Künstlerische Darstellung von Coronaviren
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Knut Niehus

Je mehr Menschen geimpft oder genesen sind, umso höher wird der Druck auf das Virus, Varianten zu bilden, die sich besser verbreiten.

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Lambda-Variante: kein Grund zur Aufregung, aber zur Wachsamkeit

Die in Lateinamerika kursierende Lambda-Variante wurde auch in Europa nachgewiesen. Nun deuten Daten darauf hin, dass die Impfung gegen sie schlechter wirkt. Dennoch spricht bisher wenig dafür, dass Lambda den Pandemie-Verlauf maßgeblich verändert.

Seit Ende Mai bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation WHO Varianten des Coronavirus, die das Pandemiegeschehen verändern oder dies möglicherweise können, mit griechischen Buchstaben. Das sind zunächst die sogenannten besorgniserregenden Varianten, die "variants of concern" (VoC). Diese sind ansteckender als der ursprünglich vorherrschende Wildtyp und/oder können dem menschlichen Immunsystem ausweichen.

Zu den besorgniserregenden Varianten zählen auch die Variante Alpha, die in den ersten Monaten des Jahres 2021 in Deutschland das Infektionsgeschehen dominierte, und die Variante Delta, die die Alpha-Variante innerhalb weniger Wochen verdrängt hat.

Lambda-Variante steht unter Beobachtung der WHO

Auch die Virus-Variante Lambda erhält inzwischen Aufmerksamkeit. Alternative Bezeichnungen für die Lambda-Variante sind C.37 sowie GR/452Q.V1 und 20D. Erstmals nachgewiesen wurde sie im August 2020 in Peru. Seit dem 15. Juni zählt die WHO die Lambda-Variante zu den unter Beobachtung stehenden Varianten, den "variants of interest" (VoI). Das sind SARS-CoV-2-Varianten mit Mutationen, die möglicherweise für eine erhöhte Übertragbarkeit und/oder eine schwächere Antwort des Immunsystems hervorrufen.

Dazu zählen etwa die Varianten Zeta, Eta, Kappa und eben Lambda. Die Lambda-Variante könnte möglicherweise sogar ansteckender als die Varianten Alpha und Delta sein, die nacheinander die Pandemie in Deutschland bestimmt haben. Ob das tatsächlich so ist, wird gerade erforscht. Sichere Erkenntnisse gibt es dazu aber noch nicht.

Die höhere Übertragbarkeit könnte an sechs neuen Mutationen im Spike-Protein des Virus liegen. Zwei davon sind an der Stelle, an der das Virus an den Rezeptor der menschlichen Zelle andockt. Außerdem scheinen Impfstoffe nicht ganz so gut zu wirken wie bei anderen Varianten.

Japanische Forscher haben die Lambda-Variante im Labor untersucht und dabei eben festgestellt, dass Mutationen die Lambda-Variante anscheinend ansteckender machen und unempfindlicher gegen Antikörper. Die bisherigen Impfstoffe würden dann bei ihr vermutlich weniger gut wirken. Die drei Studien, aus denen diese Forschungsergebnisse stammen, sind allerdings noch nicht von Fachkollegen geprüft worden.

Auch in Europa breitet sich die Lambda-Variante aus

In Lateinamerika ist die Lambda-Variante bereits verbreitet. In Chile beispielsweise wurde sie von Anfang Juli bis Anfang August in rund 18 Prozent aller untersuchten Proben nachgewiesen. Es waren 41 Proben, die positiv auf die Lambda-Variante getestet wurden. Seit dem ersten Auftreten bis Anfang August 2021 wurden in Chile insgesamt 1.210 Lambda-Fälle nachgewiesen.

Auch in benachbarten Ländern sind die Zahlen der tatsächlich nachgewiesenen Fälle relativ niedrig: In Peru wurden bis Anfang August 898 Fälle gemeldet, in Argentinien 105 und in Ecuador 165. Allerdings wird in diesen Ländern auch selten das Erbgut der Viren sequenziert, um einzelne Varianten des Coronavirus aufzuspüren.

Die Lambda-Variante wurde auch schon in Europa nachgewiesen. Meldungen von Infektionen mit dieser Variante kamen etwa aus Spanien, Frankreich und der Schweiz. Auch in Deutschland gab es bisher 101 Fälle (Stand 04. August). In den vergangenen 4 Wochen wurde kein einziges Mal die Lambda-Variante nachgewiesen. In der ersten Jahreshälfte 2021 lag der Anteil an den Gesamtzahl der Infektionen in Deutschland bei rund 0,1 Prozent.

Kein Grund zur Aufregung, aber zur Wachsamkeit

Die Lambda-Variante ist also kein Grund, in Panik zu verfallen. Dafür sprechen auch die Ergebnisse einer weiteren, allerdings ebenfalls noch nicht begutachtete Studie: Danach ist die Lambda-Variante zwar etwas ansteckender als der Wildtyp des Virus. Die bisher eingesetzten Impfstoffe zeigten jedoch in dieser Studie bei der Lambda-Variante eine hohe Wirksamkeit.

Gleiches gilt für die Wirkung monoklonaler Antikörper zur Covid-19-Therapie. Das Coronavirus bleibt also auch in der Lambda-Variante eine ernste Bedrohung, ist aber kein Super-Virus - und die Mittel, zu es zu bekämpfen, bleiben die gleichen.

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