Festivalbesucher reisen ab
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Das PULS Open Air des Bayerischen Rundfunks auf Schloss Kaltenberg musste nach nur einem Tag vorzeitig beendet werden.

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Absage PULS Open Air: Zu wenig Personal in der Eventbranche

Die Event- und Kulturbranche versucht, sich von der Corona-Pandemie vollständig zu erholen. Theoretisch können wieder zahlreiche Fans zu Konzerten strömen. Doch der Personalmangel sorgt für Probleme.

Rund 11.000 junge Menschen hatten sich besonders auf das letzte Wochenende gefreut. Nach zwei Jahren wäre es eine Gelegenheit gewesen, beim PULS Open Air auf Schloss Kaltenberg wieder zusammen zu zelten, zu feiern - und vor allem wieder Live-Musik zu erleben. Doch dann kam alles anders: Das Open Air musste am Freitagmorgen abgesagt werden – auf dringende Empfehlung der Sicherheitsbehörden.

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Denn der vom Veranstalter Amont Gastro GmbH beauftragte Ordnungsdienst war nicht in der Lage, die vereinbarte Anzahl an Ordnungskräften und Securities zu stellen. Vor allem für das Publikum war die Nachricht ein Schock. Hört man sich aber in der Veranstaltungsbranche um, stößt man auch auf Verständnis. Die Branche kämpfe nach Ende der meisten Corona-Maßnahmen immer noch mit großen Problemen, heißt es von dort.

Konzertveranstalter leiden unter Personalmangel

Vor allem die dünne Personaldecke macht vielen Veranstaltern Sorgen. Nach zwei Jahren Pandemie, in denen so viel ausgefallen und verschoben wurde, in denen der ganze Kulturbetrieb teilweise still stand, läuft vieles nicht mehr so reibungslos wie noch 2019. Viele Leute, die Bühnen aufgebaut haben, die bei Konzerten Getränke ausgeschenkt oder eben auch für die Sicherheit des Publikums gesorgt haben, mussten sich in den letzten beiden Jahren neue Jobs suchen. Das erzählen die meisten Konzertveranstalter. Darunter leidet auch Manuel Weiskopf, Chef der Firma s-cape, die Sicherheitsberatung für viele große Veranstaltungen macht.

Der Personalmangel sei nicht komplett neu – aber das Ausmaß in diesem Jahr sei "brachial", sagt Weiskopf. Das werde auch die nächsten Jahre noch so bleiben, weil viel gutes, erfahrenes Personal abgewandert sei. "Aber ganz eklatant wird’s dann, wenn wir in den Sicherheitsbereich reingehen, da ist ein brutaler Mangel in der Branche", sagt Weiskopf und fügt hinzu: "Ich würde - ohne alle Zahlen zu kennen - sagen, dass wir mindestens 30 bis 40 Prozent Personalmangel haben."

Künstlern fehlt Planungssicherheit

Für Künstlerinnen und Künstler bedeutet das: Auch wenn theoretisch gerade wieder Konzerte mit vielen Fans möglich wären, heißt das nicht, dass die auch stattfinden können. Keine Planungssicherheit zu haben, zermürbt zum Beispiel die junge und aufstrebende Sängerin und Songschreiberin Antje Schomaker. Auch sie hätte am PULS Open Air spielen sollen, hätte es denn stattgefunden.

Schomaker berichtet, es gebe Momente, in denen man denke, jetzt sei alles wieder normal. "Dann kommen aber so Sachen wie zum Beispiel mit dem PULS, dass man merkt: 'Ne, krass, ich kann mich einfach auf nichts so richtig verlassen.'" Das hätten die Künstlerinnen und Künstler jetzt gelernt. "Also dieser instabile Boden, auf den wir gerade unsere Karrieren bauen, das ist etwas, das sehr tief geht und ich glaube, das darf man auch nicht außer Acht lassen, was das am Ende mit der mentalen Gesundheit dieser Branche macht."

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Zusammenhalt in der Kulturbranche

Gut möglich also, dass die Pandemie auch Folgen hat, die sich heute noch gar nicht absehen lassen. Für den Augenblick bleibt der Personalmangel die größte Sorge in der Eventbranche. Absagen wollen alle um jeden Preis vermeiden – solange die Sicherheit des Publikums gewährleistet werden kann.

Immerhin spürt Andy Barsekow, PULS Open Air Projektleiter für den BR, hier viel Zusammenhalt in der gesamten Branche. "Es war sehr bewegend, auch mitzubekommen, wie viele Zuschriften wir bekommen haben, mit viel Mitgefühl, also wirklich von Künstlerinnen und Künstlern, von anderen Veranstaltern, Bookern, eigentlich von der ganzen Musikbranche, die dieses Problem kennen und teilweise natürlich auch Angst haben, dass ihnen Ähnliches blüht in diesem Sommer", sagt Barsekow.

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