Autoschlüssel auf Geldscheinen
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Die Neuwagenpreise sind stark gestiegen - Was tun gegen den Preisschock?

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Preisschock: Autos immer teurer - Was tun?

Bis zu 55 Prozent Anstieg beim Neuwagenpreis seit 2017: Das ergab eine Auswertung des ADAC über alle Fahrzeugklassen. Was also tun - das alte Auto reparieren lassen, eines mieten oder weitersuchen nach einem günstigeren Modell?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Laut ADAC-Datenbank sind die Durchschnittspreise aller in Deutschland angebotenen Modelle von 46.490 Euro (2017) auf 59.972 Euro (Mai 2023) gestiegen. Mit diesem Sprung um 28 Prozent steigen die Autopreise schneller als die allgemeine Inflation, erweisen sich laut ADAC sogar als "Inflationstreiber".

Die Gründe: Neben Lieferschwierigkeiten, Halbleitermangel und gestiegenen Einkaufspreisen als Preistreiber sieht der ADAC aber auch eine veränderte Modellpolitik der Hersteller. Die konzentrierten sich auf gewinnbringende, höherpreisige Varianten. Kunden, die mit weniger Auto zufrieden wären, fänden so keine Angebote mehr. Die Preisschwelle der unteren Mittelklasse ist von 20.000 auf 30.000 Euro gestiegen. Beispiel VW Golf: Der günstigste kostet heute 31.145 Euro, 2021 kostete er mit 40 PS weniger noch 20.700 Euro.

Kritiker wie Mittelstandsforscher Prof. Eberhard Hamer diagnostizieren sogar einen Trend zur technologischen und wirtschaftlichen Verhinderung des Autofahrens und sprechen von indirekten enteignungsgleichen Eingriffen für den Normalbürger.

Welche Sparmöglichkeiten haben Kaufinteressierte unter diesen Marktbedingungen noch? Einfach auf das neue Auto verzichten ist jedenfalls für die meisten keine Option: 80 Prozent bezeichnen laut repräsentativem DAT-Report ihr Fahrzeug für die Alltagsbewältigung als "unverzichtbar". Für diese Gruppe bieten sich vier Strategien an.

1. Instand setzen statt kaufen

46 Prozent der Pkw in Bayern sind über neun Jahre alt. Fast die Hälfte der Halter will also weder verschrotten noch neu kaufen. Hauptgrund sind die hohen Preise. Bleibt nur die Reparatur. Der Handel mit Ersatzteilen floriert. Reparieren gilt als nachhaltig.

Mittlerweile gibt es einen europaweiten Markt für die Wiederaufarbeitung von Autoersatzteilen nach Werksstandards mit Gewährleistung ("Remanufacturing"). Schrotthändler und Internetplattformen bieten mittlerweile eine gut funktionierende Verteilerinfrastruktur. Ein dritter Weg zwischen teuren Original-Neuteilen und dubiosen Fremdprodukten.

Zeitwertgerechte Reparaturen eignen sich für sehr viele Bauteile, die durch den Austausch von Verschleißteilen instand gesetzt werden können (Anlasser, Klimakompressoren, Lenksäulen, Bremssättel). Durch Neuteile ersetzt werden sollten stets Verschleißteile wie Stoßdämpfer oder Bremsscheiben. Kostenersparnis: bis zu 90 Prozent, in der Regel mindestens ein Drittel und mehr. Auch die Auto-Hersteller öffnen sich diesem Thema seit einigen Jahren immer mehr. Volkswagen bietet in ausgewählten Werkstätten für Fahrzeuge über vier Jahre einen "Economy Service" mit reduzierten Preisen an. Daimler hat für gewerbliche Kunden im Internet eine Mercedes-Tauschteileplattform, Ford wendet sich mit der Zweitmarke "Motorcraft" an Halter mit Autos älter als fünf Jahre. Selbst BMW vertreibt unter dem Namen "encory" seit einiger Zeit refabrizierte Autoteile. Verbrauchern hilft mittlerweile auch das Internet. Mit dem Reparaturkosten-Kalkulator lassen sich Preise dort registrierter lokaler Werkstätten direkt vergleichen.

Die Fahrt über die Grenze ins bayerische Nachbarland Tschechien kann ebenfalls ein Spartipp sein. Dort kostet die Mechanikerstunde umgerechnet um die 30 Euro, also rund 90 Euro weniger als im Bundesgebiet. Eine unbekannte Alternative zu Auslandstrips sind Gefängnis-Werkstätten. So nimmt etwa die JVA Nürnberg auch Privatfahrzeuge zur Reparatur an.

Halten und Abwarten ist auch eine Spekulation auf künftige Billig-Angebote. So hat VW den Bau eines Elektroautos unter 25.000 Euro angekündigt. Audi nimmt zwar den beliebten A1 aus dem Programm, plant aber ein vollelektrisches Einstiegsmodell in der Größe des heutigen A3. Spannend wird sein, ob chinesische Wettbewerber die größer werdende Lücke auf dem Günstig-Markt ausfüllen wollen.

