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Coronavirus Was bringt der Herbst?

Es ist schon erstaunlich: Über zwei Jahre hat nichts unseren Alltag und unser Leben so bestimmt, wie das Corona-Virus. Mittlerweile ist das Thema fast vollständig aus der öffentlichen Debatte verschwunden. Aber: Könnte der Herbst eine neue Welle bringen, gerade jetzt, wo das Oktoberfest vor der Tür steht?

Von: Florian Heinhold

Stand: 11.09.2023

Im Labor Becker in München werden bis heute Coronatests ausgewertet und Viren sequenziert. Noch ist die Positivrate der Tests nicht besorgniserregend. Aber der Höhepunkt der Saison für Atemwegserkrankungen kommt ja erst noch.

"Wir als Labor bereiten uns wieder auf Corona vor. Wir bieten jetzt Corona nicht nur als Einzeldiagnose an, sondern in größeren Panels, damit man sagen kann, wir können gleich unterscheiden: Ist es Corona, oder ist es ein anderer Erreger."

Prof. Dr. med. Jürgen Durner, Laboratoriumsmediziner, Labor Becker, München

Im Winter brauchen wir dann also nur noch einen Test für Corona, Influenza und RSV. Aber die Experten sehen auch genau hin, ob sich das Virus verändert.

"Wir sind immer auch auf der Hut und auf der Suche nach neuen Varianten, zusammen mit den öffentlichen Einrichtungen, so dass wir sagen: Wenn wir besonders starke Viruslasten haben, bohren wir natürlich weiter nach oder machen weitere Untersuchungen."

Prof. Dr. med. Jürgen Durner, Laboratoriumsmediziner, Labor Becker, München

Neue Varianten

Aktuell dominiert die Variante Eris, aber weltweit breitet sich nun die Variante Pirola aus, die besonders viele Mutationen im Spike-Protein aufweist.

Auch am Klinikum Großhadern haben die Ärzte das Virus natürlich weiter im Blick. Die neuen Varianten sieht man hier aber mit vorsichtigem Optimismus.

"Die Varianten, die im Moment unterwegs sind, sind Abkömmlinge der Omikron-Variante, die wir ja letztes Jahr hatten. Es sind verschiedene Veränderungen an der Oberflächen da. Man weiß, dass sie vielleicht etwas infektiöser sind. Aber im Moment haben wir keinen Hinweis darauf, dass wir besonders krankmachende Varianten sehen, die zu schweren Lungenstörungen führen oder zu Intensivaufenthalten."

Prof. Dr. med. Bernhard Heindl, Strategische Unternehmenssteuerung, LMU-Klinikum, München

Während der Alpha- und Delta-Wellen, war in Großhadern alles mit Coronapatienten überfüllt. Die Situation drohte wie überall im Freistaat zeitweise außer Kontrolle zu geraten. Bei unserem Dreh hatte von den Patienten auf der Intensivstation kein einziger Corona.

"Das ist jetzt eine andere Situation als in den ersten schweren Wellen der Pandemie. Wir haben eine medikamentöse Therapie zur Verfügung, mit der wir sehr effektiv behandeln können. Und wir haben eine Bevölkerung, die eine breite Immunität aufgebaut hat, sei es durch die Erkrankung, aber auch durch die Impfungen."

PD Dr. med. Michael Irlbeck, Intensivmediziner, LMU-Klinikum, München

Aber könnte nochmal eine schlimmere Variante kommen, die eine richtige Welle auslöst? Das Oktoberfest steht vor der Tür. Tausende Menschen mit tausenden Viren aus aller Welt auf engstem Raum. Letztes Jahr gab es noch eine große Diskussion, ob die Wiesn in Zeiten von Corona überhaupt stattfinden soll. Dieses Jahr fordert aber niemand ein Verbot. Und wie bereitet sich die Politik auf eine mögliche neue Welle vor? Wir treffen Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Rande eines Termins in Weißenburg in Mittelfranken. Wie genau sich die Coronalage im Herbst entwickeln wird, kann auch er nicht vorhersagen.

"Das lässt sich wahrscheinlich nicht ganz einschätzen, vor allem hängt es sicherlich auch davon ab, was für Varianten sich weiterhin entwickeln. Ich glaube man muss einfach draufschauen und man muss damit auch umgehen. Wir beobachten weiter das Geschehen, das ist ja auch eine der Lehren aus der Pandemie, wir haben Abwassermonitoring."

Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister

Hier am Klinikum in Weißenburg rechnet man nicht mehr mit einer Winter-Welle wie in den vergangenen Jahren – aber man wäre gewappnet.

"Das ist ja auch das einzig Positive, wir haben das ja schon mal alles durchgespielt. Wir haben praktisch die Pläne und Ideen alle in der Schublade, das kann man im wahrsten Sinne des Wortes sagen, oder auf der Festplatte. Das heißt, wir wissen, man kann eine Taskforce einsetzen, wir haben Hygienemaßnahmen, wir haben Vorräte an Schutzkleidung."

Dr. med. Christian Maune, Intensivmediziner, Klinikum Altmühlfranken, Weißenburg

Unter Experten ist klar: Die Impfung bleibt auch nach der Notlage weiter der Schlüssel.

"Wir werden mit Corona leben müssen und ich würde jedem empfehlen, einfach den Impfstatus nochmal überprüfen zu lassen, mit seiner Ärztin, seinem Arzt Kontakt aufzunehmen. Es kommt ja jetzt ein angepasster Impfstoff auch."

Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister

Neue Impfstoffe

Ab dem 18.9. steht dieser neue Biontech-Impfstoff zur Verfügung, der speziell auf die jetzt gängigen Omikron-Varianten angepasst wurde. Dass die Impfung wahrgenommen wird, ist auch für die Kliniken wichtig.

"Die Empfehlung ist, dass sich vor allem Menschen im Alter über 60 Jahren impfen sollten und Menschen, die ein gestörtes Immunsystem haben, die nicht immunkompetent sind. Die sollten sich auffrischen lassen, vorausgesetzt, dass die letzte Immunisierung oder Infektion mindestens ein Jahr zurückliegt."

Prof. Dr. med. Bernhard Heindl, Strategische Unternehmenssteuerung, LMU-Klinikum, München

Denn: Selbst wenn das Schlimmste überstanden ist, ganz werden wir Corona nicht mehr los.


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