Am 18. September 2015 machen US-Behörden öffentlich, dass Volkswagen mit einer illegalen Software die Abgaswerte seiner Dieselmotoren manipuliert hat. Der Betrug stößt den Konzern in die größte Krise seiner Geschichte. VW-Chef Martin Winterkorn gibt sich wenig später in einem Video-Statement kleinlaut.
"Ich entschuldige mich in aller Form bei unseren Kunden, bei den Behörden und der gesamten Öffentlichkeit für das Fehlverhalten. Bitte glauben Sie mir: Wir werden alles tun, um entstandenen Schaden wiedergutzumachen." Martin Winterkorn
Winterkorn hält sich trotzdem nur noch wenige Tage an der VW-Spitze. Ihm folgt Porsche-Chef Matthias Müller als neuer Vorstandsvorsitzender des Konzerns. Schwierige Zeiten für VW: In den USA drohen hohe Strafen und Schadensersatzforderungen. Die VW-Aktie stürzt ab. Volkswagen muss für 2015 einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro hinnehmen.
VW-Chef Müller aber blickt schon bei der turbulenten Hauptversammlung im Frühjahr 2016 lieber nach vorn.
"Ein Schock wie die Dieselthematik in diesem Sinne kann auch heilsam sein. Bei Volkswagen hat die Krise auch Türen geöffnet. Sie hat uns darin bestärkt, überfällige Veränderungen zu beschleunigen und Prioritäten neu zu setzen." Matthias Müller
Langwieriger Kulturwandel beim Konzern
Heute - zwei Jahre nach Beginn des Skandals - steckt der Konzern mitten im Umbau - Stichworte: Elektromobilität und Digitalisierung. Volkswagen komme aber auch um einen Kulturwandel nicht herum, betont der Experte für Automobilwirtschaft, Hans-Gerhard Seeba, von der Ostfalia-Hochschule in Wolfsburg. Er sieht noch viel Unsicherheit im Unternehmen.
"Während früher einfach Ziele gesetzt wurden - und die waren einfach zu erreichen, ohne Widerspruch -, geht es heutzutage mehr um eine Kultur der Augenhöhe. Bis man allerdings so einen Kulturwandel wirklich durch die gesamte Belegschaft, durch den gesamten Führungskreis getragen hat, vergehen Jahre. Das ist noch immer eine Aufgabe." Hans-Gerhard Seeba
Dennoch inzwischen Weltmarktführer
Dennoch: Ende vorigen Jahres überholt VW den Konkurrenten Toyota und wird mit rund zehneinhalb Millionen verkauften Autos größter Autobauer der Welt. In Deutschland läuft der Absatz zwar schleppend, weltweit betrachtet legt VW aber aktuell gute Zahlen vor - dem Dieselskandal zum Trotz, sagt der Automobilexperte Seeba.
"Das ist ein Riesenaufreger in Deutschland - mit Image-Verlust und daraus folgender rückläufiger Marktanteils-Entwicklung. Das sieht aber im Rest von Europa alles nicht so tragisch aus und auf anderen Kontinenten - zum Beispiel in China - erst recht nicht." Hans-Gerhard Seeba
Musterverfahren 2018
Inwischen haben Tausende deutsche Dieselkäufer VW auf Schadensersatz verklagt. Die Gerichte urteilen unterschiedlich, oft aber zu Gunsten von Volkswagen. Anwälte haben allerdings Zehntausende weitere Klagen angekündigt - um im nächsten Jahr beginnt vor dem Oberlandesgericht Braunschweig ein Musterverfahren, bei dem Kapitalanleger als Schadensersatz für ihre Verluste mehr als sechs Milliarden Euro von VW fordern.
Strafrechtliche Konsequenzen aus dem Dieselskandal gab es in Deutschland noch nicht. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig ermittelt unter anderem gegen den früheren VW-Chef Winterkorn sowie aktuelle Manager wie den Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch und den VW-Markenchef Herbert Diess. Ausgang: offen.