Sport (Symbolbild)
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Nach Krankheit: Wie lang mit Sport warten? Das raten Mediziner

Nach einem Infekt sofort wieder ins Sport-Training? Keine gute Idee, denn das kann Ursache für einen plötzlichen Herztod sein. Sport-Mediziner erklären, welche Gefahren bei zu frühem Sport nach Krankheit drohen und worauf man achten sollte.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Vor allem Spitzensportler geraten immer wieder in die Schlagzeilen, wenn sie plötzlich und unerwartet in jungen Jahren versterben - wie Ende November 2023 der Fußball-Profi Agyemang Diawusie. Er erlag mit nur 25 Jahren einem plötzlichen Herztod, der mutmaßlich durch einen viralen Infekt mit Verdacht auf Herzmuskelentzündung ausgelöst wurde.

Dass das Herz durch eine Virusinfektion in Mitleidenschaft gezogen wird, ist gar nicht so selten, erklärt Prof. Martin Halle, Kardiologe und Experte für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin an der TU München, im BR-Interview. Bei einer Erkältung gelangten Viren in die Blutbahn und könnten auch das Herz erreichen und eine Entzündung verursachen.

Sport nach Grippe: Mindestens eine Woche warten

Bei einer Grippe hält Halle zwei Faktoren für wichtig: Zum einen solle man unter keinen Umständen mit Fieber Sport machen. Und wenn man während des grippalen Infekts Fieber hatte, empfiehlt der Experte, anschließend mindestens eine Woche zu pausieren.

Zum anderen solle man auf Glieder- und Muskelschmerzen achten. "Da muss man besonders aufpassen, weil das Herz ja auch ein Muskel ist", so Halle. Wenn Viren beispielsweise einen Oberschenkelmuskel erreichen, könnten sie auch ihren Weg zum Herz finden. Hier sei die eine Woche Pause anschließend ebenfalls ein Muss. Dann solle man schauen, ob man wieder richtig auf die Beine kommt und ob man einen regelmäßigen Puls hat. Falls nicht, solle man sich untersuchen lassen.

Besondere Vorsicht mit Sport nach Corona

Für die Zeit nach einer Corona-Infektion gilt das ähnlich. Prof. Halle von der TU München mahnt bei Covid zur besonderen Vorsicht: "Wir haben in den letzten zwei Jahren beobachtet, dass diese Corona-Viren den Herzmuskel durchaus mehr befallen, als wir es von anderen Viren kennen."

Auch das hat Sportler schon betroffen. Eishockey-Profi Jere Laaksonen hatte sich 2020 - damals in Diensten beim EV Landshut - eine Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Infektion zugezogen. Er musste anschließend mehrere Monate pausieren.

Sport nach Magen-Darm-Erkrankung

Hier gelte es laut Halle, zum einen besonders auf den Flüssigkeitshaushalt zu achten. Zum anderen gebe es auch Viren, die "genauso wiederum Muskelbeschwerden und Abgeschlagenheit verursachen". Dann könne dieser Virus Ausdruck dafür sein, dass auch eine Herzmuskel-Beteiligung im Spiel ist. Durchfall gehöre zu den Erkrankungen, bei denen man besonders aufpassen müsse.

Sport bei Schnupfen meist kein Problem

Wenn es aber nur eine leichte Variante von Schnupfen ist, gibt Halle Entwarnung. Wenn man sich fit fühlt, ist Sport nicht gefährlich. "Da würde ich freie Fahrt fürs Fahrradfahren oder auch fürs Laufen geben". Aber: Man solle in sich hineinhören und es mit der Intensität nicht übertreiben.

"Bin ich am nächsten Tag angeschlagen und schlapper, dann doch lieber einen oder zwei Tage Pause einlegen." Erst danach solle man wieder in das normale Training einsteigen.

Symptome erkennen, Gefahren meiden

Laut Halle sieht man bei Menschen, die einen Infekt haben oder zu stark belastet sind, dass die Pulswerte um fünf bis zehn höher liegen als normal. "Da sieht man, dass das Herz-Kreislauf-System schon durchaus belastet ist." Ist man unsicher, könne man beim Wiedereinstieg in den Sport die Pulswerte checken - und es auch erst mal langsam angehen lassen.

Eine Herzmuskelentzündung würde man nicht bemerken, erklärt der Experte, da der Muskel keinen Schmerz verursache. Allerdings könne man auf Herzrhythmusstörungen achten: dass der Puls unregelmäßig ist oder das Herz 'stolpere'.

Ein weiterer Punkt: "Wenn man bei Belastungen, die man sonst kennt, Luftnot bekommt." Da erkenne man, dass das Herz in dieser Situation nicht mehr so arbeite. "Das wäre eine zweite Symptomatik für die Herzmuskelentzündung", so Prof. Halle.

"Im Zweifel zum Arzt gehen"

Den klassischen Mediziner-Ratschlag gibt auch der Experte von der TU München: "Im Zweifel zum Arzt gehen." Durch Analyse der Blutwerte oder ein EKG könne man feststellen, ob eine Herzmuskelentzündung vorliege. Zudem kann ein Ultraschall die Pumpleistung des Herzens kontrollieren. Möglich sind auch ein MRT oder gar eine Biopsie des Herzens.

Was tun bei Herzmuskelentzündung?

Sollte man doch eine Herzmuskelentzündung erleiden, braucht es eine längere Pause. "Bei über 95 Prozent der Menschen heilt die Entzündung folgenlos aus", erklärt Prof. Stefan Sack, Kardiologe an der München Klinik Neuperlach. Wichtig sei körperliche Schonung: "Man soll also schwere körperliche Tätigkeiten oder sportliche Aktivitäten meiden. Der Ruhezeitraum bewegt sich zwischen drei und sechs Monaten."

Dieser Artikel ist erstmals am 01. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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