Gelblich leuchtendes Glühwürmchen im Flug in der Nacht
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Magisches Glimmern: Warum leuchten Glühwürmchen gerade jetzt?

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Magisches Glimmern: Warum leuchten Glühwürmchen gerade jetzt?

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie abends grün oder gelb leuchtende Punkte in der Luft oder im Gras sehen. Gerade ist Glühwürmchen-Paarungszeit und damit Glimmer-Zeit. Die Leuchtkäfer, die uns mit ihrem Licht bezirzen, stecken voller Überraschungen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Im Juni ziehen Glühwürmchen Naturfreunde in ihren Bann. Dann können sie im Gras oder in Büschen die neongrün oder gelb leuchtende Punkte entdecken. Doch das Lichterspiel der Käferweibchen ist nicht für den Menschen, sondern für die Käfermännchen gemacht. Es ist Paarungszeit. Meist ist es um den 24. Juni, am Johannistag, so weit. Deswegen werden Glühwürmchen auch Johanniswürmchen genannt. 

Glühwürmchenweibchen: je heller, desto "wow"

Je stärker ein Weibchen der Liebe wegen leuchtet, desto intensiver fühlen sich die Männchen angezogen. Die Käferweibchen arbeiten mit Leuchtstoffen, die sie im Hinterleib bilden. Sie lösen damit eine chemische Reaktion aus, die dann das Leuchten produziert. Für die Glühwürmchen geht es in dieser einen Nacht um alles: um Fortpflanzung, den Fortbestand der Art und das Überleben.

Welche Glühwürmchen leuchten?

Bei uns gibt es drei Glühwürmchen-Arten: den Kleinen Leuchtkäfer (auch: Gemeines Glühwürmchen, Lamprohiza splendidula), den Großen Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca) und den Kurzflügel-Leuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus). Je nach Art werden Glühwürmchen etwa sieben bis zwanzig Millimeter groß. Bei allen drei Arten können die Weibchen leuchten, aber nicht fliegen. Bei den Männchen kann dafür nur eines hell leuchten: der Kleine Leuchtkäfer. Ein fliegendes, glühendes Glühwürmchen ist deshalb immer ein Kleiner-Leuchtkäfer-Mann auf der Suche nach seiner Herzensdame.

Warum leuchten Glühwürmchen?

Das grün-gelbe Licht ist das Erkennungszeichen paarungsbereiter Kleiner und Großer Leuchtkäfer. Ihre Neonreklame produzieren sie selbst: Am Glühwürmchen-Hintern befinden sich Leuchtzellen, in denen eine biochemische Reaktion abläuft, die sogenannte Biolumineszenz: Die Carbonsäure Luciferin reagiert mit dem Enzym Luciferase und Sauerstoff. Energie wird in Form von Licht frei - und scheint den Glühwürmchen durch den stellenweise durchsichtigen Hinterleib.

Im Sturzflug ins Liebesabenteuer

Mit ihrer hellen Laterne platzieren sich die Weibchen, die nicht fliegen können, an erhöhten Stellen. Damit ihr glühendes Hinterteil perfekt zur Geltung kommt, können sie es nach oben drehen und sogar schwenken. Das wiederum entgeht den fliegenden Männchen nicht: Zielgenau lassen sie sich aus zwei bis drei Metern Höhe auf die Dame ihrer Wahl fallen. Kurzflügel-Leuchtkäfer dagegen finden sich dank Pheromonen. Sie leuchten nur, wenn sie sich gestört fühlen. Das grelle Glühwürmchen-Licht hat nämlich noch einen weiteren Vorteil: Es schreckt Fressfeinde wie Vögel, Eidechsen oder Frösche ab. 

Wie lange leuchten Glühwürmchen? Tipps zum Beobachten

Glühwürmchen glimmen einige Stunden ab Einbruch der Dunkelheit. Gute Chancen, ihnen beim Flirten zuzusehen, haben Sie zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht. Entdecken können Sie die kleinen Fackelträger an Wald- und Wegrändern, in Büschen, im Laub und Moos, in Wiesen, Parks und Gärten. Wenn es noch dazu ein Gewässer in der Nähe gibt und der Boden leicht feucht ist, ist der Ort fürs Glühwürmchen-Stelldichein perfekt.

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Ein Schwarm grün leuchtender Glühwürmchen

Leuchten signalisiert das Glühwürmchen-Ende

So schön das Blinken zu beobachten ist, so traurig ist es eigentlich auch. Wenn Glühwürmchen leuchten, sind ihre Tage bereits gezählt. Ist die Hochzeitsnacht vorbei, müssen die Männchen sterben. Die weiblichen Glühwürmchen dagegen überleben etwas länger und legen ihre Eier im Waldboden ab. Etwa einen Monat später, im August, schlüpft dann die neue Glühwürmchen-Generation.

So können Sie Glühwürmchen helfen

Sie können Glühwürmchen ganz leicht unterstützen und die Chance auf Mini-Laternen in Ihrem Garten erhöhen: Trimmen Sie Ihren Rasen nicht zu akkurat. Im Juni und Juli, der Glühwürmchen-Hauptzeit, gönnen Sie sich und dem Gras am besten eine Mähpause. Aufgeschichtete Äste nutzen die Weibchen gerne als Sitzplatz, die Larven als Versteck.

Lichtverschmutzung trübt das Schauspiel der Glühwürmchen

Künstliche Beleuchtung schreckt Glühwürmchen ab, also setzen Sie Solarlampen und Gartenbeleuchtung sparsam bis gar nicht ein. Denn durch die Lichtverschmutzung verliert der Zauber der kleinen Johanniskäfer an Wirkung. Die Männchen können die Lichtsignale der Weibchen nicht mehr so gut empfangen. Die zauberhaften Käfer kümmern sich dafür als kleines Dankeschön gerne um Ihre Schnecken: Schnecken sind die Leibspeise von Glühwürmchen-Larven!

Übrigens: Glühwürmchen sind gar keine Würmer

Ein Glühwürmchen Wurm zu nennen, ist eigentlich verkehrt: Glühwürmchen sind Käfer. Sie gehören zu den Leuchtkäfern (Lampyridae). Würmchen werden sie genannt, weil die flügellosen Weibchen und Larven auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig an Würmer erinnern. Erst, wenn man genau hinschaut, sieht man ihre Beinchen.

Grafik: Glühwürmchen bei der Paarung
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Grafik: Glühwürmchen bei der Paarung

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