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Fr, 1.12.2017 InnKaufhaus Wasserburg Christmas Crackers - Nachlese, Mitwirkende und Texte

„Christmas Cracker für die Ohren“ gab’s am 1. Dezember im Wasserburger InnKaufhaus von der Sprechermannschaft des Bayerischen Rundfunks. Besinnlich? Ja. Lustig? Auch. Sarkastisch? Allerdings. Kitschig? Auf keinen Fall!

Von: Michael Atzinger

Stand: 26.04.2020

Eine Sprech(er)stunde in einem großen Kaufhaus eine halbe Stunde nach Ladenschluss (an einem Freitag, an dem auch noch der städtische Christkindlmarkt eröffnet wird) – das ist zweifellos eine logistische Herausforderung. Die völlig stress-resistente Mannschaft rund um Sibylle und Tobias Schuhmacher vom Wasserburger InnKaufhaus meisterte diese Herausforderung mit lässiger Bravour.

Und was kann es für die Stimmen des Bayerischen Rundfunks Schöneres geben als eine adventliche Lesung inmitten von Engeln, Christbaumkugeln und glitzernder, funkelnder Weihnachtsdekoration - wunderbar stimmig begleitet von der Reifenberg Soatnmusi in der Besetzung Hackbrett, Gitarre, Harfe und Kontrabass!

Auch die Zuhörer wähnten sich von der ersten Minute an im Weihnachts-Wunderland – bei Glühwein und Punsch, bei Plätzchen und Lebkuchen. Dass die Texte den Rahmen des Besinnlichen des Öfteren sprengten, tat der Begeisterung keinen Abbruch – im Gegenteil: vom allzu Süßlichen, allzu Kitschigen wird man in diesen Tagen ohnehin überrollt.

Kitschfrei und berührend der Einstieg in diesen Abend: Michael Atzinger las aus „Auggie Wrens Weihnachtgeschichte“ von Paul Auster. Da belügt und bestiehlt ein junger Mann eine alte, blinde Frau – und beschert ihr dennoch das schönste Weihnachtsfest ihres ärmlichen, einsamen Lebens.
Margarita Wolf-Lenz stellte uns Emerentia, Rosalie und Marie vor, die drei unverheirateten Töchter des Oberstaatsanwalts Saltenberger, die zum Weihnachtsfest mit Männern beschenkt werden sollen. Was da alles schief ging, war für die drei überständigen Damen ärgerlich, fürs Wasserburger Publikum aber umso unterhaltsamer.

Was von den Weihnachtswünschen eines „nimmersatten“ Kindes übrig bleibt, nämlich nichts, erzählte uns Yvonne von Bibra. Und bestätigte uns nach der Pause glaubhaft die Existenz des Weihnachtsmanns.
Deutsch-italienische Irritationen beim Fest der Feste waren das Thema eines Textes von Jan Weiler, mit authentisch italienischem Zungenschlag gelesen von Petra Mörk.

„Weihnachten heißt schenken“ – dieses Motto treibt zwei miteinander konkurrierende amerikanische Familien in die Selbstverstümmelung. Sarkastischer Weihnachtsgrusel von David Sedaris mit Florian Schwarz.
Was einem Kellner widerfährt, der einem verwöhnten, aber vernachlässigten Kind mit einer schlichten Erbsensuppe und ein paar Murmeln einen wunderbaren Weihnachtsabend bereitet, erzählt Henrich Böll in einem wehmütig-melancholischen Monolog. Peter Veit verzauberte damit das Publikum.

„Was möchtest du denn zu Weihnachten?“ fragt eine Frau ihren Mann. Als der sich nur „ein Schuhschwämmchen“ wünscht (weil er ja sonst alles hat bzw. sonst nichts braucht), hängt der Haussegen schief. Constanze Fennel war Frau und Mann (und beides absolut glaubhaft) in dieser grandiosen Szene von Hanns Dieter Hüsch.
Gabi Hinterstoisser wünschte dann noch „Feliz Navidad“ – und lud zum großen Fressen mit einem Text von Juan Moreno, bevor eine witzige kleine bayerische Adventsgeschichte über ein Geldgeschenk des Finanzamts diesen bunten adventlichen Leseabend beschloss.

Eintritt frei – Spenden für Sternstunden

Das Publikum war nicht nur sehr applaus-, sondern auch überaus spendierfreudig: zusammen mit einem sehr großzügigen Scheck der Wasserburger Raiffeisenbank konnten wir der Aktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks und der Wasserburger Berufsschule (für ein Theaterprojekt zur Integration von Migranten) insgesamt 1.836 Euro überweisen. Herzlichen Dank!

Und übrigens: Wir kommen wieder – im Advent 2018!

Die mitwirkenden Sprecher und ihre Texte

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Paul Auster: Auggie Wrens Weihnachtsgeschichte
deutsch von Werner Schmitz.
Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg 2008
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Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt’s nicht (Auszug).
Ullstein Taschenbuch 2009
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Ludwig Thoma: Christabend. Eine Familiengeschichte
in: L. Thoma: Nachbarsleute.
Piper Verlag. München 1987
Unbekannter Autor: Eine bayerische Adventsgeschichte
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Heinrich Seidel: Der kleine Nimmersatt.
http://www.weihnachtsmann.net/weihnachtsgedichte/der-kleine-nimmersatt.htm
„Gibt es einen Weihnachtsmann?“
(im englischen Original „Is there a Santa Claus?“), ein Leitartikel der New York Sun, der erstmals am 21. September 1897 erschien und bis zur Einstellung der Zeitung 1950 jedes Jahr abgedruckt wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Gibt_es_einen_Weihnachtsmann%3F
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Heinrich Böll: Monolog eines Kellners.
in: H. Böll. Kölner Ausgabe. Bd. 12. 1959-1963.
Hrsg. von Robert C. Conrad.
© 2008, Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln
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Hanns Dieter Hüsch: Schuhschwämmchen
in: H. D. Hüsch: Frohes Fest. Geschichten zwischen Himmel, Café Pilatus und dem Niederrhein.
Tvd-Verlag. Düsseldorf 2008
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Juan Moreno: Feliz Navidad
in: J. Moreno: Von mir aus – Wahre Geschichten.
Deutsche Verlags-Anstalt in der Verlagsgruppe Random House GmbH 2004

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David Sedaris: Weihnachten heißt schenken'
in: D. Sedaris: Holydays on Ice,
übersetzt von Harry Rowohlt.
Heyne Taschenbuch 2009

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