Rottweiler "Bonsai" aus Amberg.
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Ärger in Amberg: Stadt verzehnfacht Steuer für Listenhunde

Die Steuer für bestimmte Hunderassen soll in Amberg um das Zehnfache angehoben werden. Einige Hundebesitzer fühlen sich deswegen diskriminiert. Eine Ambergerin hat deshalb eine Petition gestartet. Sie fordert ein Umdenken des Stadtrates.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Vanessa Vogel aus Amberg versteht die Welt nicht mehr. Der Amberger Stadtrat hat im Oktober beschlossen, die Steuer für sogenannte Listenhunde anzuheben. Hundebesitzer spezieller Rassen sollen dann nicht mehr wie bisher 50 Euro pro Jahr bezahlen, sondern 500 Euro. Die Hundebesitzerin kann da nur den Kopf schütteln. Ihr Rottweiler "Bonsai" ist jetzt zwölf Jahre alt und soll plötzlich, nur aufgrund seiner Rasse, mehr kosten. Zum Vergleich: Im niederbayerischen Passau kostet die Hundesteuer für Listenhunde 200 Euro, in Würzburg 400 Euro und in Regensburg 480 Euro. Die Hundesteuer für nicht gelistete Hunde, wie einen Labrador, beträgt in Amberg 50 Euro pro Jahr.

In Bayern stehen bestimmte Hunderassen auf einer sogenannten "Rasseliste". Auf dieser sind Hunde aufgeführt, denen Aggressivität und Gefährlichkeit zugeschrieben wird. Umgangssprachlich werden sie auch "Kampfhunde" genannt.

"Verwaltungsinterner Verbesserungsvorschlag"

Rund 1.100 Hunde sind derzeit in der Stadt Amberg gemeldet, und nur 15 Tiere davon sind Listenhunde. Ausschlaggebend für die Verzehnfachung der Steuer war laut Stadt Amberg ein verwaltungsinterner Verbesserungsvorschlag. Wie Simon Hauck, Sprecher der Stadt Amberg, dem BR mitteilt, habe die Stadt nun beschlossen, eine eigene Steuerklasse für Listenhunde einzuführen. Der Betrag in Höhe von 500 Euro habe das Ziel, die Population bestimmter Hunderassen zu minimieren. In den vergangenen Monaten gab es keinen konkreten Vorfall von Listenhunden in Amberg.

Kampfhunde gefährlicher als andere Rassen?

Das Bayerische Innenministerium erfasst jährlich die Anzahl der Hunde-Angriffe im Freistaat. Im vergangenen Jahr sind insgesamt 723 Menschen von Hunden gebissen worden. 49 Fälle sind auf Kampfhunde zurückzuführen. Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) vertritt die Meinung, dass die Gefährlichkeit eines Hundes nicht an der Rassezugehörigkeit festgemacht werden kann. Laut VDH steht dies im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Der Verband sieht ein Grundproblem vor allem bei den Importen sehr junger, schlecht versorgter Welpen aus dem südosteuropäischen Raum. Der Verband fordert deshalb unter anderem mehr Kontrollen bei der Einfuhr von Hunden sowie eine nachweisbare Sachkunde für Züchter. Außerdem spricht sich der VDH für eine bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Hunden aus.

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Vanessa Vogel

Einige Bundesländer haben Rasseliste abgeschafft

Nicht alle Bundesländer in Deutschland haben eine extra Liste für bestimmte Hunderassen. In Schleswig-Holstein beispielsweise werden Hunde nicht mehr aufgrund ihrer Rasse als gefährlich eingestuft, sondern nur, wenn sie auffällig geworden sind. Auch in Thüringen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurde die Rasseliste abgeschafft.

Vanessa Vogel hat eine Petition gestartet und 859 Unterschriften gesammelt. Dass die Entscheidung noch einmal revidiert wird, glaubt sie jedoch nicht. In dieser Woche hatte die Hundebesitzerin einen Gesprächstermin mit Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny. Laut Vogel möchte der CSU-Politiker in der nächsten Stadtratssitzung die Petition seinen Ratsmitgliedern vorlegen. Sie will sich jetzt dafür einsetzten, dass die Liste für bestimmte Hunderassen in Bayern abgeschafft wird. Sie fordert stattdessen einen Sachkundenachweis für alle Hundehalter, wie es seit 2013 in Niedersachsen der Fall ist. "Ich weiß, dass es ein langer, steiniger Weg wird, aber ich werde es versuchen", so Vanessa Vogel im BR-Interview.

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