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Schlammvulkan auf Java: Magmakammern als Motor?

Vor elf Jahren begann auf der Insel Java die Erde Schlamm zu spucken: Schlammvulkan Lusi war geboren. Seitdem hat er ganze Ortschaften unter meterdicken Schlammschichten begraben. Was treibt ihn an? Forscher sagen jetzt: Magma aus der Nachbarschaft.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Graue, schlammige Wüste erstreckt sich auf der indonesischen Insel dort, wo früher Menschen lebten und arbeiteten. Bis zu 40 Meter sind die Schlammschichten dick, rund 60.000 Einwohner sind inzwischen vor den Schlammmassen geflohen.

Ich hörte, wie die Menschen in meinem Ort schrien: Raus! Raus und weg! Da kommt eine Flutwelle! (Bewohnerin, Java)

Doch warum hört „Lusi“ nicht auf, Schlamm zu spucken? Darüber streiten die Experten. Ein Osloer Forscherteam will das Rätsel nun gelöst haben. Die Wissenschaftler prüften das Erdreich unter dem Vulkan in bis zu sechs Kilometer Tiefe und fanden heraus: Lusi ist mit einem nahegelegenen System von Magmakammern verbunden. Über unterirdische Gänge strömen heißes Wasser und Magma in das schlammige Sediment von „Lusi“. Die Folge: Es gelangt tonnenweise Schlamm an die Oberfläche.

Wenn Magma und andere heiße Flüssigkeiten in die organischen Sedimente fließen, ist das so, als ob man sie kochen würde. (Adriano Mazzini, Universität Oslo)

Wie bei einem Ballon, der wächst und wächst, entsteht Überdruck - der irgendwann weichen muss. Der einfachste Weg ist der nach oben. So spuckt „Lusi“ weiter Schlamm. Die Frage, die allerdings bleibt, wie kam es überhaupt zu der unterirdischen Verbindung von wohl zwei Vulkanen? Durch ein Erdbeben, so Mazzinis Theorie, nachdem er mit geologischen Messungen den Untergrund bis in sechs Meter Tiefe untersucht hat.

Erdbeben oder Gasbohrung?

Damit gibt es neue Nahrung für einen jahrelangen Forscherstreit: Viele Forscher sagten in der Vergangenheit, der Mensch sei für die nicht enden wollende Schlammflut verantwortlich. Sie machen eine Gasbohrung für das Entstehen von „Lusi“ verantwortlich. Durch das Schließen des Bohrloches sei im Untergrund Überdruck entstanden, Felsenschichten seien gebrochen und Grundwasser habe sich durch die Schlammschichten nach oben gedrückt. Von einem Erdbeben als Ursache gingen bisher nur wenige Forscher aus.

Es könnte irgendwann von selbst aufhören, aber das wird wahrscheinlich nicht passieren. (Adriano Mazzini, Universität Oslo)

So uneinig sich die Experten hinsichtlich der Ursache sind, so einhellig stimmen sie darin überein, dass „Lusi“ auf nahe und lange Sicht nicht aufhören wird, Schlamm zu spucken. Manche rechnen sogar damit, dass er noch hunderte von Jahren aktiv sein wird.