Güterbahnhof

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Mehr Güter mit der Bahn - Wie geht das?

Der LKW-Verkehr wird immer mehr und verstopft die Autobahnen. Zuletzt haben die LKW ihren Marktanteil gegenüber der Bahn beim Gütertransport sogar noch ausgebaut. Wie kann das wieder anders werden? Von Lorenz Storch

Das Welt-Ersatzteillager von BMW in Wallersdorf bei Dingolfing hat seit dieser Woche einen Gleisanschluss! Riesen-Gabelstapler heben Übersee-Container an und packen sie auf einen bereit gestellten Güterzug. Bisher gehen aber nur die Ersatzteile für Übersee in Containerzügen an die Nordsee. Innerhalb von Europa setzt BMW dagegen auf den Lastwagen. Der Grund: Der LKW ist flexibler.

"Mit einem LKW bekomme ich so genannte Tür-zu-Tür-Verkehre hin. Bei der Bahn muss ich irgendwann immer auf die Straße umladen." Peter Driessen, Geschäftsführer des bayerischen Industrie- und Handelskammertags

Stillgelegte Gleise

Die Bahn selbst ist daran nicht unschuldig. Um Kosten zu senken, hat sie in den 90er-Jahren viele kleinere Gleisanschlüsse für Güterverkehr geschlossen. Dreissen appelliert deshalb an die Unternehmen, Privatgleise mehr zu nutzen und für ein größeres Ladungsaufkommen zu sorgen. Dann rechne es sich für die Bahn, einzelne Waggons oder sogar ganze Züge über solche Privatgleise zu befördern.

Wachstumsraten von über 40 Prozent

Die Deutsche Bahn hat aber auch ganz klare Vorteile, nämlich bei großen Mengen und weiten Strecken.

"Hier insbesondere der Containerverkehr. Und es entstehen ja immer mehr Containerterminals, zum Beispiel in Burghausen. Von daher haben wir hier klare Wachstumsraten und Prognosen vor uns. Der Bundesverkehrsminister sagt, in den nächsten Jahren ergibt sich eine Steigerung von über 40 Prozent für die Schiene." Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter für Bayern

Modernisierung der Gleise nötig

Diese Züge müssen dann aber auch irgendwo fahren. Wirtschaftsvertreter Driessen verlangt deshalb mehr Geld für die Eisenbahn

"Neben der Ausbauoffensive für neue Gleise heißt das auch Elektrifizierung. Wir haben immer noch einen großen Teil der Strecken, die nur per Diesellokomotive bedient werden können. Und wir brauchen auch – was die Effizienz des Netzes steigert – neue Signaltechnik. Wir haben immer noch, man glaubt es kaum, die alten kabelgebundenen Dinger, wo per Seilzügen über Entfernungen von mehr als 1.000 Metern Signale oder Weichen gestellt werden. Das ist für eine moderne Bahn nicht angemessen." Peter Driessen, Geschäftsführer des bayerischen Industrie- und Handelskammertags

Zu wenig Gleise

Wie sehr das Schienen-Netz auf Kante genäht ist, wurde in den vergangenen Monaten im Südwesten deutlich. Nach dem Zusammenbruch eines Tunnels bei Rastatt war die Schweiz 51 Tage lang weitgehend vom Schienen-Güterverkehr nach Norden abgeschnitten. Deshalb muss gebaut werden, sagt der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland.

"Das hat man gesehen an der Rheinschiene. Das sind zwei Gleise, und wenn die nicht funktionieren, bricht praktisch die gesamte Nord-Süd-Strecke zusammen. Da fehlt es an Kapazität und Ausweichmöglichkeiten." Christoph Link, Verkehrsclub Deutschland

Bayerischer Wunschzettel

Wichtige Projekte für Bayern: Der Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing, der Brennerzulauf durchs Inntal, die Elektrifizierung der Strecken Hof-Regensburg und Hof-Nürnberg. Die Liste ist lang. Am Geld soll es nicht scheitern, meint der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann – die Wunschliste liegt schon in Berlin:

"Wir haben insgesamt jetzt im Bundesverkehrswegeplan jetzt schon eine stattliche Ausstattung der Bahn seitens des Bundes. Wir erleben in den letzten Jahren häufig, dass leider die Bahn nicht in der Lage ist, das Geld auch zu verbauen. Hier müssen die Planungsabläufe besser miteinander koordiniert werden." Joachim Herrmann, bayerischer Verkehrsminister

Schienen-Maut wird billiger

Ab 1. Januar wird die Planung und Finanzierung von Schienenwegen neu organisiert, das soll für Abhilfe sorgen. Und das neue Jahr bringt noch eine Neuerung, die der Eisenbahn helfen könnte: Nachdem Bundesverkehrsminister Dobrindt die LKW-Maut schon vor drei Jahren gesenkt hatte, versprach er noch kurz vor der Wahl, das gleiche auch für die Schiene zu tun. Also: Die Schienen-Maut, die so genannten Trassengebühren, zu senken. Klaus-Dieter Josel von der Deutschen Bahn macht das Hoffnung auf eine Renaissance der Güterzüge:

"Wir sind froh, dass jetzt für kommendes Jahr eine Halbierung der Trassenpreise vorgesehen ist. Das Bundesverkehrsministerium stellt der Bahn 350 Millionen Euro zur Verfügung. Damit können die Trassenpreise annähernd halbiert werden. Und da sehen wir große Wachstumschancen für den Güterverkehr auf der Schiene." Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter für Bayern