Fahrgäste warten im Bahnhof auf eine Regionalbahn.
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Die Nahverkehrsbranche setzt sich für eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets um zwei weitere Monate ein.

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9-Euro-Ticket: Verkehrsbetriebe fordern Verlängerung

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat sich für eine zweimonatige Verlängerung des bis Ende August befristeten 9-Euro-Tickets ausgesprochen. Die Zeit könne genutzt werden, um ein Nachfolgeangebot zu entwerfen, so Verbandschef Wolff.

Die Nahverkehrsbranche setzt sich für eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets um zwei weitere Monate ein. "Wir brauchen schnell eine Nachfolgelösung", sagte Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der Süddeutschen Zeitung. "Am besten wäre es, die Aktion als Übergangslösung um weitere zwei Monate zu verlängern. Das Ticket könnte im September und Oktober weiter gelten und so die Bürgerinnen und Bürger von den hohen Energiepreisen entlasten", betonte Wolff.

9-Euro-Ticket: VDV fordert Verlängerung

Die im Juni gestarteten 9-Euro-Tickets gelten noch im Juli und August und ermöglichen bundesweit jeweils für einen Monat Fahrten in Bussen und Bahnen des Nahverkehrs. Die Debatte über eine Nachfolgeregelung ist bereits voll im Gange. Wolff sagte, der Vorschlag für eine Übergangslösung um zwei Monate würde Politik und Branche Zeit verschaffen, um ein dauerhaftes Angebot für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu entwickeln. Er rief Bund und Länder auf, sich rasch zusammenzusetzen.

Verkehrsbetriebe erhöhen Druck auf Wissing

Dem Verband zufolge geht es bei dem Vorschlag um eine Übergangslösung. Die befristete Verlängerung verschaffe Politik und Branche Zeit, ein dauerhaftes Angebot für ein bundesweites Nahverkehrsticket zu entwickeln. Der Verband widerspricht damit auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der erst im November über eine Fortsetzung beraten will. Das sei zu spät für eine Lösung zum 1. Januar 2023, warnt Wolff.

Gegenüber BR24 verlangte Wolff vom Bund zudem umfassende Investitionen. "Der Nahverkehr in Deutschland braucht dringend mehr Geld. Egal ob Brücken oder Trassen: Wie auch bei der Bahn wächst der Sanierungsbedarf. Und auch das Angebot muss besser werden", so Wolff. Die Bundesregierung wolle die Fahrgastzahlen verdoppeln. Dafür müsse man aber mehr anbieten als günstige Tickets. "Auf Dauer will niemand als Sardine befördert werden. Wir brauchen dringend Investitionen in Busse, Bahnen und den Ausbau von Linien und Takten", sagte Wolff.

Dazu brauche es Milliardeninvestitionen. Allzu optimistisch ist der VDV-Chef jedoch nicht. "Die Gefahr ist gerade groß, dass der deutsche Nahverkehr eine andere Richtung einschlägt. Den Verkehrsverbänden fehlt es an Geld. Die Energie und Lohnkosten steigen, der Bund erhöht die Mittel aber nicht. Die Folgen werden die Fahrgäste zu spüren bekommen." Viele Verbünde planten bereits für Ende des Jahres höhere Ticketpreise, andere seien gezwungen Takte auszudünnen, um zu sparen.

Bund-Länder-Gerangel um Nachfolgeregelung und Kosten

Wissing hatte am Mittwoch gesagt, in der Debatte um eine Nachfolgeregelung für das beliebte 9-Euro-Ticket sehe er die Verantwortung für das weitere Vorgehen bei den Bundesländern. Der öffentliche Nahverkehr und dessen Tarifgestaltung seien eindeutig Ländersache, sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Die Länder müssten daher sehen, "wie sie das finanzieren wollen".

In der Situation des Ukraine-Krieges habe der Bund einmalig einen Entlastungsvorschlag gemacht und das Ticket auch für drei Monate finanziert. "Jetzt muss man schauen, wie die Länder das finanzieren wollen." Aus den Ländern kamen umgehend Hinweise, dass der Bund wegen nötiger zusätzlicher Milliarden weiter mit in der Verantwortung sei.

Der VDV hatte langfristig ein bundesweit gültiges 69-Euro-Ticket vorgeschlagen. Die Politik könne diesen Monatspreis "aus sozialpolitischen Erwägungen - zum Beispiel für die Dauer des Krieges - für Bedürftige auf 29 oder 39 Euro senken", sagte Wolff.

Mit dpa- und AFP-Material.

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