Lava tritt aus dem Vulkan in der Gegend von Cabeza de Vaca auf der kanarischen Insel La Palma aus. Der Vulkan ist erstmals seit 50 Jahren wieder aktiv geworden.
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Vulkanausbruch auf Kanareninsel La Palma: Der Vulkan ist erstmals seit 50 Jahren wieder aktiv geworden.

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Kann der Vulkanausbruch auf La Palma einen Tsunami auslösen?

Nach einer 20 Jahre alten britischen Studie könnte ein Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma einen Tsunami an der Ostküste der USA auslösen. Doch Vulkanologen beruhigen: Das sei nicht ausgeschlossen, aber im Moment eher unwahrscheinlich.

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Inzwischen hat die Lava des am Sonntag auf La Palma ausgebrochenen Cumbre Vieja das Meer erreicht. Das entspannt die Lage vor Ort aber nicht, erklärt Dr. Joachim Wassermann, Vulkanexperte und Chef der Seismologie des Geophysikalischen Observatoriums in Fürstenfeldbruck, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Wenn die heiße Lava aufs kühle Meerwasser trifft, fängt das Ganze an zu dampfen. Der Dampf dehnt sich aus und die Lavaoberfläche zerbricht, was zu großen Explosionen führt. Bei dem Prozess entsteht Salzsäure, die für Mensch und Umwelt schädlich ist.

Ein Hangabbruch - die größte Gefahr des Vulkanausbruchs

Der Vulkanausbruch selbst wird von vielen Beben begleitet, dadurch haben sich weitere Spalten am Vulkan geöffnet, aus denen Lava abfließt. Wie lange diese Erdaktivitäten andauern werden, lässt sich nicht absehen. Ort und Zeitpunkt von Eruptionen lassen sich meist eingrenzen, nur die Dauer eines Ausbruchs nicht. Ausbrüche in der Vergangenheit hätten meist zwei bis drei Monate gedauert, so Wassermann.

Die aktuellen Messdaten zeigten, dass die Eruptionen noch nicht vorbei sind. Manche Wissenschaftler haben daher die Sorge, dass der Südhang von La Palma instabil wird und einen Hangrutsch verursacht, der dann wiederum einen Tsunami auslösen könnte. Soweit die Theorie. Im Moment sehe es aber noch nicht so aus, bekräftigt Wassermann.

Verbindung zwischen Ausbruch auf La Palma und dem des Ätna?

Auf Sizilien ist seit Dienstag der Ätna wieder aktiv. Die Frage, ob die beiden Vulkanausbrüche in Verbindung zueinander stehen, verneint Wassermann entschieden. Die beiden Vulkane gehören von der räumlichen Lage her nicht zusammen.

Der Ätna war bereits den ganzen Sommer über aktiv und zeigte nach ein paar Wochen Stillstand nun wieder stärkere Eruptionen. Das habe aber mit dem aktuellen Ausbruch auf La Palma nichts zu tun.

Wie wahrscheinlich ist in der Folge ein Tsunami?

Auch wenn es unwahrscheinlich ist, ganz ausgeschlossen ist die rund 20 Jahre alte Theorie von britischen Forschern nach der ein Vulkanausbruch auf der Kanareninsel La Palma einen Tsunami an der US-Ostküste auslösen könnte, nicht. Das hätte man 2004 bei dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami vor Sumatra gesehen, bestätigt auch Professor Donald Dingwell, Professor für Experimentelle Vulkanologie an der LMU München.

Wenn ein Teil des Hangs abrutscht - die Wissenschaftler nennen einen solchen Vorgang Sector collapse (Sektorzusammenbruch), was nicht nur an der Oberfläche, sondern auch unter Wasser passieren kann –, dann können die Landmassen Wassermassen im Atlantik bewegen, die sich in Buchten wie vor New York zu hohen Wellen aufstauen. Das wäre dann ein Tsunami, auch Hafenwelle genannt.

Dafür allerdings sei der Ausbruch des Cumbre Vieja auf La Palma zu schwach, so Dingwell. Der Ausbruch des kanarischen Vulkans sei von der Stärke her beispielsweise nicht mit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Juni 1991 zu vergleichen. Schwieriger würde es, wenn die Küstenlinie von La Palma verrutscht. Doch das sei bislang nicht der Fall.

Wie lange dauern die Eruptionen noch an?

Der Eruption des Vulkans gingen tausende leichter Beben voraus. Die Frage, die sich Vulkanologen und die Menschen auf La Palma jetzt stellen, ist, wie lange die Eruptionen andauern. Diese Frage sei aber nicht leicht zu beantworten, da man das Magma in der Tiefe nicht messen kann.

Dingwell sieht daher zwei Möglichkeiten, wie es zu einer Beruhigung der Lage kommen könnte: Entweder die Magma-Kammer leert sich oder der Schlot verschließt sich. Für welche Variante sich der Cumbre Vieja entschließt, ist noch offen. Bis dahin, wird der Zivilschutz auf La Palma weiterhin in Alarmbereitschaft sein.

Der Vulkan Cumbre Vieja auf der kanarischen Insel La Palma kommt auch am fünften Tag seines Ausbruchs nicht zur Ruhe.
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Der Vulkan Cumbre Vieja auf der kanarischen Insel La Palma kommt auch am fünften Tag seines Ausbruchs nicht zur Ruhe.

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