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Trend Schrebergarten Ein Fleckchen Freiheit in der Corona-Krise

Gärtnern tut Körper, Geist und Seele gut – und macht dabei noch riesigen Spaß. Besonders für Familien in der Stadt ist ein Schrebergarten jetzt in der Corona-Krise großes Glück. Bewegung und frische Luft werden direkt mitgepachtet.

Von: Agnieszka Schneider, Veronika Beer

Stand: 23.11.2020

Moderator Fero Andersen hilft Familie Hussock das Laub von der Wiese vorm Vereinsheim in die Gartenlaube zu transportieren.  | Bild: BR

Gerade in Zeiten von Corona sind verwunschene Schrebergärten ein Paradies. Welch schönes Fleckchen Erde mitten in der Stadt bietet beispielsweise die Münchner Kleingartenanlage Nord-West 18 mit ihren 122 Parzellen! Zuletzt im Herbst gab es wieder jede Menge zu tun – doch das schreckt hier niemanden ab.

Im Gegenteil: Der Traum vom Kleingarten ist so groß, dass Interessenten mehrere Jahre auf eine Parzelle warten müssen. Familie Hussock hatte Glück: Seit Kurzen gehört ihr hier ein Stück vom Glück. Dorothea und Sven genießen in ihrem kleinen Garten mit ihren Töchtern Penelope (5) und Miranda (2) eine ganz neue Freiheit in der Corona-Krise.

Schrebergarten pünktlich zur ersten Lockdown-Phase

Die Zusage kam an den Anfang des Jahres, kurz vor der ersten Lockdown-Phase. Ein großes Glück! Alle Schulen, Kindergärten, Kitas und Spielplätze in der Stadt waren geschlossen. Doch die Kinder der Hussocks tobten fast jeden Tag frei im neuen Garten herum und erforschten alle Ecken. Sogar Bienenstöcke stehen hier - fast schon unwirklich schön!

Zweieinhalb Jahre hatten sich die Hussocks um eine Parzelle bemüht. Für 3.600 Euro Ablöse übernahmen sie den 250 Quadratmeter großen Garten im Februar. Statt die Kinder wie am Regentagen drinnen zu bespaßen oder vor den Fernseher zu setzen, legten sie gemeinsam Beete an und pflanzten Sträucher um.

Abenteuerspielplatz mit Pflichten

Für die beiden Mädchen ist der Schrebergarten ein toller Abenteuerspielplatz. Für die Eltern bringt er aber auch Pflichten mit sich. Ein Drittel der Gartenfläche muss laut Kleingartenverordnung mit Obst und Gemüse bewirtschaftet werden.

Noch im Oktober erntete Dorothea Weintrauben, um die sie sich die Monate zuvor gekümmert hatte. Daraus wurde Saft gemacht, ein interessantes Experiment für die Familie.

"Ein Paradies! Für mich ist das toll. Ich bin als Kind mit einem Kleingarten aufgewachsen und freue mich, das an die Kinder weitergeben zu können."

Sven Hussock über das Kleingarten-Glück für ihre Familie

Das Laub muss weg, das Laub muss drauf

In der Kleingartenanlage Nord-West 18 sind Hobbygärtner unter sich und unterstützen sich gegenseitig. Selbstverständlich hilft Familie Hussock auch mit, das Laub auf der Wiese vor dem Vereinsheim einzusammeln. Die Blätter würden den Grashalmen sonst Licht und Sauerstoff nehmen. Bleibt das Laub länger liegen, entstehen gelbe Flecken, die im Frühjahr sichtbar werden.

Doch weggeworfen wird das Laub nicht. Im Garten der Familie Hussock gibt es eine sinnvolle Verwendung dafür. Dort wird es über die Erde gestreut, die damit quasi winterfest wird. Über den Winter entwickelt sich dann eine Art Humus, den man im Frühling wunderbar verwenden kann.

Das Laub ist also ein natürlicher Schutz vor Winterfrost und Kälte. Während die Blätter im Winter auf den Beeten verrotten, dringen wertvolle Nährstoffe in den Boden – die beste Grundlage für das Säen und Setzen neuer Pflanzen. Im Frühjahr kann die übrig gebliebene Blätterschicht einfach abgeharkt und auf dem Kompost entsorgt werden.

Neue Himbeersträucher und Platz für Igel & Co.

Als Winterschutz für die wilden Erdbeeren nutzt Familie Hussock Äste. Dafür eignet sich eigentlich alles, was Dorothea und Sven zuvor abgeschnitten haben. Mehrere Sträucher mussten weichen. Dort können sich nun Igel und andere Tiere einnisten.

Doch es gibt noch mehr zu tun, bevor der große Wintereinbruch kommt. Zwei Himbeersträucher sollen noch in die Erde, an einen besonders sonnigen Platz, um dann hoffentlich im nächsten Jahr schon zu sprießen.

Überall im Umbruch: Theaterproben im Kleingarten-Vereinsheim

Neue Pflanzen kommen rein, andere mussten dafür weichen – Umbruch im Garten von Sven Hussock. Doch auch andere, ungewollte Veränderungen musste er in diesem Jahr hinnehmen. Sven ist Schauspieler, auch auf der Theaterbühne. Durch Corona brach ihm seit dem Frühjahr viel Arbeit weg. Doch auch da konnte der Kleingarten helfen:

"Wir hatten Indien von Josef Hader, Alfred Dorfer. Das wollten wir eigentlich im Mai aufführen – konnte man ja alles zu dem Zeitpunkt vergessen. Und dann haben wir den Vorstandsvorsitzenden Jörg Schnöring vom Kleingartenverein gefragt, ob wir da bei ihm im Vereinsheim probieren können. Und das konnten wir dann machen! Sogar die Pressefotos, die haben wir im Vereinsheim vom Kleingarten gemacht…"

Schauspieler Sven Hussock über das doppelte Glück seines Schrebergartens in der Corona-Krise

Gegrillte Zucchini aus dem eigenen Garten

In der Parzelle der Hussocks kommen zum perfekten Ausklang des Schrebergarten-Tages selbst angebaute Zucchini auf den Tisch. Sie kommen in einen Couscous-Salat mit Rosinen, ein bisschen orientalisch. Einfach nachkochen – und am besten draußen genießen!

Rezept: Couscous-Salat mit gegrillten Zucchini

Eingelegte Paprika aus dem Glas in Streifen schneiden. Couscous im Gemüsefond quellen lassen. Gedünstete rote Zwiebel und Knoblauch dazu, Rosinen nicht vergessen. Die Vinaigrette entsteht aus Olivenöl und Himbeeressig. Alles mit Gewürzen abschmecken, salzen und frische Petersilie untermischen. Die frisch gegrillten Zucchini kommen ganz zum Schluss zum Salat.


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