Korallenriff mit Rotalgen, die ein Kalkskelett bilden.
Bildrechte: Institut für Geologie, Universität Hamburg

In 20 bis 30 Meter Wassertiefe im Indischen Ozean wachsen Korallen, denen der Klimawandel nichts anzuhaben scheint.

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Wie Korallen dem Klimawandel trotzen können

Weltweit machen sich Forscher Sorgen um die Korallenriffe in unseren Weltmeeren, die unter dem Klimawandel leiden. Doch im Südwesten des Indischen Ozeans gibt es ein besonderes Riff, dem die globale Erwärmung scheinbar nichts anhaben kann.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Das System von Korallenriffen im Indischen Ozean, zwischen den Seychellen und Mauritius, ist riesig, ungefähr so groß wie die Schweiz. Sechs Wochen lang waren Wissenschaftler mit dem Forschungsschiff "Sonne" in dem Gebiet unterwegs und wollten der ungewöhnlichen Widerstandskraft des Riffs auf die Spur kommen.

Das Riff, die Saya de Malha-Plattform, selbst ist fast unsichtbar, kein Tauch- oder Schnorchelparadies. Denn es liegt tief unter der Meeresoberfläche und wächst nicht so weit nach oben, wie man das zum Beispiel vom Great Barrier Reef in Australien her kennt. Es steigt vom 2.000 Meter tiefen Meeresgrund auf rund 20 bis 30 Meter Tiefe auf und zeichnet sich durch seinen hohen Kalkgehalt aus.

"Hunderte von Metern wird das dann mächtig. Also jemand, der schon mal in den nördlichen Kalkalpen wandern war oder in den Dolomiten, der kann sich solche Gebirge aus Riffgestein angucken. Und genauso ist es da auch. Ein ganz fantastisches Relief, eine Unterwasserlandschaft, die wir auch nicht erwartet haben, die von Canyons und Hügeln durchzogen wird." Prof. Christian Betzler, Geologe, Universität Hamburg

Korallen überleben in dunklen Meeresschichten

Was die Forscher wundert: Obwohl die Korallen von Mikroalgen übersäht sind, die eigentlich Licht brauchen, um zu überleben, hören sie in tieferen und damit dunkleren Wasserschichten einfach auf zu wachsen. Offenbar scheint das den Algen aber nichts auszumachen.

"Der große Unterschied ist, dass wir hier in einem Bereich sind, wo sehr starke Meeresströmungen auf diese Riffe treffen. Das könnte einer der Faktoren sein, die hier dazu führen, dass sich hier nicht solche Riffe ausbilden, wie wir das im Bereich der Malediven haben." Expeditionsleiter Sebastian Lindhorst, Geologe, Universität Hamburg

Dunkle Meeresschichten erwärmen sich nicht so schnell

Das könnte der Grund sein, warum dieses Riff mit den steigenden Wassertemperaturen durch den Klimawandel weniger Probleme hat. Korallen, die im flachen Wasser leben, müssen mittlerweile immer häufiger mit Temperaturen über 30 Grad umgehen, für die Mikroalgen ist das zu warm, sie gehen zu Grunde.

Die Folge: Korallenbleiche, es bleibt nur das Kalkgerüst der Koralle übrig, die Algen, die dem Riff die bunten und leuchtenden Farben geben, verschwinden und die Koralle stirbt ab. In 20 oder 30 Metern Wassertiefe wird es nicht so schnell warm.

"Da sind viele Wissenschaftler, die im Moment da überlegen: Könnten das ökologische Refugien sein, um die Riff-Diversität auf dem Globus zu erhalten? Aber dann gibt es auch Leute, die sagen: Nein, das ist völlig irrelevant, weil das sind andere Gattungen." Prof. Christian Betzler, Geologe, Universität Hamburg

Bis die Meeresforscher das genauer wissen, wird es aber noch eine Weile dauern.

Korallen sollen gerettet werden

Es gibt zahlreiche Versuche, um die Korallenriffe zu retten: Auf Hawaii zum Beispiel gibt es mittlerweile Initiativen, die Korallen züchten, denen warmes Wasser weniger anhaben kann. Andere wollen abgestorbene Riffe wiederbeleben, indem sie dort Ableger von gesunden Korallen pflanzen. Korallen sind aber nicht nur vom Klimawandel bedroht. Auch (Mikro-)Plastik macht ihnen zu schaffen.