2. Fokus auf Marken mit Günstig-Strategie

Wer keinesfalls mehr als 25.000 Euro für einen Neuwagen ausgeben will und dennoch Qualitätsansprüche hat, muss lange rechnen und wird trotzdem wenig finden. Der ADAC ermittelt regelmäßig für alle Marken das Preis-Leistungsverhältnis, indem Autotest-Ergebnisse und Autokosten gewichtet vergleichbar gemacht werden. Daraus lässt sich ableiten: Sparmodelle sind in der Regel klein, haben nur das Nötigste eingebaut, bieten weniger Materialqualität.

Asiatische Hersteller haben zwar auch die Preise erhöht, haben aber weiterhin Klein-und Kleinstwagen im Programm. Kaufinteressierte sollten sich im Klaren sein: Bei den Autotests zeigen sich Schwächen bei Motorleistung und Sicherheitsstandards. Ein gutes Beispiel ist der Dacia Sandero, der als günstigster Neuwagen Deutschlands ab 11.300 Euro zu haben ist. Die Kritiken sind durchweg gut, der Hersteller verbessert die Modellvarianten fortlaufend. Beim wichtigen EuroNCap-Crashtest jedoch hat Dacia nur 2 von 5 möglichen Sternen geholt.

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Dacia will günstige Autos bauen - gegen den Trend.

3. Langzeitmiete statt Kauf

Das traditionelle Leasing und die Autovermieter haben Konkurrenz bekommen. Sogenannte Auto-Abos werben mit kürzeren Laufzeiten, keinerlei Zusatzkosten, wenig Papierkrieg, und Sorgen um den Wiederverkaufswert sind kein Thema. Wer sich für ein Auto-Abo entscheidet, bestellt sein Wunschfahrzeug, erhält es in wenigen Tagen oder Wochen, legt seine voraussichtliche Kilometerleistung fest und zahlt fortan seine Monatsmiete. Kosten wie Versicherung, Wartung oder Reparaturen sind bereits enthalten.

Es gibt Auto-Abos für verschiedene Fahrzeugtypen und Größen. Sogar die Preise sind - teilweise -wettbewerbsfähig. Monatsraten reichen von knapp 400 Euro bis über 1.000 Euro, vom Kleinstwagen bis zum SUV. Neben Start-ups wie FINN oder MeinAuto.de treten auch einige Hersteller(z. B. Audi, Kia), Autovermieter (z. B. Europcar, Sixt) und Autoversicherer (z.B. HUK Coburg) als Anbieter auf.

Um die Wirtschaftlichkeit dieser Angebote besser beurteilen zu können, berechnet das private CAR-Forschungsinstitut den CAR Abofaktor. Mit dieser Kennzahl können die Monatsmieten mit Barkauf und Leasingkosten verglichen werden. Abo-Faktoren bis 1,6 Prozent gelten als attraktiv. Der ADAC hat für Verbraucher zusammengestellt, worauf Abo-Interessenten besonders achten sollten.

4. Besonders werthaltige Fahrzeuge kaufen

Leasingrückläufer sind in der Regel nicht billig, aber preiswert, wenn man bei hochwertigen Fahrzeugen sparen möchte. Allerdings sind auch die Gebrauchtwagenpreise zuletzt enorm gestiegen: laut Deutsche Automobil Treuhand DAT in den vergangenen drei Jahren um 51 Prozent. Entsprechend gingen die Restwerte von Gebrauchten steil nach oben. Kleine Einsteiger-Autos etwa sind laut DAT seit 2016 im Restwert von 56 auf 67 Prozent gestiegen.

Die Suche nach besonders werthaltigen Fahrzeugen kann ebenfalls lohnen. 2022 lag der Mercedes Van V300d lang mit 68,36 Prozent Werterhalt an der Spitze, gefolgt vom Kleinwagen Dacia Sandero Tce 90 Comfort mit 66,45 Prozent und dem SUV Skoda Kodiaq 2.0 TSI 4x4 mit 65,36 Prozent, so eine Rangliste auf der Homepage der Allianz-Versicherung.

Fazit: Teuer liegt im Trend, kaum Billigangebote, Preiswertes gesucht

Die Suche nach dem preiswerten Neuwagen wird anstrengender und erfordert (noch) mehr Marktrecherchen als früher. Instandsetzung und Auto-Abos können Alternativen sein, für die es einen wachsenden Markt gibt. Kritikwürdig ist in dieser Situation aus Kundensicht die Preisinformationspolitik mancher Hersteller. Statt klarer, übersichtlicher Preislisten erhalten Verbraucher wachsende Modellvielfalt und Konfiguratoren, die am Ende irgendeinen Preis ausspucken, der schwer vergleichbar ist. "Transparenz sieht anders aus", urteilt der ADAC.

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