Nahaufnahme des 7.000 Jahre alten Getreides
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7.000 Jahre altes Urgetreide in Niederbayern entdeckt

Das Haltbarkeitsdatum war schon etwas überschritten: Im Landkreis Landshut haben Archäologen bei Ausgrabungsarbeiten rund 7.000 Jahre altes Getreide gefunden. Die Getreidesorte gibt es heute nicht mehr – ein spannender Fund.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Archäologen sind bei Grabungen in Landshut auf ein Dorf der Jungsteinzeit mit rund 7.000 Jahre altem Urgetriede gestoßen. Das hat die Kreisarchäologie am Landratsamt Landshut am Montag bekanntgegeben.

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Dorf aus der Jungsteinzeit entdeckt

Der Landkreis Landshut erweitert aktuell seine Reststoffdeponie in Spitzlberg im Markt Ergolding. Dabei sind die Kreisarchäologen bei ihren Vorarbeiten auf außergewöhnliche Funde gestoßen, die nun analysiert worden sind.

Bei Grabungen auf der rund drei Hektar großen Fläche fanden die Archäologen ein den Angaben zufolge "gut erhaltenes Dorf der mittleren Jungsteinzeit" (4.900 - 4.500 v. Chr.) und eine Siedlung der Latènezeit (450 - 15 v. Chr.).

Fünf Kilo-Getreide-Fund als "Glücksfall"

Im Bereich eines steinzeitlichen Hauses haben die Archäologen neben allerlei Keramikgefäßen und Steingeräten auch mehr als fünf Kilo verkohltes Getreide entdeckt, das einen seltenen Einblick in die Ernährung der jungsteinzeitlichen Menschen zur damaligen Zeit in Niederbayern ermöglicht. Wie die Untersuchung durch ein Speziallabor in Vilnius in Litauen ergab, sind die Getreidekörner fast 7.000 Jahre alt.

Bereits der Fund an sich stellt nach Angaben der Fachleute einen Glücksfall dar, da organische Funde wie Getreidekörner aus dieser fernen Vergangenheit nur sehr selten erhalten bleiben.

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Luftbild der Grabungsfläche in Spitzlberg im Sommer 2021.

Weizenart existiert heute nicht mehr

Um zu erfahren, aus welchem Getreide die steinzeitlichen Bewohner des Landkreises Landshut ihr täglich Brot anfertigten, wurde eine Probe des Getreidefundes zur botanischen Analyse an ein Speziallabor übergeben – mit überraschendem Ergebnis: Bei nur zehn Prozent des gefundenen Getreides handelt es sich um Einkorn, das neben Emmer eine der am längsten verwendeten Getreidearten in Mitteleuropa ist. Die überwiegende Mehrheit der Körner aber stammt nach den bisherigen Ergebnissen von einer heute nicht mehr existierenden Weizenart, die wohl während der Bronzezeit im Dunkel der Geschichte verschwunden ist. Sie ist bislang nur in einer Hand voll archäologischer Fundstellen aufgetaucht und wird in der Wissenschaft als "New Glume Wheat" bezeichnet.

Geschmacksprobe fällt aus

Bei dem Getreide in Spitzlberg handelt es sich um einen speisefertig verlesenen Vorrat dieses heute unbekannten Weizens. Vermutlich war er von den Bewohnern des Hauses dazu vorgesehen, in dem Ofen gedarrt zu werden. Das Darren oder Dörren diente der Verbesserung der Lagerungsfähigkeit. Vielleicht sollte der Vorrat den jungsteinzeitlichen Menschen als Nahrungsreserve für den Winter dienen. Aus irgendeinem Grund misslang das Darren: die Temperatur war zu hoch, die Getreidekörner verkohlten und der Ofen wurde durch die große Hitze zerstört.

Für die Archäologen bedeutet dieses steinzeitliche Missgeschick einen Glücksfall. Es ermöglicht einen seltenen Einblick in die Ernährung unserer Vorfahren – wenn auch die Frage, wie Brot aus diesem Getreide geschmeckt haben könnte, unbeantwortet bleiben wird. 

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