Johannes Ehrnsperger, Geschäftsführer von Neumarkter Lammsbräu.
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In seiner Bio-Brauerei herrscht kein Kohlensäure-Mangel: Johannes Ehrnsperger von Neumarkter Lammsbräu. Was macht er anders?

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Kein Kohlensäure-Mangel in der Biobrauerei: Was sie anders macht

Kohlensäure-Mangel bedroht die Produktion in bayerischen Brauereien. Johannes Ehrnsperger von der Bio-Brauerei Neumarkter Lammsbräu hat diese Probleme nicht. Was macht er anders?

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Kohlensäure ist derzeit Mangelware. Lieferanten bringen den Brauereien derzeit nur kleinere Mengen des Gases Kohlenstoffdioxid, das bei der Bierabfüllung unverzichtbar ist. Teils retten sich die Brauereien von Woche zu Woche, wie Betroffene dem BR sagten. Man sei schon froh, wenn man eine Wochenmenge bekomme.

Die Bio-Brauerei Neumarkter Lammsbräu, die nach eigenen Angaben das erste Bio-Bier Deutschlands produziert hat, ist von dem Mangel aber nicht betroffen.

Keine Kohlensäure aus Düngemittel-Produktion

"Der Kohlensäure-Mangel, von dem aktuell die Rede ist, betrifft Kohlenstoffdioxid, das bei der Herstellung von Düngemitteln für die konventionelle Landwirtschaft entsteht", erklärt Brauereichef Johannes Ehrnsperger. Da die Düngemittel-Hersteller ihre Produktion wegen der hohen Gaspreise heruntergefahren haben, herrscht derzeit auch ein Mangel am Nebenprodukt Kohlensäure.

Konventionelle Landwirtschaft mit künstlichen Mineraldüngern, chemischen Pflanzenschutz- und Unkrautvertilgungsmitteln widerspricht allerdings dem Unternehmenskonzept von Lammsbräu. Geschäftsführer Johannes Ehrnsperger bezieht seine Rohstoffe aus ökologischem Landbau.

Abfüllung mit biogener Kohlensäure

Das gilt auch für die Kohlensäure. Lammsbräu kauft sie bei Herstellern von Bio-Kraftstoff: "Für alle technischen Prozesse nutzen wir Kohlenstoffdioxid, das bei der Produktion von Ethanol entsteht. Hier ist in nächster Zeit nicht mit einem Mangel zu rechnen", so Ehrnsperger zum BR. Brauereien benötigen Kohlensäure bei der Bier-Abfüllung. Beim so genannten "Vorspannen" sorgt sie für den richtigen Druck in den Flaschen, damit das Bier schaumfrei hineinläuft.

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Die Bio-Brauerei Lammsbräu in Neumarkt

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Kohlensäure wird zum Teil selbst gewonnen

Die Kohlensäure im Bier selbst entsteht bei der Gärung. In Limonaden und Sprudel muss sie dagegen beigemischt werden. Diese Kohlensäure gewinnt der Getränkehersteller aus Neumarkt über eine Anlage, die Gärungskohlensäure auffängt und wieder aufbereitet. Als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens stehe die Wiederaufbereitungsanlage bereits seit Jahren in Neumarkt, sagt Ehrnsperger.

Normalerweise haben nur große Brauereien solche Rückgewinnungsanlagen, da sie recht teuer und energieintensiv sind. So kann Lammsbräu unverändert Sprudel und Limo produzieren, während einzelne andere Brauereien die Menge dieser Getränke wegen des Kohlensäure-Mangels bereits zurückgefahren haben.

Laut ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2020 gewinnt Neumarkter Lammsbräu jährlich rund 100 Tonnen Kohlensäure selbst. 700 Tonnen kauft die Brauerei zu.

Auszeichnung bei der Drinktec

Der Weg der Brauerei wird auch in der Branche beachtet: Bei der Messe Drinktec, die derzeit in München läuft, ist Lammsbräu mit dem neu geschaffenen Future Award des European Beer Stars ausgezeichnet worden - für vorbildliche und nachhaltige Unternehmensführung. Der Preis wird vergeben vom Verband Privater Brauereien.

Kohlensäuremangel bei Brauereien
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