Eine schottische Highland-Kuh mit ihrem Kälbchen im Niedermoor des Naturschutzgebiets Forstmoos
Bildrechte: BR/Susanne Pfaller

Schottische Highland-Kuh mit Kalb im Niedermoor (Symbolbild)

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Upgrading eines Niedermoors im Allgäu: Mit Schaf, Rind und Ziege

Kuhfladen sind eine Brutstätte für Insekten. Ziegen, die Weidenbäume abfressen, schützen ein Niedermoor vor der Verbuschung. Ein Naturschützer und ein Landwirt haben ein gemeinsames Projekt: Wenn Nutztiere Flächen beweiden, steigt die Artenvielfalt.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Christopher Hoffmann ist Landwirt im Nebenerwerb. Hauptberuflich arbeitet er im Bauhof, doch täglich nach Feierabend geht's ab in den zweiten Job. Er fährt zu seinen Tieren im Pleßer- und Booser Ried, einem Niedermoor in der Nähe von Memmingen im Unterallgäu. Dort lässt er verschiedene Nutztierrassen weiden und macht mit bei einem bayernweiten Projekt des LBV, des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz, das vom Freistaat gefördert wird.

Beweidungsprojekt für mehr Artenvielfalt

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) nutzt alleine in Schwaben in nahezu jedem Landkreis Flächen für sein Beweidungsprojekt. Das Ziel: durch Nutztiere auf der Fläche die Artenvielfalt zu erhöhen. Dafür hat der LBV in ganz Bayern Flächen gekauft oder gepachtet, die für die Landwirtschaft weniger rentabel sind. Finanziert wird das Projekt über das Vertragsnaturschutzprogramm des bayerischen Umweltministeriums.

Kooperation zwischen Landwirten und Artenschützern

Der LBV arbeitet dafür mit Landwirten vor Ort zusammen. So auch im Unterallgäu. Dort betreut Ferdinand Fehler vom LBV die Flächen und kümmert sich um die Bürokratie. Landwirt Christopher Hoffmann und seine Frau Ines betreuen die Tiere: Bergschafe, Coburger Fuchsschafe, Zwergziegen, schottische Hochlandrinder, einen Pinzgauer Ochsen und einen Blüem-Ochsen, eine besondere Farbvariante der Rasse Braunvieh. Die Tiere sind robust und das ganze Jahr über draußen.

Mit ihrem Verhalten auf der Weide tragen sie aktiv bei zum Artenschutz. Sie fressen, liegen und wandern umher. Damit setzen sie einen Kreislauf in Gang, sagt Geograph und Flächenmanager Ferdinand Fehler vom LBV: "Durch den Kot der Tiere werden für Insekten zahlreiche Eiablagemöglichkeiten geschaffen. Davon können wiederum viele Vögel profitieren, für die die Insekten Nahrungsgrundlage sind." Ein weiterer Effekt: Durch Pflanzensamen, die die Schafe, Rinder und Ziegen im Fell mittragen, entsteht auf den Flächen mit der Zeit auch mehr Artenvielfalt.

Ziegen als Landschaftsgärtner

Das Ziel des Projektes ist es, Flächen, die bisher nicht so artenreich waren, mithilfe der Weidetiere aufzuwerten. Vor allem die gefräßigen Ziegen sind sehr effektiv: Sie verbeißen die Weidenbüsche. Damit zerstören sie sie nicht, aber drängen sie zurück und schützen das Niedermoor vor Verbuschung, sagt Ferdinand Fehler. So pflegen die Tiere das Gehölz ganz natürlich. Vor dem Start des Projekts mussten die Flächen von Landwirten regelmäßig abgemäht werden.

Für die Beweidung von rund 15 Hektar Flächen bekommt Nebenerwerbslandwirt Christopher Hoffmann vom Freistaat rund 2000 Euro pro Jahr. Damit sind gerade einmal die Kosten gedeckt. Denn er muss Zäune errichten, regelmäßig Wasser fahren, Mineralstoffe zufüttern, die Tiere immer wieder umsetzen. Es gibt täglich was zu tun, doch für ihn ist das eine Herzensangelegenheit: "Es ist viel Aufwand, aber es macht Spaß. Für mich ist es eine Abwechslung zur Arbeit. Ohne Tiere würde es bei mir nicht gehen, sie gehören mit zur Familie."

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