Ein Kick-Tipp-Fußballfeld
Bildrechte: BR/Max Hofstetter

Es gärt im bayerischen Amateurfußball: Wie BR-Recherchen zeigen, klagen etliche Vereine über Gebühren des Fußballverbandes. Diese seien zu hoch.

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Bayerische Vereine beklagen Inkassomentalität im Fußball

Im bayerischen Amateurfußball gärt es: Vereine beklagen zu hohe Gebühren des Bayerischen Fußball-Verbandes, der den Spielbetrieb im Freistaat organisiert. Auch der Ruf nach mehr Transparenz wird lauter, wie BR-Recherchen zeigen.

Über dieses Thema berichtet: Der Funkstreifzug am .

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) ist die Dachorganisation für mehr als 4.500 Vereine. Er organisiert den Spielbetrieb in Bayern. Dafür müssen die Vereine an den Verband verschiedene Gebühren und Abgaben zahlen. Diese seien zum Teil aber viel zu hoch, kritisieren manche. In einer Umfrage des BR unter 30 Amateur-Fußballvereinen in Bayern bringt fast die Hälfte der Klubs ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck.

Spielerwechselgebühr laut Vereinen zu hoch

Sie beklagen sich vor allem über die Spielerwechsel-Gebühr. Diese wird fällig, wenn eine Spielerin oder ein Spieler zu einem anderen Verein wechselt: 54,55 Euro verlangt der BFV bei Erwachsenen. Dazu kommen weitere Gebühren, die an den Verband zu entrichten sind. In den Augen einiger Vereinsvertreter belasten sie die Klubs zusätzlich zu stark gestiegenen Energiekosten.

Warum ausgerechnet die Wechselgebühren so hoch seien, fragt sich etwa Florian Wullschläger vom SV Tennenlohe in Mittelfranken. Er verweist darauf, dass inzwischen viele Verwaltungsakte online abgewickelt würden, es auch Spielerpässe in Papierform nicht mehr gebe.

In anderen Bundesländern und Fußball-Landesverbänden ist die Gebühr viel niedriger. In Hessen kostet ein Wechsel weniger als die Hälfte, in Mecklenburg-Vorpommern sogar nur etwa ein Zehntel. Der Fußball-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern erklärt auf Anfrage, dass diese Passgebühren eben wegen der zunehmenden Digitalisierung zuletzt angepasst und halbiert worden seien.

Kaum öffentliche Kritik an Verband - BFV rechtfertigt Gebühren

Auf die BR-Umfrage per E-Mail melden sich aus allen Regierungsbezirken in Bayern Vereine zurück. Sie finden die Gebühren auch übertrieben, wünschen sich Transparenz, was mit den Geldern passiert. Nur wenige wollen sich aber öffentlich äußern. Teils scheuen sie Kritik am Verband. Michael Franke, Vorstand der FT Gern in München, äußert hingegen offen seine Wünsche: eben Transparenz und Informationen darüber, wofür das Geld verwendet wird.

Laut BFV ist speziell die Spielerwechsel-Gebühr verbandspolitisch gewünscht. Die Vereine, die Spieler aus anderen Klubs zu sich holen, sollen mehr zur Gesamtfinanzierung des Systems beitragen. Die Vereine, die mittels Engagement und dank intaktem Vereinsleben Spieler an sich binden, zahlen im Umkehrschluss weniger. So erklärt es der BFV per E-Mail.

Wohin fließt das Geld?

Detaillierte Fragen, etwa wofür diese Gebühren genau verwendet werden, beantwortet der BFV nicht. In einer Übersicht über den Finanzhaushalt des Bayerischen Fußball-Verbandes sind jedenfalls Einnahmen durch Passgebühren von beispielsweise rund 2,2 Millionen Euro im Jahr 2018 oder rund 1,85 Millionen Euro im Jahr 2021 angegeben.

Der BFV gibt in seiner Mail-Antwort zu verstehen, dass die Erstausstellung von Spielerpässen kostenfrei sei. Und dass die Vereine sehr wohl auch ein Mitspracherecht hätten, was die Höhe der Gebühren und Strafen angeht. Einbringen ließen sich Anregungen etwa über den Verbandstag, bei dem die Delegierten zum Großteil aus Vereinsvertretern bestehen. Auch die Runden Tische, die in den Kreisen regelmäßig stattfinden, böten solche Möglichkeiten. Zudem gebe es die "AG Finanzen".

Es gärt im bayerischen Amateurfußball

Die Angaben aus der Vereins-Umfrage sind nicht repräsentativ, angesichts von mehr als 4.500 Klubs, die im BFV organisiert sind. Aber sie scheinen ein Hinweis zu sein, dass es an der Fußball-Basis in Bayern gärt.

Zumal auf die Vereine schon die nächste finanzielle Herausforderung zukommt, als Folge der eben erst deutlich erhöhten Schiedsrichter-Spesen. Josef Hitzinger vom SC Schwarzach rechnet mit Mehrkosten: "Bei uns die Frauen-Mannschaft, die erste Mannschaft der Herren, und eine U-17-Mannschaft – da habe ich mal überschlagen, was einem Schiedsrichter zustehen würde, ohne Fahrtkosten, jetzt rein an Spesengeldern, und da kamen wir über diese drei Mannschaften auf etwa 3.000 bis 3.500 Euro Mehrkosten, pro Saison.“

Die Mitglieder müssen zahlen

Dem SC Schwarzach bleibt da – wie anderen Vereinen – nichts anderes übrig, als höhere Mitgliedsbeiträge zu verlangen, und die Kosten auf die Spielerinnen und Spieler umzulegen. Aus Sicht der Klubs ist das kein guter Weg. Im Moment aber wohl der einzige. Sie plädieren deshalb dafür, dass der Verband umsteuert und die Gebühren gesenkt werden.

Dieser Artikel ist erstmals am 20. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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Über dieses Thema berichtet um 12:17 Uhr die Sendung "Funkstreifzug" im Radioprogramm von BR24. Sie finden Sie auch als Podcast in der ARD-Audiothek.