Ein Zug der Wiesenttalbahn in der Fränkischen Schweiz.
Bildrechte: BR / Claudia Grimmer

Die Wiesenttalbahn fährt im Stundentakt zwischen Forchheim und Ebermannstadt. Das ist zu selten für viele Menschen in der Region.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Bahntakt Hindernis für die Verkehrswende auf dem Land

Bis zum Jahr 2030 will Bayern die Zahl der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr verdoppeln. Doch häufig ist die Alternative zum Auto nicht attraktiv genug, vor allem auf dem Land. Ein Beispiel aus Oberfranken.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In der Wiesenttalbahn von Forchheim nach Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz würden deutlich mehr Fahrgäste sitzen, wenn sie statt im Stundentakt unter der Woche tagsüber im 30-Minuten-Takt fahren würde. Davon sind die 5.815 Unterzeichner einer entsprechenden Petition überzeugt und fordern eine entsprechende Umstellung. Am Dienstag wurde das Thema einmal mehr im Verkehrsausschuss im bayerischen Landtag behandelt. Das Ergebnis: ein Jein.

Körber fordert ÖPNV-Offensive

Wie der Forchheimer Landtagsabgeordnete Sebastian Körber (FDP) mitteilte, hat sich der Verkehrsausschuss mehrheitlich darauf geeinigt, dass das Anliegen der Unterzeichnenden der Wiesenttalbahn-Petition grundsätzlich berechtigt sei. Allerdings, so Körber, bedeute das nicht die sofortige Umsetzung des 30-Minuten-Takts auf besagter Strecke. Dafür müssten noch weitere Hürden genommen werden. Körber wörtlich: "Der Beschluss kann lediglich der Start einer ÖPNV-Offensive in Oberfranken sein, welche die ländlichen Räume mitdenkt und auch nicht an der Stadtgrenze endet."

Petition von fast 6.000 Menschen unterschrieben

Körber ist verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Im Juni hatten ihm Bürger und Politiker aus dem Raum Forchheim eine Petition überreicht, die von 5.815 Menschen unterzeichnet worden war. Unter anderem wurde darin der Halbstundentakt für die Wiesenttalbahn in der Zeit von 6 bis 20 Uhr gefordert, zudem eine attraktive Gestaltung der Haltepunkte mit Sitz- und Fahrradabstellplätzen und eine bessere Abstimmung der Busfahrpläne auf den Fahrplan der Wiesenttalbahn. Derzeit fährt sie im Stundentakt zwischen Ebermannstadt und Forchheim. Für viele Pendler ist das zu unattraktiv, um vom Auto auf die Bahn umzusteigen.

Wiesenttalbahn bleibt auf der politischen Agenda

Der Forchheimer CSU-Landtagsabgeordnete Michael Hofmann begrüßt unterdessen die Entscheidung des Verkehrsausschusses. "Die Wiesenttalbahn bleibt auf der Agenda bayerischer Verkehrspolitik und damit auch die Aufgabe, wie wir den Schienenverkehr auf der Strecke weiter verbessern", so Hofmann in einer Mitteilung an die Medien. Er sei zufrieden mit diesem ersten Ergebnis, den er als Zwischenschritt wertet. "Jetzt sind alle politische Ebenen gefordert, dass es weiter vorwärts geht", so Hofmann. "Die Gemeinden entlang der Wiesenttalbahn müssen gemeinsam mit der DB Netz an der Attraktivität der Haltestellen arbeiten. Als Landkreis müssen wir unseren Busverkehr und erweiterten ÖPNV auf die Schiene ausrichten." Ein Schritt in diese Richtung sei der Integrale Taktfahrplan, bei dem die Fahrpläne von Bus und Bahn aufeinander abgestimmt werden.

Zu wenige Fahrgäste für Halbstunden-Takt

Im Juni hatte die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG auf eine Frage von BR24 nach den Chancen für einen 30-Minuten-Takt geantwortet, dass es dafür momentan keine Perspektive gebe. Dies liege primär daran, dass die letzte Fahrgast-Zählung im Jahr 2019 ergeben habe, dass es nicht ausreichend Kunden gebe. Die Bahn liege wochentags bei circa 650 Personenkilometern pro Kilometer Strecke. Die Bestellung eines halbstündlichen Zugangebotes in den Hauptverkehrszeiten sei in Bayern erst ab einer Nachfrage von 3.000 Personenkilometern vorgesehen. Die Maßeinheit für die Verkehrsleistung im Personenverkehr ist Personenkilometer: zurückgelegte Kilometer multipliziert mit der Zahl der Reisenden. Wie und ob sich das geplante 49-Euro-Ticket ab März 2023 auch auf die Zahl der Reisenden in der Wiesenttalbahn auswirken wird, bleibt eine spannende Frage.

Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale auf Eis

Auch anderswo in Bayern wird immer wieder über das Thema Bahnfahren diskutiert: In diesem Fall geht es um die Franken-Sachsen-Magistrale, die Nürnberg mit Dresden verbindet und noch immer nicht elektrifiziert ist. Nach ersten Planungen hat sich der Bund wegen Wirtschaftlichkeitsgründen aus dem Projekt zurückgezogen. Dagegen protestieren Bayern und Sachsen mit dem Argument, sie hätten bereits viel Geld in das Projekt investiert. Die Verkehrsminister von Bayern und Sachsen, Landräte und Bürgermeister haben dazu Mitte November eine Resolution an den Bund unterzeichnet.

Verkehrswende in vielen kleinen Schritten

Am diesjährigen "Tag der Schiene" im September formulierte auch der bayerische Landesverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) Forderungen an Bund und Land: Das Schienenverkehrsnetz müsse durch ein Konjunkturprogramm aus kleineren Maßnahmen gestärkt werden. "Damit die Verkehrswende im Personen- und Güterverkehr in ganz Bayern gelingen kann, ist ein Programm in der Fläche erforderlich", sagte Christian Loos, Landesvorsitzender des VCD Bayern. Das bedeutet: weniger Großbaustellen, mehr regionale, kleine Fortschritte, die beim Zugfahrer auch auf dem Land spürbar sind.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!