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Schockanruf Wie reagieren, wenn Betrüger anrufen?

Stellen Sie sich vor, Ihr Sohn, Ihre Tochter oder Ihr Enkelkind rufen Sie völlig aufgelöst unter Tränen an - und machen ein schlimmes Geständnis. Wie Schockanrufe funktionieren und was Sie dagegen tun können.

Stand: 05.02.2024

Frau erschrickt | Bild: mauritius images / F01photos / Alamy / Alamy Stock Photos

Das Telefon klingelt und am anderen Ende der Leitung meldet sich mit tränenerstickter Stimme der Sohn, die Tochter oder das Enkelkind. Ein Schock für alle Eltern und Großeltern - und eine mittlerweile sehr beliebte Betrugsmasche: der Schockanruf. Wichtig dabei: Versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Auch, wenn die Stimme erstaunlich nah an der echten Stimme Ihrer Liebsten ist - Stimm-Manipulationen sind mittlerweile über Künstliche Intelligenz möglich. Folgende Tipps helfen.

Wie verhalte ich mich richtig bei oder nach einem Fake-Kontakt?

Es gibt so viele Maschen, dass man trotz großer Vorsicht schnell zum Opfer betrügerischer Machenschaften werden kann.

Diese Tipps können Sie bei einem Betrugsversuch schützen:

  • bei Anrufen mit unbekannter Nummer zunächst mit einem einfachen "Hallo" rangehen und nicht gleich den eigenen Namen preisgeben
  • hat man etwas als Betrug enttarnt, unbedingt Mail oder Telefonnummer blockieren
  • Manche Familien schwören auf ein Geheimwort, das vereinbart wird. Das kann funktionieren, aber nur, wenn die angerufene Person die Ruhe bewahrt. Das geheime Wort kann so etwas sein wie: "Wie hieß unser erster Hund, der kleine, mit dem lockigen Fell?" oder "Wo haben wir nochmal den 70. Geburtstag von Oma Roswitha gefeiert?"
  • Grundsätzlich aber rät die Polizei dazu, im ersten Zweifel sofort aufzulegen und die echte Polizei anzurufen.
  • Es kann auch helfen, eine dritte Person, die vielleicht gerade in der Nähe ist, hinzuzuziehen, wie den Ehemann.
  • Spätestens dann, wenn zu Zahlungen gedrängt werde, sei Vorsicht geboten: Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft würde jemals am Telefon Geld von Ihnen fordern.
  • alle Mails kritisch hinterfragen und den Absender genau prüfen und darauf achten, ob man persönlich angesprochen wird
  • WhatsApp von unbekannten Nummern kritisch begutachten, auf keine Links klicken und keine Daten angeben, bis geklärt ist, von wem diese Nummer wirklich stammt

Checkliste Trickbetrüger

  • Wurden Sie angerufen?
  • Sollen Sie das Geld noch heute übergeben?
  • Wurde Ihnen verboten, über den Grund der Abhebung zu sprechen?
  • Hat sich der Anrufer als Familienangehöriger, Polizist, Arzt, Notar oder Richter ausgegeben?
  • Sollen Sie das Geld an eine Ihnen unbekannte Person übergeben?
  • Sollen Sie etwas überweisen oder eine Geldwertkarte kaufen?

Die Fragen, die auch auf einem sogenannten Präventionskuvert der Polizei Oberfranken stehen, haben wir auch auf einem PDF (Kasten links) zusammengestellt, das Sie ausdrucken und an ältere Nachbarn, Freunde oder Verwandte weitergeben können.

Ist Ihnen so etwas auch schonmal passiert? Erzählen Sie uns davon und schicken Sie uns gerne hier eine Sprachnachricht.

Schockanruf: Die Masche mit dem Unfall

Auch BAYERN 1-Hörerin Susi aus München ist das vor kurzem passiert: Ihr Sohn war an diesem Tag mit dem Auto unterwegs in die Berufsschule. Gegen 11 Uhr vormittags kam dann der Anruf - vermeintlich von ihrem Sohn selbst. Er habe gerade an einem Zebrastreifen eine Frau überfahren, die nun tot sei, schluchzte er. Vor Aufregung erkannte Susi nicht, dass es sich nicht wirklich um ihren Sohn handelte. Sie wurde aber stutzig, als das Telefon kurz darauf an einen angeblichen Polizeihauptkommissar übergeben wurde, der den Vorschlag machte, dass sie ihren Sohn mit einer Kaution in Höhe von 85.000 Euro freikaufen könne. Als Susi ihre Tochter ins Gespräch brachte, die neben ihr stand, legte der Betrüger einfach auf.

So kann ein Schockanruf klingen, wo die Tochter angeblich einen Unfall verursacht hat und nur gegen eine "Kaution" aus dem Gefängnis kommen könne.

