Seit Beginn des Jahres sind in Bayern hauptamtliche Integrationslotsen dafür zuständig, die Arbeit der Ehrenamtlichen in den bayerischen Städten und Landkreisen zu koordinieren. Sie wurden heute im Innenministerium für ihre Tätigkeit ausgebildet - mit Workshops und Vorträgen.
In 74 der bayerischen Landkreise und kreisfreien Städte gibt es schon solche Integrationslotsen. Die noch fehlenden Landkreise sollen bald nachziehen, wünscht sich das Innenministerium, das in diesem Jahr für die Lotsen etwa sechseinhalb Millionen Euro für zur Verfügung stellt.
Hilfe bei Arbeitserlaubnis und Wohnungssuche
Die Aufgaben eines solchen Integrationslotsen umreißt Irmgard Eichelmann vom Landratsamt Freising: "Es geht viel um Themen wie Aufenthaltsstatus, Arbeitserlaubnis, Zugang zu Schulen, Zugang zu anderen Hilfen." Ein Schwerpunkt sei das Thema Wohnen. Es gebe viele Menschen mit Bleiberecht. Denen müsse man helfen und Fragen klären. "Wie groß, wie teuer dürfen die Wohnungen sein, wie schafft man es, den Makler zu überzeugen?"
Vertrauen ist wichtig
Die Integrationslotsen sollen Strukturen für die ehrenamtlichen Helfer schaffen und als zuverlässige Ansprechpartner für Beratungen und Schulungen verantwortlich sein. Das geht aber nur, wenn man mit den Freiwilligen sich auf Augenhöhe unterhält: "Da ist es notwendig, dass man die Personen gut kennt, dass man authentisch ist und eine klare Linie hat", erklärt Eichelmann. "Die Leute müssen sich auf das verlassen können, was man ihnen sagt. Ich kenne die meisten meiner Helfer schon seit vier Jahren. Ohne sie wäre die Arbeit nicht zu leisten."
Lotsen als Motivatoren
Richard Linz teilt sich mit einer Kollegin die Stelle als Integrationslotse bei der Stadt Fürth. Er hilft dort, wo man es Ehrenamtlichen nicht mehr zumuten kann, sich darum zu kümmern, zum Beispiel wenn es um Gesetzesänderungen geht. Und nicht zuletzt muss der Mittelfranke ein Motivator sein, schließlich ist es nicht so leicht, diejenigen, die zum Teil seit Jahren freiwillig helfen, bei der Stange zu halten, geschweige denn neue aufzutreiben.
Es sei nicht nur im Flüchtlingsbereich, sondern generell schwierig, noch neue Freiwillige zu finden. "Das ist unsere Aufgabe als Integrationslotsen, da passgenau und individuell einen Bereich entwickeln", so Linz. "Das Schloss muss zum Schlüssel passen, damit der Ehrenamtliche motiviert ist." Und damit Integration klappen kann.
Flüchtlingsrat kritisiert Nähe zu Behörden
Der Bayerische Flüchtlingsrat bezeichnete das Projekt als "eine gute Sache". Mancherorts verstehe sich ein Lotse aber als verlängerter Arm der Behörden, hieß es in einer Mitteilung. Herrmann verteidigte die Lotsen: "Natürlich sollen die Integrationslotsen auch den Kontakt zu Behörden herstellen. Gerade das wünschen sich viele ehrenamtliche Helfer, die selbst nicht mit allzu viel Bürokratie belastet sein wollen."
Integration für alle Flüchtlinge gefordert
Darüberhinaus kritisierten die Organisationen ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe und der Bayerische Flüchtlingsrat, dass der Innenminister nur anerkannten Flüchtlingen den Weg in die Integration, in Arbeit oder Ausbildung, erlauben. Sie fordern eine Arbeits- und Ausbildungserlaubnis für alle Flüchtlinge, unabhängig von einer guten oder schlechten Bleibeperspektive. Die aktuelle Politik sei "ein aktiver Beitrag zur Desintegration, Frustration, Depression bis hin zur Kriminalisierung von Geflüchteten".