Ein Mann am Steuer seines Autos.
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Die hohen Spritpreise sorgen dafür, dass aktuell viele gerne mal schnell über die Grenze nach Österreich oder Tschechien fahren.

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Spritpreis-Schock: Mobilität bald nur noch für Reiche?

Die Spritpreise sind explodiert: Nie war Diesel so teuer wie im Oktober und ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht. Schlecht für alle, die auf das Auto angewiesen sind wie etwa Berufspendler. Zumindest einige finden Auswege.

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Wie überall ist auch in Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern der Spritpreis hoch: Ein Liter Super kostet knapp 1,76 Euro. Matthias Nöbauer fährt zum Tanken ins nahegelegene Tirol in Österreich. Dort ist es billiger. "Bis zu 40 Cent Unterschied. Die Preise sind drüben immer gleich, zu jeder Tageszeit. Bei uns wechseln sie stündlich." Dafür fährt er gerne die 20 Kilometer ins Nachbarland. "Ich brauche ungefähr ein bis eineinhalb Liter Sprit. Ich habe einen 60 Liter Tank. Da rechnet es sich auf alle Fälle." Wer diese Möglichkeit nicht hat, muss wohl oder übel tiefer in die Tasche greifen. Und bereits im Januar wird die CO2-Abgabe erneut angehoben.

Tanktourismus gibt es in grenznahen Gegenden schon lange. Laut Zentralverband des Tankstellengewerbes treibt derzeit die Preisexplosion aber verstärkt Autofahrer wie Matthias Nöbauer ins Nachbarland. In Österreich sind Benzin und Diesel teils deutlich günstiger. Doch bei dem kleinen Grenzverkehr sind einige Regeln zu beachten.

  • Zum Artikel: Tanktourismus im Nachbarland: Nicht alles ist erlaubt

Preisanstieg deutlich spürbar

Sebastian Jung aus München kann sich nicht mal schnell günstigeren Sprit in Österreich besorgen: Von Montag bis Freitag pendelt er zu seinem Arbeitsplatz nach Freising. Jeden Wochentag fährt er mehr als 100 Kilometer. Dreimal im Monat muss er volltanken. Das macht sich finanziell bemerkbar. "Ich spüre das massiv am Geldbeutel. Ich habe früher für zwischen 60 und 80 Euro vollgetankt. Heute liege ich zwischen 80 und 100 Euro."

Rohölkurs und Steuern treiben Spritpreis nach oben

Dabei liegt es nicht allein am Ölpreis, dass Sprit so teuer ist.

Beispiel: ein Liter Super E10 kostet 1,68 Euro.

Dann setzt er sich wie folgt zusammen:

  • 0,70 Euro Öl
  • 0,65 Euro Energiesteuer
  • 0,06 Euro CO2-Abgabe
  • 0,27 Euro Mehrwertsteuer

Die aktuelle Diskussion um die Abschaffung der Pendlerpauschale kommt beim ADAC nicht gut an. "Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass die Politik jetzt reagiert, indem sie die Entfernungspauschale erhöht ab dem ersten Kilometer", sagt Stefan Gerwens vom ADAC. "Und zugleich ist es uns ein besonderes Anliegen, dass nicht die Koalitionsverhandler jetzt in Berlin die beschlossenen CO2-Abgaben noch mal toppen und da etwas oben drauflegen."

Sprit sparen ist angesagt – per App

Florian Seitz und Lukas Mohs hatten eine Idee: Ihr Start-up bringt Pendler zusammen. Im Business-Campus Garching ist die Pendler-Plattform bereits im Einsatz. Der Campus beherbergt jede Menge Gründer-Firmen. Insgesamt arbeiten hier 6.000 Beschäftigte. Über eine App können sich Kollegen aus verschiedenen Unternehmen vernetzen und die Fahrt zum Arbeitsplatz gemeinsam organisieren. "Wir sind immer auf der Suche nach neuen Services für die Menschen, die hier arbeiten – und fanden das eine sehr gute Idee und sind froh, dass wir es gemacht haben", sagt Lars Dücker vom Business Campus Management.

Fahrgemeinschaften bilden - und dadurch Geld sparen

Die Nachfrage nach den Pendler-Gemeinschaften geht derzeit stark nach oben – auch wegen der hohen Benzinkosten. "Gerade die steigenden Spritpreise sorgen dafür, dass besonders in der jüngeren Nutzergruppe eine höhere Anmelderate zu verspüren ist, weil da der Kostenpunkt natürlich noch sensibler ist und sich deswegen mehr Leute anmelden", sagt Lukas Mohs von "RideBee".

Auch Sebastian Jung kann sich das vorstellen, will allerdings noch etwas warten. "Grundsätzlich ist es für mich eine Option, dass ich Fahrer mitnehme im Auto. Allerdings aufgrund der Pandemie kommt es momentan für mich nicht in Frage." Ihm bleibt derzeit nur, abends zu tanken, wenn die Spritpreise in der Regel um einige Cent nach unten gehen.

  • Zum Artikel: Tanken: Günstiger Zeitpunkt ist immer schwerer zu treffen

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CO2-Ausstoß wieder deutlich angestiegen
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