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Zentrale Deutsche Bank in Frankfurt am Main

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Firmenportrait: Wie steht die Deutsche Bank gerade da?

Wem gehört die Deutsche Bank? Sind es die Aktionäre, die immer wieder leer ausgehen oder sind es die Investmentbanker, die trotz anhaltender Erfolglosigkeit Milliarden kassieren und das nun schon seit vielen Jahren? Von Felix Lincke

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Für die Deutsche Bank sollte heute eigentlich ein Freudentag sein. Auf der Bilanzpressekonferenz wollte Vorstandschef John Cryan zeigen, dass der Konzernumbau vorangeht, dass die Deutsche nicht mehr die Skandalbank der vergangenen Jahre ist. Doch die US-Steuerreform sorgt dafür, dass unterm Strich erneut ein Verlust steht. Das wiederum verträgt sich schlecht mit hohen Bonuszahlungen. Die Investmentbanker in London sollen Milliardenboni bekommen, während die Bank insgesamt immer noch in den roten Zahlen steckt. Das ärgert einige Aktionäre und Politiker. 

Einst auf dem hohen Ross

Die Deutsche Bank streitet gern. Diese Leidenschaft und ihre Verwicklung in zahlreiche Finanzskandale kamen den früheren Branchenprimus teuer zu stehen. Das hat dem Ruf geschadet und viele Kunden vergrault. Einige rechtliche Probleme hätten sich schneller lösen lassen. Aber nun hat auch die Deutsche Bank das geschafft. Vorstandschef John Cryan war deshalb für 2017 optimistisch. 

Die Boni sind sicher

In ihrem Kapitalmarktgeschäft läuft die Deutsche den US-Banken hoffnungslos hinterher. Seit der Finanzkrise haben Deutschbanker trotzdem 24 Milliarden Euro an Erfolgsprämien bekommen, ohne diese Gehälter zu erwirtschaften. Hinzu kommen Kosten in ähnlicher Höhe für Rechtsstreitigkeiten, die ebenfalls von Investmentbankern verursacht wurden.

"Die Deutsche Bank ist nach wie vor im Griff der Investmentbanker. Die verteidigen mit Klauen und Zähnen ihre Vorteile und Besitzstände. Von daher, eigentlich um erfolgreich zu sein, darf eine europäische Bank kein allzu großes Investmentbankgeschäft betreiben." Dieter Hein Bankenanalyst Fairesearch

Aktionäre haben das Nachsehen

Die Aktionäre bekamen im gleichen Zeitraum nur vier Milliarden Euro Dividende und erlitten hohe Kursverluste. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment denkt über Konsequenzen nach:

"Wenn das neue Geschäftsmodell nicht funktionieren sollte, das die Bank derzeit anstrebt, also wenn in ein paar Jahren die Erträge noch immer nicht sprudeln, könnte auch das heute noch Undenkbare eintreten: eine mögliche Zerschlagung der Bank und Verschmelzung mit anderen Banken." Ingo Speich, Fondsgesellschaft Union Investment

"Zerschlagung wäre Fehler"

Andere Aktionärsvertreter wie Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz träumen bei der Deutschen Bank bereits von alter Größe:

"Eine Deutsche Bank zu zerschlagen wäre aus meiner Sicht ein großer Fehler. Das alles auseinander zu fieseln würde dazu führen, dass wir die einzige deutsche Privatbank, die international eine Rolle spielt, auf Dauer pulverisieren. Wir sollten im Gegenteil alles daran setzen, dass diese Bank zu alter Stärker und Größe zurückfindet." Klaus Nieding, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Tatsache ist, dass die Deutsche Bank einer kleinen Gruppe von Investmentbankern erneut mehr bezahlen wird als der ganze Konzern verdient. Insofern hat sich nicht viel geändert in den letzten Jahren. Die Bank wird in Frankfurt nur regiert, ihr Machtzentrum ist weiterhin in London.