Ein Sportler sitzt nach dem Training erschöpft mit einem Handtuch auf seinem Kopf auf einem Laufband
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst( Fotograf: Klaus-Dietmar Gabbert

Zu viel Sport macht nicht nur den Körper müde, sondern auch das Gehirn, wie französische Wissenschaftler jetzt herausfanden.

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Zu viel Sport setzt auch unserem Gehirn zu

Sport ist wichtig für Körper und Geist. Doch wer zu viel trainiert, schadet beidem: Ein sogenanntes Übertraining laugt nicht nur unseren Körper, sondern auch unser Gehirn aus - mit erstaunlichen Konsequenzen, wie eine Studie aus Frankreich verrät.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Zu viel Sport schadet nicht nur unserem Körper. Ein übermäßiges Training wirkt sich ähnlich wie ein Burnout auf unser Gehirn aus. Das haben französische Wissenschaftler in einer Studie herausgefunden, die Ende September 2019 im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlicht wurde.

Das "Übertraining-Syndrom" und die körperlichen Folgen

Im Sport an seine Leistungsgrenze zu gehen, ist ganz normal. Schließlich wird man sonst nicht besser. Doch wer zu viel trainiert, der absolviert ein sogenanntes "Übertraining", wie die Sportwissenschaft das Phänomen nennt. Tut der Sportler dies dauerhaft, dann wird aus dem Übertraining das Übertraining-Syndrom. Mit zahlreichen körperlichen Folgen:

"Es gibt Veränderungen in der hormonellen Stressregulation. Die Personen stehen unter chronischer Stressbelastung und haben deshalb eine chronische hohe Cortisolausschüttung. Sie haben Schlafstörungen, das Immunsystem wird anders reguliert als sonst. Es kommt zu einer erhöhten Infektneigung [...] das sind so die typischen Befunde [...] Oliver Faude, Sportwissenschaftler an der Universität Basel

Mentale Auswirkungen von zu viel Sport: der Test der Wissenschaftler

Schon länger fragen sich Experten, ob das Übertraining-Syndrom nur körperlich vorliegt, oder ob auch das Gehirn davon mit betroffen ist. Um das herauszufinden, haben französische Forscher nun folgenden Test durchgeführt: Zuerst haben sie Triathleten in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe trainierte so wie vorher, also etwa zehn Stunden in der Woche. Die Teilnehmer der anderen Gruppe mussten ihr Training über drei Wochen lang um 40 Prozent erhöhen. Selbst für diese gut trainierten Sportler ging dieser Anstieg bis an ihre Leistungsgrenze. Anschließend kam der eigentliche Test:

"Wir haben getestet, ob sie impulsive wirtschaftliche Entscheidungen treffen. Also ob sie zum Beispiel entweder jetzt gleich zehn Euro oder in drei Monaten 30 Euro haben wollen." Bastien Blain, wissenschaftlicher Mitarbeiter am University College London (UCL) und einer der Autoren der Studie

Das Ergebnis des Tests: Die Sportler, die viel trainiert hatten und körperlich an ihre Leistungsgrenze gegangen waren, entschieden impulsiv: Sie wollten sofort die zehn Euro haben.

Für Bastien Blain, einem der Studienautoren, ist das Ergebnis wenig erstaunlich. Er sieht einen Zusammenhang mit dem Übertraining-Syndrom: Gerade Ausdauersportler wie Marathonläufer blenden oft die Schmerzen in ihren Muskeln aus, um ihr sportliches Ziel zu erreichen. Sie denken damit ebenso impulsiv und irrational, weil sie langfristige Folgen der Überlastung außer Acht lassen.

Was bei zu viel Sport im Gehirn passiert

Außerdem stellten die Forscher bei ihrer Studie fest, dass spezielle Stellen im Gehirn bei den Athleten, die übermäßig viel trainierten, inaktiver waren, als bei denjenigen, die ihr normales Trainingspensum absolvierten. Bei Menschen, die zu viel geistiger Arbeit nachgegangen sind, ist das übrigens genauso. Was genau zu dieser Inaktivität im Gehirn führt, ist noch nicht klar.

"Es könnte sein, dass sich dort Stoffwechselprodukte ablagern, die nicht abtransportiert werden. Darauf gibt es Hinweise in der Forschungsliteratur." Bastien Blain, einer der Autoren der Studie