Blick auf eine Galeria Karstadt Kaufhof Filiale
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Roberto Pfeil

Große Pleitefälle wie Galeria Karstadt Kaufhof sind die Ausnahmen.

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Mehr Firmenpleiten - Bayern schlägt sich aber am besten

Die bayerischen Unternehmen zeigen sich robuster als in anderen Bundesländern. Doch insgesamt nimmt die Zahl der Firmenpleiten zu - und das bundesweit. Die Auskunftei Creditreform hält das für den Anfang einer Beschleunigung des Insolvenzgeschehens.

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Die bayerischen Unternehmen zeigen sich im Krisenjahr 2022 robuster als in anderen Bundesländern. Im Schnitt werden im laufenden Jahr nur 0,35 Prozent der Firmen Insolvenz anmelden, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform schätzt. Das ist der niedrigste Wert aller Bundesländer. Knapp schlechter liegen Baden-Württemberg und Thüringen mit 0,36 Prozent. Die höchsten Quoten gibt es in Berlin mit 0,86 und Bremen mit 0,82 Prozent. Der Bundesschnitt liegt bei 0,46 Prozent. Sowohl in Bayern als auch bundesweit bedeuten die Zahlen eine leichte Zunahme.

Bayern mit den wenigsten Pleiten, Berlin und Bremen mit den meisten

Nur 35 von 10.000 Unternehmen mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. In Stadtstaaten wie Berlin und Bremen ist die Wahrscheinlichkeit dagegen mehr als doppelt so hoch, auf eine zahlungsunfähige Firma zu treffen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. Betroffen sind meist Kleinunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern, von denen viele erst einige Jahre alt und im Dienstleistungssektor tätig sind.

Große Pleitefälle wie Galeria Karstadt Kaufhof sind die Ausnahmen

Sehr selten sind große Fälle wie Galeria Karstadt Kaufhof mit 17.000 Beschäftigten. Die Dr. Schneider Kunstoffwerke im oberfränkischen Kronach lagen mit 2.000 Mitarbeitern bundesweit an dritter Stelle hinter den MV Werften in Mecklenburg Vorpommern. Auch in München gab es mit diwa Personalservice in diesem Jahr einen größeren Fall mit mehr als eintausend Mitarbeitern.

Im verarbeitenden Gewerbe liegt ein Schwerpunkt des Insolvenzgeschehens bei den Autozulieferern, von denen es in Bayern und Baden-Württemberg besonders viele gibt. Für Bauwirtschaft, Handel und Dienstleister sehen die Experten von Creditreform keine klaren Tendenzen und rechnen weiterhin nur mit einem moderaten Anstieg.

Staatshilfen verhindern in Corona- und Energiekrise bislang Schlimmeres

Trotz Konsumflaute gehe es vielen Händlern und Dienstleistern immer noch deutlich besser als in der Corona-Pandemie, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Auch die Gastronomie und Hotellerie seien immer noch deutlich besser dran als in den beiden vergangenen Jahren.

Die zahlreichen Staatshilfen wie Kurzarbeitergeld und Firmenkredite hätten in vielen Bereichen Schlimmeres verhindert. Zugleich sei aber auch jedem bewusst, so Hantzsch, dass der Staat nicht weiter so viele Firmen durchfinanzieren könne.

Bauboom könnte zumindest für einige Firmen weitergehen

Auch das Ende des Baubooms, das sich bei Neubauten jetzt abzeichnet, ist für Creditreform nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. In fast allen Branchen gebe es derzeit Gewinner und Verlierer. Mit Dämmen, Energiesparen und neuen Heizungen lasse sich immer noch gutes Geld verdienen, auch wenn einige Wohnungsbauprojekte nun nicht mehr stattfinden. Ähnlich verhalte es sich in der Logistik-Branche: Auch hier gebe es einige Gewinner, die von der Digitalisierung profitierten, und andere, denen gerade das zu schaffen mache.

Rückgang der privaten Verbraucherinsolvenzen 2022 statistisch bedingt

Wenig aussagekräftig ist der Rückgang der Verbraucherinsolvenzen um 17,3 Prozent auf 65.300 (Vorjahr 2021: 78.920), die auf einen statistischen Basiseffekt zurückgehen. Im Vorjahr hatte es nämlich einen massiven Anstieg gegeben, weil eine Verkürzung der Restschuldbefreiung die Zahlen nach oben trieb. Privatpersonen mit einem drohenden Insolvenzverfahren zögerten die Anmeldung hinaus, um davon zu profitieren. Sie können nun schon nach drei Jahren Wohlverhalten ihre restlichen Verbindlichkeiten verlieren, wenn sie sich in dieser Zeit nichts mehr zuschulden kommen lassen, und anschließend ein neues schuldenfreies Leben beginnen.

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