Ein Mann fotografiert einen Blechschaden zweier Autos, um ihn für die Versicherung zu dokumentieren (Archivbild)
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Ein Mann fotografiert einen Blechschaden zweier Autos, um ihn für die Versicherung zu dokumentieren (Archivbild)

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Kfz-Versicherung: Im Herbst steigen die Preise

Reparaturkosten steigen, Autoteile sind teuer, die "Günstig-Phase" ist vorerst vorbei: Sowohl Versicherer als auch Verbraucherschützer rechnen im Herbst mit deutlich höheren Preisen beim Kfz-Schutz. Was können Verbraucher tun? Und lohnt ein Wechsel?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Teure Kfz-Reparaturkosten, stark gestiegene Kosten für Schäden und immer noch eine hohe Inflation: Sowohl Versicherer als auch Verbraucherschützer rechnen im Herbst mit deutlich höheren Preisen beim Kfz-Schutz. Die HUK-Coburg hat mitgeteilt, sie habe die Preissteigerungen bei den Tarifen mit ihren Kunden noch nicht berücksichtigen können. Die Prämien für 2023 wurden zwar schon erhöht, aber offenbar nicht ausreichend. HUK-Chef Klaus-Jürgen Heitmann erwartet deshalb in diesem Jahr ein tiefrotes Ergebnis bei der Kfz-Versicherung.

Dem Handelsblatt erläuterte Heitmann, dass die Versicherer mit ihren Jahresprämien erst einmal in Vorleistung gehen. Mittlerweile seien die Preise für Autoteile jedoch doppelt so stark gestiegen wie die Inflation. Im nächsten Jahr werden die Versicherten das mit höheren Prämien dann wahrscheinlich ausgleichen.

Corona-Jahre waren besonders günstig für Kfz-Versicherer

In den zurückliegenden Jahren mit niedrigen Inflationsraten und vergleichsweise günstigeren Autoreparaturen machten die Kfz-Versicherungen gute Geschäfte. In keinem anderen Bereich der Sachversicherung waren die Einnahmen so hoch. Aus diesem Grund konnten sich die Versicherer einen Preiskampf um Marktanteile leisten, indem sie Rabatte für wechselwillige Kunden anboten.

Noch 2020 war das Schadenaufkommen stark rückläufig und blieb in der Folgezeit in der Corona-Pandemie auch niedrig. Die einfache Erklärung: Wegen der zahlreichen Mobilitätsbeschränkungen - unter anderem bedingt durch Lockdowns, Reiseverbote und geschlossene Hotels - wurde auch weniger Auto gefahren. 2021 konnten die Versicherer selbst die Flutkatastrophe im Ahrtal mit rund 9.000 kaskoversicherten Autos gut wegstecken.

2022: Preissteigerungen in der Lieferkrise

Im Folgejahr 2022 wurden die Versicherer dann von der Wucht der chinesischen Lieferkrise und dem Ukraine-Krieg überrascht. Zwei Faktoren, die alles deutlich teurer machten, eben auch die Kfz-Reparaturen. Die erste Reaktion war schon eine deutliche Anhebung der Prämien für 2023. Ein ähnlicher Schritt könnte nun in diesem Jahr erneut bevorstehen.

Hinzukommt, dass es neue Typenklassen für die Kfz-Versicherung gibt. Das heißt, dass die Fahrzeuge je nach der Schadenshäufigkeit an ihrem jeweiligen Standort unterschiedlich teuer sind. Diese Aufteilung wurde nun neu vorgenommen und könnte unterm Strich dazu führen, dass es für Versicherte in bestimmten Regionen eher teurer wird.

Versicherungswechsel bis spätestens 30. November

Die Kfz-Versicherung läuft in der Regel gemäß dem Kalenderjahr und ist zum Jahreswechsel mit einem Monat Vorlaufzeit kündbar. Eine schriftliche Kündigung muss also bis 30. November bei der alten Versicherung eingegangen sein, damit die neue ab 31. Dezember dann den Vertrag übernehmen kann.

Ein Wechsel von Vollkasko auf Teilkasko, welche für ältere Fahrzeuge mit einem geringeren Restwert vielleicht auch zu empfehlen ist, oder eine Änderung der Selbstbeteiligungen (höhere Beteiligung bedeutet niedrigerer Beitrag) sind in der Regel jederzeit bei der gleichen Versicherung möglich. Was zum Wechsel motiviert, sind die Angebote anderer Gesellschaften für Neukunden.

Beim Wechsel sollten die Versicherten immer sicherstellen, dass der neue Vertrag auch wirksam abgeschlossen ist, bevor der alte ausläuft. Wer nach einem Schaden von der Versicherung gekündigt wird, kann Schwierigkeiten damit haben, einen preiswerten neuen Vertrag bei einer anderen Versicherung zu bekommen. Wer dagegen freiwillig wechselt, hat alle Optionen. Beim Preisvergleich zum Beispiel auf den gängigen Internet-Plattformen lassen sich die Angebote am besten überprüfen.

Telematik-Tarif: sammelt Daten, kann aber beim Sparen helfen

Wer nichts gegen einen Datensammler im Auto hat, der sämtliche Vorgänge bei der Fahrt mitbeobachtet, kann mit sogenannten Telematik-Tarifen sparen. Dazu wird meist an der Windschutzscheibe ein Fahr-Sensor angebracht, der via Bluetooth-Verbindung mit der App des Smartphones kommuniziert. Das sollte der Versicherte bei allen Fahrten eingeschaltet mitführen.

Anhand der GPS-Positionsdaten, dem Mobilfunknetz und anderen Mobilitätsdaten, wird dann ein Fahrprofil für das versicherte Auto angelegt. Sämtliche Fahrvorgänge wie das Bremsen, Beschleunigen und Lenken, aber auch Geschwindigkeit, Abstand und Einhaltung der Verkehrsregeln können dabei beobachtet und ausgewertet werden. Für einen Bonus-Wert wird eine defensive, vorausschauende und rücksichtsvolle Fahrweise vorausgesetzt.

Billig-Werkstatt der Versicherung kann zum Bumerang werden

Beim Werkstatt-Bonus mit sogenannten Vertragswerkstätten, mit denen Versicherungen gern zusammenarbeiten, ist inzwischen Vorsicht geboten. Erstens können Garantie und Gewährleistung vom Hersteller verlorengehen, wenn das Auto in einer solchen Billig-Werkstatt gewartet oder repariert wurde. Vor allem kompliziertere Reparaturen sind häufig nur direkt über den Hersteller möglich. Dieser liefert an freie und vermeintlich preiswertere Werkstätten nicht alle Ersatzteile und wenn, dann oft nur mit langen Wartezeiten. Ohne Originalteile lassen sich viele Schäden gar nicht reparieren oder führen häufig zu Wertverlusten.

Es kommt dabei stark auf das Fahrzeug an. Wer ein sehr gängiges Modell wie einen VW Golf oder einen Opel Astra fährt, wird überall auch Ersatzteile bekommen. Bei einem asiatischen Hersteller, der in Deutschland von einem bestimmten Modell nur wenige Fahrzeuge verkauft hat, wird es dagegen schwierig. So kann es im schlimmsten Fall passieren, dass ein Fahrzeug über die Versicherung nicht repariert wird - nur weil der Versicherte mit einem vermeintlich günstigen Werkstatt-Tarif Beiträge sparen wollte.

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