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"Fei Fränggisch" Viele Fragen rund um den "Fidzer"

Hau, Schlag, Knall, Schuss, Treffer ... wenn es um die Bewertung des geistigen Zustands seines Gegenübers geht, ist der Franke phantasievoll. Doch wie passt der "Fidzer" da mit hinein? Ein Fall für "Fei Fränggisch"!

Von: David Saam

Stand: 15.12.2023

"Ey, du hosd doch an Schlooch! Du hosd an Hau, an Gnall, an Schuss, an Dreffer hosd du!"

Wos für a schbrachlicher Reichdum dud si do auf, wemmer am Menschn soong will, dasser ned ganz bei Drosd is, ned alla Dassn im Schrongg und scho goä ned alla Laddn am Zaun hodd.

In Franggn find si nuch a Schbezialidäd, do homm die Leud nämlich mancherords an Fidzer. Fidzer… so a komischs Word. Lassd uns des mol ausänanderfidzeln!

Der Linguist Oskar Weise erläutert 1910 in der Zeitschrift für deutsche Mundarten, dass das Verb "fitzein" in Franken, z.B. in Bayreuth, als Ausdruck für "schlagen" gebräuchlich woä und dass es, Zitat, "ohne Zweifel von ficken(fickezen), 'schnell hin- und herfahren' (z.B. mit einer Rute), herkommt." Ja, freilich: Andauerndes Schloong is amend ja nix annerschd als a schnelles Hin und Her.

Laud Fränkischem Wörterbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Uni Erlangen exisdiern fürs Verb fitzen vier Bedeudunga:
1. Mit einer Rute schlagen [Scho widder diese Rute?!?]
2. schlagen
3. jemanden necken, verspotten
4. sich beim Reiben an der Reibe den Finger, die Hand verletzen
Vor allen Dingen im Dörfla Hinterkleebach im Hummeltal bei Bayreuth scheind des häufich zu bassiern, dass die doddn sogoä a exdra Verb verwenden. Obbä woanderschd kommer den Fidzer wohl mid am Schlooch gleichsedzn.

Ezz wadd amol! Die Leud vom Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache, die homm doch an Fidzer! Die bringa ja alles nochmal durchänanner: Bei dene find sich nämli goä nix vom "schlagen" als Bedeutung für fitzen. Die schreibm, dass mer fitzen verwended, wenn sich was dichd verwirrd, z.B. Wolle, oder wenn jemand aufgereechd und verwirrd handeld.

Hmm … wie bassd na des ezz zamm? Välleichd so: Wenn aaner an Fidzer hodd, donn evenduell desweng, wall na jemand mid aaner Rudn an Schlooch auf Kubbf verbassd hodd, und dodermidd die Gedanggn dodool verwirrd hodd. Und wenn aaner in so am Zuschdand a Gemüsereibm benudzd, donn konn's doch ganz schnell bassiern, dass mer sich bei dem schnellen Hin und Her den Finger an der Reibe fidzd.

Jaja, des Meiers Fridzla, / des hodd fei an Fidzer!
Fährd in am deiern Flidzer / mid sein Weib nach Nizza
machd doddn gscheid auf glidzer, glidzer, glidzer, bling bling!
Dodäbei hoddä goä ka bissla Ding Ding…
Ding, Ding hald! Waaßd scho. Äh, ka Müggn, Monedn, Kröden, ned amol a Gemüsereibm hodd doch der! Konner si doch goä ned leisdn alles ...

"Fei Fränggisch" - unsere neue Rubrik

Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht - stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.


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