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Höflichkeit Warum es uns glücklich macht, höflich zu sein

Den Sitzplatz anbieten, die Tür aufhalten, schwere Taschen tragen helfen, freundlich sein, Komplimente machen: Warum es uns selbst glücklich macht, wenn wir Höflichkeit und Manieren leben.

Von: Astrid Hickisch

Stand: 13.03.2024

Frau hält Haftnotiz in der Hand, auf der steht "You're great" | Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos

Umgangsformen sind der soziale Kitt unserer Gesellschaft: Die Regeln der Höflichkeit machen unser Miteinander angenehmer und leichter. Der Begriff "Höflichkeit" entstand ursprünglich als Begriff für die Regeln, die am Hofe, also für das höfische Leben, galten.

Was ist höflich - Generationen sind sich einig

Früher war man höflicher zueinander - das meinen 75 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage von YouGov, bei der 1.028 Menschen verschiedener Altersgruppen 2015 befragt wurden. Größtenteils einig waren sich alle aber, was höflich sei: "In allen Altersgruppen sagen mindestens neun von zehn Deutschen zum Beispiel, dass man in der Bahn seinen Platz räumen sollte, wenn eine alte oder schwangere Person einsteigt - insgesamt sind 94 Prozent dieser Meinung." Auch, dass es unhöflich ist, während eines Gesprächs immer auf das eigene Handy zu schauen, finden 91 Prozent der Befragten.

Warum Höflichkeit generell so wichtig ist

Wer höflich und freundlich ist, schafft ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens. Das macht jedes Gespräch, jede Begegnung für alle angenehm.

"Höflichkeit dient dazu, konfliktfrei durch den Alltag zu kommen. Es ist die Wahrung der richtigen Distanz und der angemessenen Nähe."

Clemens Graf von Hoyos, Deutsche Knigge-Gesellschaft

Diese Höflichkeit muss aber in "gesundem Maße ausgeprägt und ehrlich allen Mitmenschen gegenüber gemeint sein", so von Hoyos. "Die Grundlage von Höflichkeit ist die Wertschätzung."

Wer Höflichkeit zeigt, bekommt mehr

Freundliches Benehmen kann sich tatsächlich auch lohnen: Wer nett ist, bekommt mehr - am Dönerstand oder im Fast-Food-Restaurant. Das bewiesen Wirtschaftsforscher der Uni Graz in einer Studie. Sie schickten mehrere Mitarbeiter in Innsbruck und München in Fast-Food-Restaurants, um Eis zu kaufen. Bei der Bestellung lobten die Mitarbeiter das Produkt oder gaben schon bei der Bestellung ein Trinkgeld. Danach wurde das Eis gewogen. Bei Dönerständen in Graz, Innsbruck und München wurde ähnlich vorgegangen: Bei der Bestellung des Döner-Wraps gab es entweder Lob oder Trinkgeld. Ergebnis nach 100 Eiskäufen und 800 Döner-Bestellungen: Es gab zehn Prozent mehr Eis oder Döner für Kundinnen und Kunden, die Komplimente machten, und 17 Prozent mehr, wenn Trinkgeld gegeben wurde.

"Interessant war, dass der Effekt beim Trinkgeld über mehrere Besuche gleichgeblieben ist, während er bei Komplimenten deutlich anstieg und nach fünf Besuchen sogar stärker war als jener mit Trinkgeld", berichtet Dr. Stefan Palan von der Karl-Franzens-Universität Graz. Freundliches Benehmen ist also sogar wirkungsvoller als Trinkgeld. Hier geht es zur Zusammenfassung der Untersuchung.

Warum Großzügigkeit und Höflichkeit uns glücklich machen

Freundlichkeit und Großzügigkeit anderen gegenüber sind nicht nur wichtig für ein gutes Zusammenleben, sondern der Einzelne wird dadurch nachweislich glücklicher und zufriedener. Forscher der Universitäten Lübeck und Zürich sowie der Feinberg School of Medicine in Chicago haben in einer Studie herausgefunden, dass Großzügigkeit gegenüber Mitmenschen direkt mit dem Glücksempfinden verknüpft ist.

Die Versuchsanordnung war: Einer Gruppe von Probanden wurde erzählt, dass sie jetzt wöchentlich Geld bekommen würden, das sie für andere, also Verwandte und Freunde, ausgeben sollten. Die zweite Gruppe, die Kontrollgruppe, sollte das Geld für sich selbst verwenden. Danach mussten die Versuchspersonen im fMRT-Scanner, der - grob gesagt - die Aktivität der verschiedenen Hirnareale abbildet, eine Aufgabe lösen, die mit Großzügigkeit zu tun hatte. Außerdem wurden alle Studienteilnehmer befragt, wie glücklich sie sich fühlen.

Ergebnis: Die Probanden der ersten Gruppe, die sich vorab zur Großzügigkeit verpflichtet hatten, waren nicht nur bei der Aufgabenlösung großzügiger, sondern nach eigenen Angaben auch glücklicher. Im Hirn-Scan war zu erkennen, dass - sehr vereinfacht gesagt - das Hirn-Areal, das für generöses Verhalten zuständig ist, ein anderes Gebiet in unserem Gehirn aktiviert, das für unsere Glücksgefühle verantwortlich ist. Dazu sagt Prof. Dr. Soyoung Park, Autorin der Studie: "Dieses Glücksgefühl durch eine gute Tat bezeichnet man auch als 'warm-glow', was im Deutschen mit 'wohligem Gefühl' übersetzt werden kann." Die Ergebnisse der Studie finden Sie unter dem Link.

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