Rottaler Pferd

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Rarität aus Bayern - das bedrohte Rottaler Pferd

Das Rottaler Pferd aus Niederbayern ist eine der ältesten bayerischen Pferderassen, die früher den Bauern als Arbeitstier diente. Doch das Zuchtbuch wurde in den 1960er Jahren geschlossen. Das wäre beinahe das Ende des Rottaler Pferds gewesen.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Groß, kräftig, muskulös, ein schwarzbraun-glänzendes Fell. Stolz steht er im Stall von Bauer Xaver Schmidhuber, der Lenze. Er ist einer der letzten Rottaler Hengste. Gut 650 Kilo bringt er auf die Waage. Ein Koloss von einem Pferd, aber gelassen, keine Spur von Nervosität. 

Ein Menschenfreund und sanfter Riese

Das Rottaler Pferd ist ein Allounder. Es kann zum Arbeiten verwendet werden, aber genauso gut auch zum Reiten, zum Fahren, ja sogar zum Voltigieren. Ein außerordentlich gutmütiges Pferd, durchaus von Vorteil, wenn der Hufschmid kommt. Selbst wenn die glühenden Eisen auf die Hufe aufgezogen werden, bleibt das Pferd meist ganz ruhig.

"Der strahlt Ruhe aus. Ist sehr gelassen. Macht einfach auch alles mit. Ganz egal, ob da jetzt eine schwere landwirtschaftliche Maschine vorbeifährt oder ein Motorradfahrer, der beim Überholen noch schnell das Gas aufdreht. Er [der Lenze] lässt sich da nicht aus der Ruhe bringen." Xaver Schmidhuber, Förderverein des Rottaler Pferdes

Seine Vielseitigkeit wäre dem Rottaler Pferd fast zum Verhängnis geworden. Als Traktoren die Rösser von den Feldern verdrängten, wurde das Zuchtbuch 1965 geschlossen. Das Aussterben der Pferderasse war damit so gut wie besiegelt. Die Pferdezucht in Deutschland, so Xaver Schmidhuber vom Förderverein des Rottaler Pferdes in Feitshof, war einseitig ausgerichtet auf den Spitzensport. Das Ergebnis: hochgezüchtete nervöse Tiere, wenig geeignet als Freizeitpferde. Sozusagen als Gegenmaßnahme wurde 1994 das Zuchtbuch für das Rottaler Pferd wiedereröffnet. Inzwischen gibt es immerhin 25 eingetragene Zuchtstuten und drei Hengste.

Die Rottaler - frei von Hektik

Auffallend auch: die Wesensähnlichkeit von Rottaler Pferd und Rottaler Mensch. Ruhig, gelassen, frei von Hektik. Xaver Schmidhuber sagt von sich selbst, so eine Lebenseinstellung sei einfach besser. "Was ich heute nicht schaffe, mache ich morgen", das sei seine Lebensphilosophie. Schmidhubers Frau Eva mag diese Lebensart ihres Mannes, merkt aber doch an, dass sie ihren Xaverl manchmal antreiben müsse. "Er geht aber nicht schneller", sagt sie und lacht. Es wäre schon schade, wenn solche Eigenschaften aussterben würden. Sowohl beim Menschen wie auch beim Pferd.