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Archivbild: Siemens-Chef Joe Kaeser

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Joe Kaeser will Siemens mit Umbau rentabler machen

Joe Kaeser will Siemens mit Umbau rentabler machen

Fünf Jahre nach seinem Amtsantritt startet Siemens-Chef Joe Kaeser einen radikalen Umbau des Münchener Unternehmens. Aus bisher fünf industriellen Sparten sollen drei große operative Gesellschaften werden. Von Stephan Lina

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Einen Seitenhieb auf die Wettbewerber konnte sich Siemens-Chef Joe Kaeser nicht verkneifen: Man agiere aus einer Situation der Stärke heraus, um das Unternehmen aus eigenem Willen zukunftsfest zu machen. Er wolle nicht in eine Situation kommen, in der er der Getriebene ist, sagte Kaeser im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Er spielte damit aus den US-Konzern General Electric an. Über Jahrzehnte galt GE als Vorbild für Siemens, inzwischen hat sich die Lage gedreht. Heute steckt der US-Konzern tief in der Krise, der Aktienkurs ist am Boden, und das Management muss ganze Geschäftsbereiche in Notverkäufen losschlagen. Siemens dagegen gilt derzeit als Schrittmacher im Industriegeschäft.

Siemens will schneller, schlagkräftiger und rentabler werden

Kaeser begründet das neue Strategieprogramm unter dem Titel "Vision 2020+" damit, dass sich der Markt und die Technologien immer schneller verändern. Der Münchener Industrie-Riese müsse deswegen schneller, schlagkräftiger und rentabler werden.

Seit seinem Amtsantritt habe sich hier bereits einiges getan, jedoch müsse man das Unternehmen immer wieder an die Entwicklungen am Markt anpassen. Dazu gehöre auch, dass die einzelnen Geschäfte eigenständiger agieren sollen, ohne die bisher oft langen Entscheidungswege in der Konzernzentrale. Die drei neuen operativen Gesellschaften sollen ab dem neuen Geschäftsjahr wie selbständige Unternehmen unter dem Dach von Siemens geführt werden.

Mittelweg aus Gemischtwarenladen und Finanzholding

Daneben existieren dann noch eigenständige Töchter wie die Medizin-Technikfirma Healthineers, der Windenergieriese Siemens Gamesa und das künftige Gemeinschafts-Unternehmen für Bahntechnologien mit der französischen Alstom. Siemens geht damit einen Mittelweg zwischen dem früheren "Gemischtwarenladen" als Industriekonglomerat alter Schule und einer reinen Finanzholding mit vielen Töchtern, die untereinander jenseits der Besitzverhältnisse wenig verbindet.

Offen ist, wie sich der Umbau auf die Zahl der Arbeitsplätze auswirken wird. Auf Gewerkschaftsseite erwartet man hier offenbar keine größeren Einschnitte. Bei der IG Metall hieß es, man warte jetzt erst einmal die Termine ab, bei denen das Management über die konkrete Umsetzung des Umbaus informieren werde.

Geschäftszahlen aus einem "unauffälligen Quartal"

Am Morgen legte Siemens außerdem noch Geschäftszahlen vor. Kaeser sprach von einem unauffälligen Quartal. Auf den ersten Blick gleicht die Siemens-Bilanz für die Monate von April bis Juni einem ruhigen Fluss. Im abgelaufenen Quartal stagnierte der Umsatz weitgehend, der operative Gewinn legte um zwei Prozent zu auf 2,2 Milliarden Euro.

Doch beim Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche zeigen sich gewaltige Unterschiede. So konnten die Münchener in der Sparte "Digitale Fabrik", die sich mit Industrie-Automatisierung beschäftigt, massive Zuwächse und einen Gewinnsprung erzielen. Im kriselnden Geschäft mit klassischer Kraftwerkstechnik brach das Ergebnis dagegen noch einmal um mehr als die Hälfte ein. Hier hofft man aber auf eine allmähliche Erholung. So zog zumindest der Auftragseingang nach langer Flaute spürbar an.

Überhaupt konnte Siemens vor allem bei den Neuaufträgen massiv zulegen. Das lag nicht zuletzt an mehrerer großer Orders in Bereichen wie Windenergie, Kraftwerksbau und Bahntechnik.