Schild: zu vermieten, Büroflächen
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Viele leere Bürogebäude wegen Bauboom

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Leere Büros: Kann man einfach Wohnungen daraus machen?

Laut einer ifo-Umfrage hat sich der Anteil der ungenutzten Büro-Arbeitsplätze seit 2019 verdreifacht. Gleichzeitig ist Wohnraum knapp. Volkswirt Tobias Just erklärt, warum es gar nicht so einfach ist, leere Büros in Wohnungen umzubauen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Leerstehende Büros einfach zu Wohnungen machen - ist das möglich? Volkswirt Tobias Just leitet den Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft in Regensburg und beschäftigt sich schon länger mit dem Thema. Grundsätzlich sei das möglich, so Just, erweise sich aber in der Praxis aus mehreren Gründen als problematisch.

Büros nicht fürs Wohnen gebaut

Immobilien, die sich überhaupt für einen Umbau und eine Umnutzung eignen, sind vor allem eher modernere Gebäude. Dort habe man in der Regel bereits hohe energetische Standards. Aber auch Planungsvorgaben und Auflagen müssen immer eingehalten werden, denn Büros funktionieren naturgemäß anders als Wohnungen. Flucht- und Nutzungswege müssen angepasst werden. Belichtung, Belüftung, Sanitär, Heizungssysteme etc. sind dabei einige wichtige Themen.

Bürogegenden oft unattraktiv

Zusätzlich ergibt sich die Frage, ob man in Bürogegenden ein attraktives Umfeld vorfindet, in dem man überhaupt wohnen möchte. Leere Bürolandschaften befinden sich nämlich eher nicht in begehrten Innenstadtlagen, für die man auch noch bereit wäre, etwas mehr Geld auszugeben, sondern eher in der Peripherie, denn Investoren wollen ja vor allem eines: Geld verdienen.

Im Moment sehen laut Just einige Investoren in den Büros aber keine dauerhaften Chancen mehr. Statt möglichst hoher Gewinne könne es möglicherweise sogar ein Interesse sein, Verluste zu minimieren. Trotzdem: teure Wohnungen statt noch teurerer Büros. Aber nicht nur, weil bei eventuellen Umbauten eher hochpreisige Wohnungen entstehen, lindern solche Vorhaben den Wohnungsmangel kaum.

Wenig Entlastung für Wohnungsmarkt

Es werde wahrscheinlich nicht so viel umgenutzt werden können, dass es den Wohnungsbaumarkt dauerhaft und massiv entlaste, so Just, denn jährlich benötige man momentan 200.000 Neubauten, dem "ein paar 10.000" mögliche Bestandsumbauten gegenüberstehen. Dieser Markt würde also nicht ausreichen, um die Wohnungsprobleme wirklich zu lösen. Just spricht zwar von wenigen einzelnen Beispielen und "ein paar Fällen in Frankfurt und Eschborn", betont aber gleichzeitig die Zurückhaltung bei Investoren.

Weniger Bürobedarf wegen Homeoffice?

Persönlich geht Just zwar davon aus, dass Homeoffice weiterhin genutzt wird, man wisse aber nicht, in welcher Größenordnung. Trotzdem ist er sich sicher: "Büro wird bleiben, weil offensichtlich Menschen ins Büro kommen, um miteinander direkt persönlich an Projekten zu arbeiten. Diese Aspekte werden wahrscheinlich dauerhaft in Büros oder - nennen wir es anders - in gemeinschaftlichen Flächen, wo Mitarbeitende zusammenkommen können, erledigt werden."

Dieser Artikel ist erstmals am 05. Oktober 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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