Bei den Jamaika-Sondierungen in Berlin sorgt der Familiennachzug von Flüchtlingen für Krach. Es geht um Flüchtlinge mit sogenanntem eingeschränktem Schutzstatus: Davon gibt es etwa 1.900 in der Oberpfalz, darunter viele Menschen aus Syrien und Afghanistan.
Diese Leute haben eine befristete Aufenthaltsgestattung für zwei bis drei Jahre. Dann wird überprüft, ob sich die Lage in ihrem Heimatland soweit entspannt hat, dass sie wieder nach Hause zurückkehren können. Diesen Menschen wollen die Grünen jetzt erlauben, möglichst bald ihre engsten Familienangehörigen nach Deutschland nachzuholen, die Unionsparteien sind dagegen.
Zwischen 500 und 2.000 Menschen könnten nachziehen
Was die Diskussion so schwierig macht: Niemand weiß, mit wie vielen Nachzüglern in den Flüchtlingsfamilien eigentlich zu rechnen ist. Während die Experten vom Auswärtigen Amt davon ausgehen, dass auf jeden eingeschränkt geschützten Flüchtling bis zu ein Familiennachzügler kommt, operiert zum Beispiel das Bundesamt für Migration mit einem deutlich niedrigeren Faktor. Heruntergerechnet auf die Oberpfalz bedeutet das eine Spanne zwischen 500 und 2.000 Menschen, die ihren Angehörigen nachreisen könnten.
Flüchtlingsinitiativen wie der Verein Campus Asyl, der in der Region Regensburg mit mehreren Hundert Freiwilligen Asylbewerber betreut, plädieren für den Familiennachzug. Das würde die Integrationsbereitschaft fördern, sagt Barbara Wittmann vom Campus-Asyl-Vorstand.
"So lange die Familie nicht dabei ist, haben die Menschen auch nicht den Kopf frei, für Arbeit und Sprache zu lernen. Und das sehen wir als großes Problem an." Barbara Wittmann, Campus-Asyl
Nicht betroffen von der Debatte sind übrigens anerkannte Asylbewerber, die den vollen Schutzstatus genießen. Hier funktioniert der Familiennachzug. In die Oberpfalz sind seit März dieses Jahres laut Bezirksregierung knapp 300 Menschen zu ihren Angehörigen nachgezogen.