Schockanruf: Die Masche mit der falschen Polizei

"Die Betrüger machen sich bei solchen Schockanrufen oder dem gängigen Enkeltrick unser instinktives Verhalten zunutze", erklärt Karl Schneid, Erster Kriminalhauptkommissar im Polizeipräsidium München: "Irgendwann fällt natürlich der Vorname des Enkels. Das machen die Täter ganz geschickt: Sie weinen und sind aufgelöst und es ist der Instinkt jedes Elternteils oder auch von Omas und Opas, irgendwann zu fragen: ‚Max, bist das du?‘ Die Täter greifen diesen Vornamen dann natürlich auf und bestätigen ihn." So hat es letztlich auch geklappt, dass Susi wirklich kurzzeitig dachte, ihr Sohn habe tatsächlich einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht.

Ähnliche Betrugsmaschen - wenn auch nicht ganz so heftig - sind auch laufend auf WhatsApp unterwegs. Wie sie funktionieren, lesen Sie hier: Betrügerische Nachrichten im Umlauf - Sohn oder Tochter mit neuer Nummer

Schockanruf - was tun?

  • Karl Schneid sagt, Susi habe sich intuitiv richtig verhalten, indem sie eine dritte Person hinzugezogen hat.

Schockanrufe Bayern

Die Telefonbetrugsmaschen werden immer erweitert und nehmen leider nicht ab. Über die aktuellsten Betrugswarnungen können Sie sich auch hier informieren: Im Link finden Sie immer ganz aktuelle Warnungen der Verbraucherzentrale Bayern vor Betrugsmaschen und Verbraucherfallen.

Wie kommen die Betrüger an meine Daten?

"Genau sagen kann man das leider nicht", sagt Peter Werthmann von der Presseabteilung des Polizeipräsidiums München. Oft nutzen die Betrüger ein Zufallsprinzip und verschicken beispielsweise gefälschte Bank-Mails. Trifft diese Mail dann auf jemanden, der tatsächlich bei dieser Bank ist, kann es schnell zu einem Betrugsfall kommen.

  • Bei Anrufen, wie dem Schockanruf, nutzen Kriminelle gerne die Verunsicherung der Opfer aus und stellen häufig die richtigen Fragen nach Daten, die man unter Schock unbewusst preisgibt. Tückisch daran ist: Es bleibt das Gefühl zurück, die Betrüger hätten im Vorfeld schon alle Daten gehabt.
  • Die E-Mail-Adressen und Telefonnummern ziehen sich die Betrüger nicht selten aus dem Internet über bestimmte Anmeldungen oder Registrierungen, die wir tätigen.
  • Außerdem wird vermutet, dass die Daten teils im Darknet zu bekommen sind.
  • Was die Telefonnummern angeht, wird auch nicht ausgeschlossen, dass die Betrüger nach dem Zufallsprinzip ganze Nummernblöcke generieren und Nachrichten auf "gut Glück" verschicken.

Ein weiterer guter Tipp: Nutzen Sie mehrere E-Mail-Adressen (beispielsweise eine ausschließlich für "Seriöses", eine für Social Media, eine für Gewinnspiele, Newsletter etc.)

Melde ich den Betrüger bei der Polizei?

Bei einem Betrugsversuch gibt es oft zu wenig Anhaltspunkte für Ermittlungsansätze, umso mehr sollte man in diesem Fall die Nummer oder die E-Mail blockieren und sich so selbst vor weiteren Angriffen schützen.
Ist man auf einen Betrüger hereingefallen und hat beispielsweise Geld überwiesen, sollte das dringend gemeldet und zur Anzeige gebracht werden. Manchmal ist es möglich, das Geld noch zurückzuholen. Je nach Betrugsvariante sollte man dann noch weitere Vorkehrungen treffen, um sich zu schützen, beispielsweise das Konto sperren zu lassen.  

Zudem dieser Hinweis der Bundesnetzagentur, die hier noch mehr Tipps für den Umgang mit unerwünschten Anrufen bereithält:

  • Vorsicht bei unbekannten Nummern: Rufen Sie nicht immer sofort zurück, wenn Sie einen entgangenen Anruf von einer unbekannten Rufnummer erhalten.

Für Beschwerden zu unerwünschten Anrufen jeder Art (unerlaubte Werbung, unangemessene Anrufzeiten, Probleme mit Drittanbietern, Ping-Anrufe, etc.) hat die Bundesnetzagentur Formulare und Kontaktmöglichkeiten eingerichtet. Jede dort gemeldete Nummer hilft, andere vor solchen Anrufen zu bewahren.

Auch die Anrufe von der angeblichen "Federal Police" oder von angeblich "Europol" sind Fakes, hier können Sie ein Beispiel hören:

Es kursieren eine ganze Reihe von ähnlichen Maschen, mit denen Betrüger versuchen, arglose Menschen abzuzocken - etwa von den angeblichen Polizisten, die bei Ihnen anrufen oder sogar an der Haustür klingeln: Lesen Sie hier, wie Sie falsche Polizisten erkennen.


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