Jesus wird in einer Baustelle geboren; Rudi Bannwarth, Ettlingenweiher, 2015–2021
Bildrechte: Bayerisches Nationalmuseum/Foto: Bastian Krack

Jesus wird in einer Baustelle geboren; Rudi Bannwarth, Ettlingenweiher, 2015–2021

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Baustelle und Hippie-Flair – kuriose Krippen mit Botschaft

Maria, Josef und das Jesuskind – eine Krippe gehört für viele Familien zu Weihnachten dazu. Traditionell, oft holzgeschnitzt, mit Hirten und Schafen. Das Bayerische Nationalmuseum zeigt in einer Sonderausstellung Krippen, die ganz anders sind.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Die Madonna trägt grüne Blümchen im rotblonden Haar, sie steht mit ihrem Kind in einer Landschaft aus rosa Hügeln vor hellgelben Hintergrund. Der Münchner Künstler Walter Tafelmaier hat diese zweidimensionale Krippe aus bemalten Brettern um das Jahr 1970 entworfen.

Pastellfarbenes Hippie-Flair, das in Zeiten des Vietnamkrieges mit einer durchaus politischen Botschaft daherkommt, wie Kurator Thomas Schindler erklärt: "Die heiligen drei Könige, einer davon kniet, hält eine Friedenstaube in Richtung des Jesulein, die anderen beiden Könige haben Tauben auf ihren Köpfen. Wollte Walter Tafelmaier damit sagen, dass die Friedenstaube, der Frieden, das Leitmotiv von Politik sein sollte?"

Krippen mit versteckten Botschaften

Starke Botschaften, die aber von den Besucherinnen und Besuchern erst einmal entdeckt werden müssen zwischen all den ungewöhnlichen Farben, Formen und Materialien. Denn das Bayerische Nationalmuseum ist eigentlich bekannt für seine Dauerausstellung mit traditionellen Krippen. "Ich wär jetzt selber nicht auf die Idee gekommen, dass sowas als Krippe überhaupt verwendet wird, so ein Thema", erzählt eine überraschte Besucherin.

Vom bayerischen Maler Rupert Stöckl kommt eine Krippe im Stil des Surrealismus. Mit Metallfiguren, die alle Flügel tragen und mit bunten Farbklecksen bemalt sind. Ein Gemälde von Eckart Hahn spielt auf ein Bild von Peter Paul Rubens an – doch hier sind alle - Maria, Josef und das Jesuskind - in Plastiktüten, zum Beispiel von Edeka oder Adidas gehüllt.

Geburt Jesu wird auf Baustelle verlegt

Es sei "schon ein bisschen spinnert, flippig, anders als gewohnt", sagt Schindler. "Crazy Christmas eben". Aber es stecke bei all dem Verrückten auch das Verrücken mit drin, "also die Perspektive etwas zu verändern, um eine neue visuelle Erfahrung zu erlangen".

Die christliche Botschaft modern zu verpacken, ins Hier und Jetzt zu holen, darauf sei es den Künstlern angekommen. Vom Münchner Rudi Bannwarth kommt eine ganz aktuelle Krippe im Comic-Stil – die Geburt Jesu wurde in ein städtisches Umfeld verlegt, im Hintergrund stehen Hochhäuser und im Vordergrund ist eine Baustelle. Da steht Maria, eine junge blonde Frau mit ihrem Baby. Josef ist einer der Bauarbeiter in oranger Arbeitskleidung.

Was bedeutet Weihnachten in der heutigen Zeit?

Die Krippe ist eines der Highlights für den Kurator: "Der Gesichtsausdruck dieses deutlich älteren Bauarbeiters, irgendwo zwischen 'wo kommt das Kind her?' und 'fantastisch, hier ist ja ein Kind!' Es ist diese Ambivalenz, die in der Geburt Jesu für diesen Vater oder Nicht-Vater Josef drinsteckt."

Die moderne und ungewohnte Ästhetik der Krippen in der Sonderausstellung des Bayerischen Nationalmuseums regt auf jeden Fall zum Nachdenken an – über das, was die Weihnachtsbotschaft in der heutigen Zeit noch bedeutet.

Eine Flower-Power-Madonna mit Jesuskind in Pastellfarben, eine städtische Baustellen- Szene, die Heiligen Drei Könige aus Metall - Pop-Art, Surrealismus, bunte Farben, abstrakte Figuren: Crazy Christmas im Bayerischen Nationalmuseum.
Bildrechte: BR
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Crazy Christmas im Bayerischen Nationalmuseum.

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