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Belastetes Trinkwassern in Altötting - Vorwürfe an die Behörden

Die Menschen im Landkreis Altötting sind nicht ausreichend vor einer evtl. krebserregenden Chemikalie im Trinkwasser geschützt worden. Das folgert die Landtags-SPD aus einer Stellungnahme des bayerischen Gesundheitsministeriums, die dem BR vorliegt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

Es geht um die möglicherweise Krebs erregende Chemikalie Perfluoroctansäure (PFOA). Aus Sicht des SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn sind die Menschen im Landkreis Altötting nicht ausreichend vor diesem Stoff geschützt worden.

Was haben die Behörden gemacht?

Von Brunn zieht seinen Schluss aus einer Stellungnahme des bayerischen Gesundheitsministeriums, die dem Bayerischen Rundfunk vorliegt. Darin listet die Behörde unter anderem auf, was bisher getan wurde, um die Belastung zu verringern. Zum Schutz vor PFOA ging 2009 der erste Aktivkohlefilter bei einem örtlichen Wasserversorger in Betrieb, weitere sollen kommendes Jahr folgen.

Von Brunn: Belastungen seit 2006 bekannt

Außerdem wurden besonders belastete Trinkwasser-Brunnen abgeschaltet, oder es wurde unbelastetes Wasser beigemischt. Doch diese Maßnahmen waren nach Ansicht des SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn ungenügend. Seit 2006 habe man von den Belastungen gewusst, aber offensichtlich nicht aus Vorsorgegründen gehandelt, sagte von Brunn dem Bayerischen Rundfunk. Man hätte viel früher Brunnen schließen und Aktivkohlefilter einbauen müssen.

Menschen aus dem Landkreis Altötting stark belastet

Ab welcher Konzentration PFOA gesundheitsschädlich sein könnte, ist unklar. Es gibt keinen Grenzwert, sondern lediglich einen Leitwert. Dieser wurde laut Gesundheitsministerium von den örtlichen Wasserversorgern "in der Regel" eingehalten. Dennoch hatten Blutuntersuchen zuletzt ergeben, dass Menschen aus dem Landkreis Altötting bis zu 20 mal stärker belastet waren als Vergleichspersonen in München oder Passau.

Stoff schädigt Fortpflanzungsfähigkeit

Perfluoroctansäure wurde bis vor einigen Jahren legal in einem Chemiepark in Burgkirchen an der Alz verwendet. Über Luft, Boden und Grundwasser geriet es ins Trinkwasser. Im kommenden Jahr sollen weitere Filteranlagen in Betrieb gehen. Um die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen zu überprüfen, will der Landkreis Altötting demnächst das Blut von insgesamt 750 Menschen untersuchen lassen. PFOA gilt als schädlich für die Fortpflanzungsfähigkeit und den Fettstoffwechsel, und als möglicherweise Krebs erregend.Es baut sich im Körper nur langsam ab. Die Halbwertszeit beträgt nach derzeitigem Kenntnisstand etwa drei Jahre.