Eine Kreuzkröte sitzt im Moos.
Bildrechte: picture-alliance / OKAPIA KG, Germany | Raimund Cramm

Die stark gefährdete Kreuzkröte hat eine warzige Haut. Sie hat sich in einer Sandgrube bei Wilburgstetten (Lkr. Ansbach) angesiedelt.

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Baggern für bedrohte Kreuzkröte: Sandgrube ist neues Zuhause

In einer Sandgrube im Landkreis Ansbach hat sich die stark gefährdete Kreuzkröte niedergelassen. Naturschutz-Experten wollen, dass sie sich dauerhaft dort ansiedelt. Künftig sollen Bagger ihr Habitat einmal im Jahr herrichten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Kreuzkröte ist selten geworden in Bayern. Dass sie sich in einer Sandgrube in der Nähe von Wilburgstetten (Lkr. Ansbach) heimisch fühlt, ist daher ein Glücksfall. Diesen Lebensraum wollen die Naturschutzbehörden der Regierung von Mittelfranken und des Landkreises erhalten. Mit einem Bagger wurden kürzlich Gestrüpp entfernt und kleine Gruben ausgehoben, in denen sich Regenwasser sammeln kann, denn die Kreuzkröte benötigt immer wieder offene Bodenstellen und freie Wasserflächen.

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Kreuzkröten fühlen sich in Kies- oder Sandgruben wohl

Kleine Pfützen reichen den Amphibien für ihren Nachwuchs aus. In ihnen können sich die Kaulquappen der Kreuzkröten entwickeln. Kreuzkröten-Kaulquappen benötigten normalerweise nur drei bis sechs Wochen für die Entwicklung. Somit könnten diese Pfützen im Sommer auch austrocknen, ohne ein Problem für die Amphibien darzustellen, heißt es in einer Mitteilung. Nach Angaben des Landratsamts haben die nur wenige Zentimeter großen Kreuzkröten ihre natürlichen Lebensräume in sandigen Fluss- und Bachauen größtenteils verloren. Deshalb sei die stark gefährdete Art beinahe nur noch in menschengemachten Habitaten wie Kies- oder Sandgruben zu finden.

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Bagger kommen einmal im Jahr

In der Sandgrube in der Nähe des Wilburgstettener Ortsteils Welchenholz hört man das Trillern der Kreuzkröte kilometerweit. Damit sie sich dort auch weiterhin wohlfühlen, soll künftig einmal im Jahr der Bagger anrücken. Landrat Dr. Jürgen Ludwig (CSU) hofft, dass sich in der Folge auch weitere seltene Tierarten ansiedeln. "Schaffung und Erhalt von Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten können mit einvernehmlichen Lösungen und guter Zusammenarbeit vor Ort gelingen", so Ludwig.

Biologe entdeckte Kröten zufällig

Dass sich die Kreuzkröte in der Sandgrube angesiedelt hat, entdeckte Diplom-Biologe Ulrich Messlinger 2020 eher zufällig: Die Grube, die lange als Hausmüll- und Bauschuttdeponie diente, musste wegen Schadstoffbelastung saniert werden. Bei diesen Arbeiten hörte Messlinger das charakteristische Trillern der Kreuzkröte. "Die trillernden Rufe sind teils über Kilometer noch zu hören", so der Diplom-Biologe. Nach diesem Glücksfund werteten die Naturschutzbehörden der Regierung und des Landratsamtes die Sandgrube nun ökologisch auf, unterstützt von der Gemeinde Wilburgstetten und der benachbarten Sandwerke Brenner & Haas KG – damit sich die Kreuzkröte heimisch fühlt.

Bildrechte: Landratsamt Ansbach/Fabian Hähnlein
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Vertreter der Naturschutzbehörden und der Politik besichtigen den neuen Lebensraum der Kreuzkröte bei Wilburgstetten.

💡 Die Kreuzkröte

Die vier bis acht Zentimeter großen Froschlurche haben eine warzige Haut und sind am typisch weißlich-gelben Streifen auf dem Rücken zu erkennen. Anders als andere Frösche und Kröten bewegen sie sich nicht hüpfend fort, sondern laufen schnell wie eine Maus. In Europa kommen Kreuzkröten von der Iberischen Halbinsel bis nach Südschweden und Weißrussland vor, gelten aber als stark gefährdet. In Bayern stehen sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Das heißt, sie dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden.

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