Emerenz ist die erste selbstgezogene Rottaler Stute aus dem Stall von Claudia Bauer-Dullinger (re.).
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Emerenz ist die erste selbstgezogene Rottaler Stute aus dem Stall von Claudia Bauer-Dullinger (re.).

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Seltene Rottaler Pferde: Züchter wollen bedrohte Rasse erhalten

Bei der Rottaler Zuchtschau muss sich Stute Emerenz vor einer Jury beweisen, damit sie zur Zucht freigegeben wird – für den Fortbestand der ältesten bayerischen Pferderasse ein wichtiger Schritt. Von den Rottaler Pferden gibt es nur noch 80 Tiere.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Für die Stute Emerenz und ihre Besitzerin Claudia Bauer-Dullinger ist die Rottaler Zuchtschau ein wichtiger Tag – hier wird der Charakter der fünfjährigen Stute getestet. Denn bevor die Rottaler Stute zur Zucht zugelassen werden kann, muss sie sich vor einer kritischen Jury beweisen. Dass sie diesen Test besteht, ist aber notwendig. Denn diese alte Rasse ist vom Aussterben bedroht. Aktuell gibt es nur noch rund achtzig dieser Pferde.

Rottaler Pferde für ihre Gelassenheit bekannt

In Bayern gehörten Pferde lange Zeit auf jeden Hof – als Arbeitstiere, für den Ritt zum Einkauf – überall wurden sie gebraucht. Im Rottal in Niederbayern waren das eben die Rottaler Pferde, die älteste bayerische Pferderasse. Besonders an ihnen ist der Charakter: Die Tiere sind für ihre besondere Gelassenheit bekannt. Auch besonders umgänglich und menschenbezogen seien die Tiere, sagt Bernhard Käß aus dem Vorstand des Rottaler Förderkreises.

"Die sind fast alle geritten und gefahren, das findet man bei anderen Rassen fast nicht mehr", sagt Käß. Nach zehn Jahren in anderen Städten findet die Zuchtschau wieder in Pfarrkirchen statt – direkt auf der historischen Trabrennbahn.

Wesenstest entscheidet über Zukunft

Für einen Wesenstest muss die Stute mit ihrer Halterin einen Parcours ablaufen, in den Schwierigkeiten eingebaut sind. Es geht vorbei an einer Plane, an bunten Luftballons, sich schließenden Mülltonnen und an Menschen, die verschiedenfarbige Regenschirme öffnen. Jetzt geht es darum, dass das Tier die Hindernisse gelassen passiert.

Claudia Bauer-Dullinger hat ihre Stute zwar vorbereitet, allerdings sind die ungewohnte Umgebung und das Publikum ein besonderer Stressfaktor. Auch die Farben der Hindernisse spielen eine Rolle, so Bauer-Dullinger, die vier Rottaler in ihrem Stall hat. Denn Pferde sehen die Farben Gelb und Blau besonders gut. Deshalb sei jegliche Vorbereitung relativ, sagt sie. Denn wenn die Folie, über die ihre Stute gehen muss, zu Hause blau ist, beim Test aber grün – könnte das Verwirrung stiften.

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Die Stute Emerenz unterwegs im Wesenstest-Parcours

Verhalten wichtig für die Rassenbestimmung

Der Wesenstest für die Rottaler Stuten ist Pflicht vor der möglichen Eintragung in das Stutenbuch. Denn die Rottaler Pferderasse kann man nicht nur an ihren Blutwerten bestimmen. Die Tiere müssen nämlich auch mit fremden Rassen gekreuzt werden, um Inzucht zu vermeiden. Gerade deshalb ist der Wesenstest so relevant - ein Pferd, das sich mehr als drei Mal an einer der Stationen verweigert, fällt durch. Die Bewertung hieße dann, dass die rassetypische Gelassenheit fehlen würde.

Belohnung: Ein Eintrag im Stutenbuch

Emerenz ist die erste selbstgezogene Rottaler Stute aus Claudia Bauer-Dullingers Stall. Und trotz sichtlicher Nervosität meistert die Stute den Test und lässt sich nicht aus ihrer Rottaler Ruhe bringen. Claudia Bauer-Dullinger ist erleichtert: "Schöner wäre es schon gegangen, aber geschafft haben wir es."

Und das ist mit der direkten Eintragung in das Stutenbuch jetzt auch amtlich. Emerenz besteht den Test mit 7,8 von zehn möglichen Punkten. Es ist ein Erfolg für ihre Züchterin und wegweisend für die Rasse, deren Geschichte mit Emerenz und den anderen Stuten noch nicht zu Ende geschrieben ist. Emerenz ist an diesem Tag eine von insgesamt vier Stuten, die es in das Buch schaffen.

Dieser Artikel ist erstmals am 17. August 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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