Saharastaub in der spanischen Stadt Malaga
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Lorenzo Carnero

Die Sahara ist die weltweite größte Quelle für Feinstaub, laut Studien schadet er aber der Gesundheit nicht.

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Saharastaub in der Atemluft: Wie schädlich ist er?

Saharastaub kann die Atemluft beeinträchtigen. Laut Studien ist Saharastaub aber harmloser als Feinstaub aus dem Straßenverkehr. Und für Pflanzen ist seine Wirkung sogar positiv.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Der Himmel ist gelb-rötlich, das Licht sepia-düster wie in einem Hollywood-Streifen. Kommt Regen dazu, wird es richtig gruselig. Rötlich gefärbte Blutregentropfen prasseln auf Autodächer und Fensterscheiben. Sie kleben dort fest – zumindest bis zur nächsten Waschanlage. Vor der bilden sich nach so einer Saharastaubwolke regelmäßig lange Schlangen.

Größte Quelle von Feinstaub weltweit

"Der Saharastaub, der zu uns herüberweht, besteht zu 60 Prozent aus Quarz", erklärt Dennis Nowak, Umweltmediziner am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München. "Dann zu geringeren Anteilen, so zwischen fünf und 15 Prozent aus Aluminiumoxid, Eisenoxid und zu kleineren Prozentsätzen aus Kalk, Magnesiumoxid und Kaliumoxid. Also Verbindungen, die toxikologisch vergleichsweise harmlos sind." Und von denen auch nur sehr geringe Menge in Bayern ankommen. Denn der Weg ist mehrere tausend Kilometer weit.

Pro Jahr werden eine Milliarde Tonnen Staub aus der Sahara verblasen. Damit ist sie die größte Quelle von Feinstaub weltweit. Der Wind trägt den Staub übers Meer und quer durch Europa. Auf dieser Reise bleiben die gröberen Sandkörnchen bald zurück. Sie sind zu schwer für hohe Luftschichten oder abflauende Lüftchen. Nur die Feinsten der Feinen landen bei uns im Norden, wie in diesen Tagen, erklärt Mark Perrington, Physiker am europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus.

Saharastaub harmloser als Feinstaub aus dem Straßenverkehr

Grundsätzlich ist Saharastaub deutlich harmloser als verkehrsbedingter Feinstaub, belegen Studien. Das gilt auch für den europäischen Süden, für Italien, Spanien, Griechenland und Portugal, wo ja weit mehr Saharastaub ankommt, als im Norden, etwa in Bayern. Wenn es um mehr Details dazu geht, urteilt Umweltmediziner Nowak, ist die Datenlage aber eher mäßig.

"Es gibt einzelne Studien mit Hinweis auf eine erhöhte Herz-Kreislaufsterblichkeit, es gibt einzelne Studien, die ein erhöhtes Risiko für Verschlechterungen asthmatischer Erkrankungen bei Kindern gezeigt haben, aber die Mehrzahl der Studien hat nichts gefunden, auch für Grobstaub nichts." Dennis Nowak, Umweltmediziner am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Es gibt Erfahrungswerte dazu, dass Saharastaub Menschen mit Asthma zu schaffen macht. Empirische Daten fehlen. Genauso lässt sich eine Verbindung zwischen Pollenallergie und Saharastaub bisher nur vermuten. Etwa in der Richtung, dass Pollen sich mit dem Feinstaub in der Luft verbinden und dadurch aggressiver werden.

Obst und Gemüse wie üblich vor dem Essen waschen

Gefahren hat die Wissenschaft bisher nur für die nähere Umgebung der Wüste ausgemacht. Für die Sahelzone sind Meningokokken-Infektionen dokumentiert, die auf die Übertragung durch Saharastaub zurückgeführt werden können. Bis zu uns würden es diese Erreger per Staubwolke nicht schaffen, schätzt Nowak.

Auch für Saharastaub auf Obst und Gemüse in unseren Gärten gibt der Umweltmediziner Entwarnung. Was aus dem Garten oder aus dem Laden kommt, solle man wie üblich vor dem Essen waschen. Damit gehe auch der Saharastaub runter. "Ich glaube, da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen", sagt Nowak.

Saharastaub ist für Pflanzen ein sehr guter Dünger

Für Pflanzen ist Saharastaub sogar ein idealer Dünger. Die kleinen Staubkörnchen liefern wertvolle Nährstoffe wie Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor - im heimischen Gartenbeet genauso wie an vielen anderen Orten

"Es gibt verschiedenste Studien, die zeigen, dass Saharastaub eine Rolle spielt beim Düngen von Phytoplankton im Atlantischen Ozean. Und auch dem Amazonas-Regenwald hilft er beim Wachsen", berichtet Physiker Mark Perrington vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Die Saharastürme bringen mehr als die Hälfte der Nährstoffe, die die tropischen Pflanzen im Amazonas-Gebiet für ihr Wachstum benötigen. Das haben britische Forscher jüngst in einer Studie belegt. Ohne diese Millionen Tonnen an Phosphaten, Sulfaten und Eisenoxiden wäre die Vegetation im größten Regenwald der Welt weniger üppig.

Früher ein Süßwassersee, heute Wüstenlandschaft

Das ist kein Wunder, denn dort, wo mit der Sahara heute eine riesige Wüstenlandschaft ist, war früher ein gewaltiger Süßwassersee. Der Boden und die Gebiete drum herum waren fruchtbar. Durch Verwitterung und Erosion wurden die lebenswichtigen Nährstoffe zu kleinen Partikeln gepresst. Die werden jetzt in Form von Staub kilometerweit transportiert.

Kommt Wasser dazu – also Regen – ergibt das den perfekten Flüssigdünger. Infolgedessen blüht die Sahara sehr schnell auf. Oder eben der Amazonas-Regenwald. Oder das Gemüsebeet. Ein fruchtbarer Gruß, wenn man so will aus einer der unwirtlichsten Gegenden der Welt.

Dem Menschen hilft Saharastaub also als natürlicher Pflanzendünger. Gesundheitsschädlich ist Saharastaub für uns nicht, Asthmatikern und Allergikern kann er allerdings kurzzeitig zu schaffen machen.

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