Ein Mann betankt an einer Tankstelle sein Auto (Symbolbild)
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Wer vor dem Tanken Preise vergleicht, kann viel Geld sparen. Aber woher kommen die großen Preisunterschiede an den Zapfsäulen? (Symbolbild)

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Sprit und Heizöl wieder günstiger - Nord-Süd-Preisgefälle bleibt

Rohölprodukte wie Kraftstoffe und Heizöl sind in den vergangenen Wochen billiger geworden. Doch innerhalb Deutschlands herrscht, vor allem beim Sprit, ein Preisgefälle zwischen Norden und Süden. Woran das liegt - und worauf Käufer achten sollten.

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Das Ölförderkartell der Opec-Plus-Staaten hat sich unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland offenbar bei seinen Preisabsprachen "verzockt". Ein Opec-Treffen für Ende November wurde wegen Unstimmigkeiten abgesagt. Statt die Fördermenge wie abgesprochen niedrig zu halten und durch eine künstliche Verknappung den Ölpreis hoch zu halten, ist das Gegenteil passiert.

Beim führenden Ölförderland Saudi-Arabien ist der Ärger groß. Die Saudis hatten viel Öl zurückgehalten, andere offenbar nicht. So lieferte Iran zuletzt so viel wie noch nie - trotz strengster internationaler Wirtschaftssanktionen. Auch Russland fördert und verkauft sehr viel zu reduzierten Preisen.

Wichtige Preismarke nach unten durchbrochen

Am Weltmarkt kostete Öl, das in Einheiten von Barrel mit 159 Litern gehandelt wird, zeitweise unter 80 Dollar. Dieser Preis gilt als kritische Marke für Saudi-Arabien - wenn der Kurs darunter fällt, bekommt die Staatsführung Probleme, ihren Haushalt zu finanzieren. Deswegen dürfte der Führung dieses ölreichen Landes daran gelegen, den Preis nicht unter diese Marke fallen zu lassen.

Bei deutschen Autofahrern und Heizölkunden ist der Preisrückgang zum Teil schon angekommen. So meldet der ADAC um zehn Prozent günstigere Spritpreise an den Tankstellen, und der Brennstoff ist diesmal ausnahmsweise in der Heizperiode billiger. Der aktuelle Preisrutsch spiegelt den Rohölpreis der vergangenen vier Wochen wider.

Wie geht es 2024 weiter mit Heizöl- und Kraftstoffpreisen?

Gestützt wird der Abwärtstrend an den Ölmärkten von einer sinkenden Nachfrage aus China, wo die Wirtschaft nicht mehr so stark wächst und folglich weniger Energie verbraucht. Der zweite Punkt ist die anziehende US-Ölförderung. Dort wird für 2024 wieder mehr Öl aus eigener Produktion erwartet, das dann nicht mehr am Weltmarkt gekauft werden muss.

Für die Verbraucher in Deutschland ist wichtig, dass die Preisbewegung nach unten bei den petrochemischen Produkten derzeit größer ausfällt als die bevorstehende Steuererhöhung bei der CO₂-Abgabe.

Noch schnell Heizöl kaufen – oder besser abwarten?

Ab Januar steigt der Preis der CO₂-Abgabe pro Tonne Kohlendioxid von derzeit 35 Euro auf 40 Euro, was beim Heizöl einen Bruttoanstieg auf 12,74 Cent pro Liter ergibt. Die Mineralölwirtschaft rät betroffenen Haushalten, ihren Heizöltank im Keller noch vor dem neuen Jahr aufzufüllen. Das kann aber bei stärker fallenden Preisen auch eine Fehleinschätzung sein. Denn am günstigsten ist der Brennstoff in der Regel nach der Heizperiode, wenn am wenigsten gekauft wird.

Preisunterschiede in Deutschland: Ist es in Bayern tatsächlich teurer?

Ausgenommen von Autobahnraststätten, die in Bayern nicht unbedingt am teuersten sind, misst der ADAC regelmäßig ein Süd-Nord-Gefälle bei den Kraftstoffen. Auch in der "Autobild" konnte man bereits häufiger lesen, der Sprit sei im Süden zehn Cent teurer als in Norddeutschland.

Als Beispiele fürs günstige Tanken werden häufig Hamburg und Berlin genannt, die näher an großen Raffinerien liegen - wie Rotterdam in den Niederlanden oder Schwedt in Brandenburg an der Grenze zu Polen. Nach Schwedt werden aus Russland Ölprodukte wie Diesel und Rohöl direkt über die Druschba-Pipeline geliefert.

Es fällt auch auf, dass die Preisunterschiede beim Diesel deutlich von den Benzinpreisen abweichen. Auch beim Diesel ist es tendenziell in Bayern am teuersten, während die niedrigsten Preise für den Selbstzünder zuletzt in Rheinland-Pfalz aufgerufen wurden, wie die jüngste Umfrage des ADAC ergab.

Woran liegt es: Lieferwege oder Kaufkraft?

Am oberen Ende der Kraftstoffpreise werden häufig München und Stuttgart genannt, wo das Tanken am teuersten sein soll. Ein Grund dafür sollen Preisaufschläge der Mineralölkonzerne und ihrer Lieferanten innerhalb Deutschlands sein. Die beziehen ihre Produkte zum Großteil aus Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden EU-Ländern Belgien und den Niederlanden. Dort sind wiederum die größten Spot-Märkte für Rohöl, Heizöl, Diesel und andere Kraftstoffe in Europa, wo täglich die Preise neu gemacht werden.

Ein anderer, viel banalerer Grund könnte aber auch sein, dass Mineralölkonzerne das Wohlstandsgefälle in Deutschland nutzen und dort die höchsten Preise erheben, wo die stärkste Kaufkraft vorhanden ist. Und in Bayern und Baden-Württemberg sind Einkommen und Verdienste deutlich höher als in den nördlichen Bundesländern oder in einem Stadtstaat wie Berlin. In Hamburg können Autofahrer bei höheren Tankstellenpreisen auf die umliegenden Flächenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein ausweichen.

Tank-Apps: Sparen beim Tanken

Was alle Autofahrer tun können, egal ob im teureren Süden oder im günstigeren Norden, ist der Preisvergleich per Tank-App. Der wird von Verbraucherschützern auch dringend empfohlen. In einer Stadt wie München schwanken die Preise für Diesel oder E10 nämlich an manchen Tagen durchaus um bis zu zehn Cent, je nach Tageszeit und Wochentag oder auch einmal ganz schnell von einem Moment auf den anderen.

Dagegenhalten ist möglich, und das sogar mit kostenlosen Apps wie "ADAC Drive", oder dem vergleichsweise kostengünstigen "Benzinpreis-Blitz", bei dem Spritpreise aus sieben Ländern miteinbezogen werden. Daneben gibt es auch Plattformen wie "clever-tanken.de", die eine Internetseite anbieten. So kann der Kunde auf dem Rechner zu Hause oder im Büro feststellen, wo die nächste Tankstelle ist, die gerade besonders günstige Preise bietet.

Dieser Artikel ist erstmals am 23.11.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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