Asteroid Ryugu
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Ein von Menschenhand geschaffener Krater auf dem Asteroiden Ryugu gibt Aufschluss über die Evolution des Gesteinsbrocken.

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Asteroid Ryugu ist jung und alt zugleich

Die japanische Sonde Hayabusa 2 hat geplant den Asteroiden Ryugu vor knapp einem Jahr mit einem Kupferprojektil beschossen und einen Krater erzeugt. Nun ist die Auswertung des Experiments da und überrascht die japanischen Weltraumforscher.

Nun hat der Asteroid Ryugu also ein künstliches Loch. Der Krater, den japanische Wissenschaftler durch den Beschuss mit der Raumsonde Hayabusa 2 am 5. April 2019 erzeugt haben, ist größer als gedacht. Das lässt die Weltraumforscher tief in die Evolution des Asteroiden blicken.

Ryugu - Krater doppelt so groß wie erwartet

Der künstlich erzeugte Krater hat einen Durchmesser von 18 statt 9 Metern und ist halbkreisförmig. Erzeugt hat ihn ein Kupfergeschoss, dass mit mehr als 7.200 Kilometern pro Stunde durch den Weltraum jagte und auf Ryugu einschlug. Aus der Größe und Form des Kraters schließen japanische Weltraumforscher, dass die Oberfläche von Ryugu aus porösem Material wie Sand und Geröll besteht, und dass ein Felsbrocken einen Teil der Wucht des Aufpralls abgefangen hat.

Asteroid Ryugu - außen pfui, innen hui

Noch mehr Kraft wäre aufgefangen worden, wenn die Oberfläche von Ryugu aus festem Gestein bestanden hätte. Dadurch wäre auch der Krater kleiner ausgefallen. Durch das Weltraum-Experiment wissen Wissenschaftler nun, dass die Oberfläche von Ryugu aus einem anderen Material besteht als sein Inneres.

Alter von Ryugu wird neu datiert

Während die Oberfläche von Ryugu aus einem groben sandartigen Gestein besteht, das nur durch die schwache Schwerkraft auf dem Asteroiden zusammengehalten wird, erzählt das restliche Material eine andere Geschichte. Die japanischen Weltraumforscher gehen deshalb davon aus, dass die Oberfläche von Ryugu "nur" neun Millionen Jahre alt ist und nicht, wie bisher angenommen, rund 100 Millionen Jahre.

Zudem nehmen die Forscher nun an, dass Ryugu ein Trümmer ist, der durch eine Kollision im Weltraum von einem viel älteren Asteroiden abgebrochen ist. Das würde seine unterschiedlichen Materialien erklären. Erdrutsche, gefüllte Krater und ein "Speckgürtel" um den Äquator von Ryugu weisen darauf hin, dass sich der Asteroid früher schneller um die eigene Achse gedreht hat als heutzutage.

Sonde Hayabusa 2 - Gesteinsbrocken im Anflug

Weitere spannende Einblicke in die Geschichte des Asteroiden Ryugu und damit in die Ursprünge des Sonnensystems erhoffen sich die Forscher von Gesteinsproben, die die Raumsonde Hayabusa 2 Ende diesen Jahres in einer Kapsel mitbringen und über der Erde abwerfen wird. Die Auswertung des Beschusses von Ryugu wurde am 19. März 2020 im Fachmagazin Science veröffentlicht.

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