Der Haupteingang der Sparkasse Pfaffenhofen. Die stemmt sich gegen den Fusions-Trend und bleibt gerne allein.
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Der Haupteingang der Sparkasse Pfaffenhofen. Die stemmt sich gegen den Fusions-Trend und bleibt gerne allein.

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Gegen den Trend: Sparkasse Pfaffenhofen bleibt eigenständig

Die Sparkasse in Pfaffenhofen will nicht fusionieren. Vor fünf Jahren hat sie einen Zusammenschluss mit den Sparkassen von Ingolstadt und Eichstätt abgelehnt. Dort steht nun die nächste Bankenehe an. Warum Pfaffenhofen gern eigenständig bleibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Zusammenschlüsse liegen im Trend. Seit der Wiedervereinigung 1990 hat sich die Zahl der Sparkassen im Freistaat halbiert. Während die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt zu einer der größten in Bayern heranwachsen will und dafür eine baldige Fusion mit der Sparkasse Mittelfranken-Süd anstrebt, möchte sich die Sparkasse Pfaffenhofen ihre Selbstständigkeit bewahren.

Sparkasse Pfaffenhofen hat alle Filialen erhalten

Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) war schon vor fünf Jahren ein strikter Gegner einer Fusion. Damals lehnte er einen Zusammenschluss mit den Sparkassen Eichstätt und Ingolstadt ab. Heute beobachtet er die Anbahnungsgespräche zwischen der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt und der Sparkasse Mittelfranken-Süd wieder aus der Distanz. Für den stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden der Sparkasse Pfaffenhofen sprechen zahlreiche Argumente dafür, die Unabhängigkeit der stadteigenen Sparkasse zu bewahren:

"Im Bereich der Sparkasse Pfaffenhofen haben wir alle Filialen aufrecht erhalten. Wir haben die Zeiten zwar etwas eingeschränkt, also keine fünf Tage die Woche mehr offen, aber drei Tage ist jemand vor Ort. So bleiben wir in der Fläche weiter mit persönlichen Ansprechpartner präsent und in der Region verwurzelt." Thomas Herker, Bürgermeister in Pfaffenhofen an der Ilm

Weniger persönliche Betreuung im Bereich Ingolstadt-Eichstätt

Anders fällt die Bilanz in dem seit fünf Jahren vereinten Gebiet der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt aus. Dort wurde das Personal aus zahlreichen Geschäftsstellen abgezogen. Wie viele Filialen dort geschlossen oder rein auf Selbstbedienung umgestellt wurden, wurde dem Bayerischen Rundfunk auch auf mehrfache Nachfrage nicht mitgeteilt. Fest steht jedoch, dass es zum Beispiel in den Gemeinden Schernfeld, Mörnsheim und Wellheim keine persönliche Betreuung mehr gibt. In Dollnstein verfügt nur noch eine Filiale über einen offenen Schalter, früher waren es drei. Selbst in der Kreisstadt Eichstätt hat die Sparkasse im Stadtzentrum nur noch für Geschäftskunden offen. Privatkunden müssen in den Randbereich von Eichstätt, in die Weißenburger Straße ausweichen.

Betriebswirtschaft versus Kundenfreundlichkeit

Laut der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt haben die Schalterschließungen "gar nichts mit der Fusion von 2017 zu tun“, sondern lassen sich rein betriebswirtschaftlich begründen. Gesunken sind auf jeden Fall die Personalkosten. Wie die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt auf BR-Anfrage erklärt, hat es zwar 2017 keine fusionsbedingten Kündigungen gegeben, allerdings hat sich der Personalstand "im Rahmen der natürlichen Fluktuation", wie Ruhestand und Arbeitgeberwechsel, zwischen 2017 und heute um rund 130 Mitarbeiter verringert. Ein Zusammenhang mit der Fusion bestehe hier nicht.

Doch gerade ältere Kunden sehen das anders und ärgern sich. Zu ihnen zählt die 85-jährige Annemarie Gärtner, seit Jahrzehnten eine treue Kundin der Sparkasse Eichstätt. Kurz nach der Fusion sei die Sparkassenfiliale mitten in der Stadt geschlossen worden, erinnert sie sich. Gerade für Senioren sei das schlimm. "Meine Generation macht kein Online-Banking. Wir brauchen Schalter mit Ansprechpartnern. In der Innenstadt war die Filiale gut mit dem Bus zu erreichen. An der Außenstelle gibt es keine Bushaltestelle.", sagt Gärtner. Für gehschwache Menschen ohne Auto oder Führerschein sei das eine Zumutung. Außerdem verarme die Innenstadt. Die Sparkasse schaue nur auf das Geld, nicht auf ihre Kunden, so der Vorwurf.

Mit und ohne Fusion unter den Top Ten

Die Zahlen allerdings geben der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt recht. Beim Betriebsergebnis vor Bewertung, also dem operativen Ergebnis der Sparkassen, liegt sie auf Platz 1 im Ranking der insgesamt 64 Sparkassen in Bayern. Die Sparkasse Pfaffenhofen behauptet sich auf Platz 10, obwohl sie eine der kleinsten im Freistaat ist - die zwölftkleinste, um genau zu sein. In der Wahrnehmung von Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker schlägt sich seine Sparkasse damit ganz wacker. Fest steht für ihn aber auch, dass er die "Kostenstruktur nicht ausreizen" will. Die Eigenständigkeit erlaube schnelle und kundenfreundliche Entscheidungen. Herkers Meinung nach schwächt eine Fusion auf Dauer häufig die Widerstandsfähigkeit der Institution: "Ich glaube, dass kleinere Einheiten, die eine starke regionale Verwurzelung haben, deutlich stabiler sind als große Banken, die letztendlich ein viel größeres Risiko mit sich tragen."

Gegengewicht zu den bayerischen Schwergewichten

Jürgen Wittmann, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, setzt dagegen weiter auf Wachstum. Deshalb forciert er den Zusammenschluss mit der Sparkasse Mittelfranken-Süd. Kämen die beiden Institute zusammen, entstünde ein neues Schwergewicht im öffentlich-rechtlichen Bankensektor. Gemeinsam haben die beiden eine Bilanzsumme von knapp elf Milliarden Euro.

Ziel sei es, größenmäßig ein Gegengewicht zu München, Augsburg, Nürnberg und Regensburg zu gestalten, sagt Wittmann. Die zunehmende Regulatorik könne so deutlich effizienter abgewickelt werden. Das sei ein Problem der kleineren Institute. "Und das wird immer dramatischer, weil natürlich von der Aufsicht immer mehr Vorschriften kommen", sagt der Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt.

In Pfaffenhofen sieht Bürgermeister Thomas Herker auch seine kleine Sparkasse gut aufgestellt: "Wir fahren heute doppelt so gut, wie vor fünf Jahren prognostiziert. Und wir arbeiten daran, dass das so bleibt." Dass auch die Sparkasse Pfaffenhofen irgendwann einmal fusionieren wird, will aber auch er nicht ausschließen.

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