Vielfalt", sagte Meier am ersten Weihnachtsfeiertag im Augsburger Dom.

Und weiter: "Wer einen katholischen Dialog will und praktiziert, der arbeitet nicht mit grünen und roten Karten, sondern lässt die Verschiedenheit der Meinungen offen und unverkrampft zu. Er tut alles, damit auch Andersdenkende zu Wort kommen und eine Stimme haben."

Bischof Bertram beklagt mangelnde Debattenkultur in der Kirche

Der Bischof betonte, es belaste ihn, "dass eine solche Debattenkultur gerade bei uns in der Kirche schwer scheint". Es stehe gegen die vielbeschworene Synodalität als Lebensstil der Kirche. "Mein Eindruck ist: Wir wollen nichts dem Zufall überlassen, wir haben Angst vor Spontaneität, wir ziehen unser jeweiliges Drehbuch durch", so der Bischof.

Es stellten sich daher für ihn folgende Fragen: "Wer führt in der Kirche Regie? Kommt bei unseren Strategien der Heilige Geist noch durch, bei den vielen Wörtern das Eine Wort? Oder wollen wir lieber alles selber machen, was wir in theologischen Kammern und akademischen Runden ausgedacht haben?"

  • Zum Artikel: Weihnachtsbotschaft: Papst Franziskus ruft zum Dialog auf

Bischof: Möglichst viele Stimmen in der Kirche integrieren

Meier erklärte, es gehe im offenen Dialog nicht darum, die vielfältigen Wortbeiträge schon im Vorfeld zu sortieren und, was gegen den Strich stehe, zu kritisieren, sondern möglichst viele Stimmen wohlwollend zu analysieren und zu integrieren. Der Bischof erinnerte an Ignatius von Loyola (1491-1556). Der Heilige habe den "guten Rat" gegeben, "alles zu tun, um die Meinung des anderen zu retten. So werden synodale Initiativen gelingen, der Erneuerung der Kirche dienen aus der Mitte Jesu Christi, des Wortes Gottes."

Stimmen versus das Wort Gottes

Deshalb müsse man unterscheiden zwischen Wort und Stimme. "Es gibt so viele Stimmen, auch in der Kirche, aber es gibt nur ein Wort: das kurze Wort, das Gott in eine Krippe gelegt hat. Dieses Wort kommt nicht aus uns, sondern zu uns. Wir verdanken es nicht unserer menschlichen Tat, sondern dem göttlichen Willen. Wir können es nicht machen, wir dürfen es empfangen, es uns sagen lassen."

  • Zur Übersicht: Kirchenjahr 2021: Bischöfliche Auszeiten und Rücktrittsversuche

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