Roter Schlangenstern (Ophiocoma wendtii)
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Der Rote Schlangenstern (Ophiocoma wendtii) bewegt sich mit seinen fünf Armen schlängelnd fort.

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Schlangensterne sehen ohne Augen und Gehirn

Der Rote Schlangenstern ist ein naher Verwandter des Seesterns und des Seeigels und überrascht Forscher immer wieder. So konnte ein Forscherteam jetzt nachweisen, dass das Tier sehen kann, ohne Augen oder ein Gehirn zu besitzen.

Eigentlich ist der Rote Schlangenstern (Ophiocoma wendtii) ein einziges Auge mit fünf stachligen Wimpern-Armen, denn seine Körperoberfläche ist von tausenden lichtempfindlichen Zellen bedeckt. Schon vor mehr als 30 Jahren fiel der karibische Riff-Bewohner Forschern auf, weil das Tier eine auffällige Abneigungen gegen Licht hatte und seine Farbe wechseln konnte. Wie sich nun zeigt, hängt beides mit seinem einzigartigen Sehsystem zusammen.

Nachts sind Rote Schlangensterne beige

Tagsüber trägt der Rote Schlangenstern, der Name verrät es schon, ein tiefes Rot, nachts zeigt er sich in einem leichten Beige. Der Farbwechsel hat System, wie Tests mit einer weiteren Schlangenstern-Art, Ophiocoma pumila, zeigen. Ophiocoma pumila besitzt auch Lichtsensoren auf der Haut, aber kein rotes Kleid. Diese Schlangenstern-Art trägt immer vornehme Blässe.

Sehtests für Schlangensterne

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Naturkundemuseums der Universität Oxford und mit Beteiligung des Museums für Naturkunde Berlin unterzog beide Schlangenstern-Arten Sehtests. Während Ophiocoma pumila durchfiel, bestand der Rote Schlangenstern den Test dank aktiver Teilnahme. Allerdings nur tagsüber, obwohl seine lichtempfindlichen Zellen nachweisbar Tag und Nacht aktiv waren. Eine harte Nuss für die Forscher, die sie aber knacken konnten:

"Wir konnten nachweisen, dass das Pigment tagsüber das Licht, das die Sensoren erreicht, auf einen engeren Winkel beschränkt, der ihrer hypothetischen visuellen Auflösung entspricht. Ohne dieses Pigment - bei Ophiocoma pumila oder während der Nacht bei Ophiocoma wendtii – erreichte das Licht die Sensoren aus einem viel breiteren Winkel, was das räumliche Sehen unmöglich macht." Esther Ullrich-Lüter, an der Studie beteiligte Forscherin am Museum für Naturkunde Berlin
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Der Arm eines Roten Schlangensterns in Nahaufnahme

Nur zwei Tiere weltweit können ohne Augen sehen

Damit ist der Rote Schlangenstern neben einer Seeigel-Art das bislang erst zweite bekannte Tier weltweit, das ohne Augen sehen und seine Farbe wechseln kann. Im Gegensatz zum Seestern macht der Rote Schlangenstern Strecke, indem er mit den Armen schlängelt. Das Ganzkörperauge bewegt sich gewissermaßen in einem Wimpernschlag fort. Die Studie ist am 2. Januar 2020 im Fachmagazin "Current Biology" erschienen.

Schlangenstern, Seestern und Seeigel auf einen Blick

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