Neue Beobachtungen zeigen, dass das Sozialverhalten von Flamingos viel komplexer ist als bisher angenommen.
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Neue Beobachtungen zeigen, dass das Sozialverhalten von Flamingos viel komplexer ist als bisher angenommen.

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Flamingos führen jahrelange Freundschaften

Flamingos führen enge Freundschaften über Jahre hinweg - mit einzelnen Tieren, als Pärchen, aber auch in Kleingruppen. Und sie merken sich, wen sie gar nicht leiden können.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Für uns mögen sie alle gleich aussehen - so eine Kolonie voll mehr oder weniger pinker Flamingos. Laut neuen Beobachtungen von britischen Forschern wissen die Gefiederten aber ganz genau, mit wem sie da jeder auf seinem Bein im Wasser rumstehen. Sie pflegen Freundschaften über mehrere Jahre hinweg - mit Tieren des eigenes Geschlechts, aber auch in gemischten Kleingruppen von drei bis vier Tieren und natürlich mit dem eigenen Partner.

Enge Freundschaften über Jahre

Paul Rose von der University of Exeter und seine Kollegen haben sich fünf Jahre lang verschiedene Kolonien mit vier Flamingoarten im WWT Slimbridge Wetland Centre im Südwesten Englands mit rund 140 Tieren angeschaut. Einige der Tiere leben bereits seit den 1960ern in dem Naturschutzreservat und haben überaus enge Freundschaften gebildet. Aber nicht nur das ist aufgefallen: Sie scheinen sich auch zu merken, wen sie nicht so gerne mögen. Denn diesen Vögeln gehen sie aus dem Weg.

Je mehr, desto lieber

Außerdem fanden die Forscher heraus, dass die sozialen Bindungen umso stärker sind, je größer die Kolonie ist. Diese Beobachtung ist vor allem für Zoos interessant: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Tiere in Zoos ausgetauscht werden, um den Genpool zu erweitern. Bei Flamingos sollte jedoch darauf geachtet werden, dass enge Freundschaften und Paare nicht auseinandergerissen werden und sie in großen Gruppen leben können.

Komplexe Beziehungen

Bisher ging man von losen, zufälligen Verbindungen bei Flamingos aus. Doch ihr Sozialleben ist viel komplexer: Sie identifizieren Tiere, die sie gar nicht mögen. Sie hängen in Grüppchen ab, teilweise nur Männchen unter sich, teilweise nur Weibchen. Sie haben beste Freunde. Und sie haben ihre Lebensgefährten. Selbst, wenn es den Tieren gesundheitlich nicht gut geht, pflegen sie ihre Beziehungen, denn die sind ihnen wichtiger. Irgendwie ein bisschen wie bei uns.

Pink, pinker, Flamingo

Übrigens sind Flamingos gar nicht von Geburt an pink: Geboren werden sie grau-weiß. Erst mit der Zeit färbt sich ihr Gefieder. Das hängt mit den Nahrungsvorlieben und den Genen zusammen. Zum einen verspeisen Flamingos gerne Krebse und Algen, in denen rote Farbstoffe enthalten sind - Carotinoide. Zum anderen entscheiden ihre Gene über die Intensität und Verteilung der Farbe. Manche haben nur pinke Tupfen, andere - wie der Kubaflamingo - sind richtig rot oder nur zart hellrosa. Das ist zum Beispiel beim Zwergflamingo der Fall, der kleinsten Art.

Standhaft auf einem Bein

Als Kinder dachte man ja immer, dass Flamingos etwas seltsam wären, weil es so aussieht, als würde ihr Knie in die falsche Richtung gebeugt werden können. Das stimmt aber gar nicht. Denn das, was da gebeugt ist, ist gar nicht ihr Knie, sondern ihr Fußgelenk. Darunter - was man fälschlicherweise für den Unterschenkel halten könnte - befindet sich der Laufknochen und daran schließen sich erst die Zehen an. Das eigentliche Knie samt Oberschenkel befindet sich unter dem Gefieder. Deshalb stehen Flamingos auf einem Bein auch sicherer als auf beiden, denn ist eins angewinkelt, verlagert sich der Körperschwerpunkt vor das Knie. Dadurch muss keine Kraft aufgewendet werden, um stabil zu stehen.

Bildrechte: Grafik: BR; Quelle: Young-Hui Chang, Lena H. Ting / Emory University, Atlanta, USA
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Schlafender Flamingo im Einbeinstand.