Auf einem Kontoauszug ist am das Wort "Dispositionskredit" rot markiert.
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Die Dispozinsen schießen in die Höhe: Der Durchschnitt liegt bei 12 Prozent, einige Institute verlangen sogar noch mehr.

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Dispokredit: Vorsicht vor hohen Zinszahlungen

Die Stiftung Warentest hat die Konditionen für Dispokredite genauer untersucht. Im Schnitt liegen die Dispozinsen jetzt bei gut zwölf Prozent. Einige Institute verlangen bereits 15 Prozent und mehr.

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Der Dispositionskredit, umgangssprachlich "Dispokredit" oder auch nur "Dispo" genannt, ist die von Kreditinstituten auf einem Girokonto eingeräumte, betraglich begrenzte Überziehungsmöglichkeit. Dafür sind jedoch zum Teil sehr hohe Zinszahlungen fällig. Diese sind in letzter Zeit stark angestiegen.

Das sei "richtig krass", heißt es bei der Zeitschrift "Finanztest": mehr als 15 Prozent Zinsen bei 18 der untersuchten 460 Kontomodelle. Viele Kreditinstitute hätten zum 1. Oktober nochmal nachgelegt. Seit Ende vergangenen Jahres sind die Dispozinsen im Schnitt um mehr als zwei Prozent gestiegen.

Hohe Dispozinsen: Zinswende der EZB war Auslöser

Auslöser dafür war die Zinswende der Europäischen Zentralbank im vergangenen Sommer, die seitdem der gestiegenen Teuerung mit höheren Zinsen Paroli bieten will. Die EZB hat die Leitzinsen seit 2022 bislang zehnmal angehoben.

Dabei fällt auf, dass die meisten Banken und Sparkassen die höheren Zinsen an ihre private Kundschaft relativ schnell weitergeben, wenn es um Darlehen und Kredite geht. Dagegen lassen sich viele Institute Zeit, um auch die Zinssätze für Sparbücher, Tages- und Festgelder entsprechend nach oben anzupassen.

Bei den Dispokrediten hält die Stiftung Warentest maximal zehn Prozent für "vergleichsweise günstig". Das gilt immerhin für ein Fünftel der aktuell untersuchten Kontomodelle. "Teuer" seien alle Angebote über 13 Prozent. Insgesamt reicht die Spanne von 3,54 Prozent bis 15,57 Prozent.

Immer mehr Kontoüberziehungen

Die Verbraucherschützer beobachten auch, dass es immer mehr Leute gibt, die ihr Girokonto ständig überziehen. Das liegt auch an der gestiegenen Inflation, die das Einkaufen stark verteuert hat. Abgebucht werden die Zinsen, je nach Institut, in der Regel am Ende eines Monats oder zum Quartalsschluss. Wer sich also einige Monate Zeit lässt, um sein Konto wieder auszugleichen, für den wird es teuer.

Besser umschulden in Ratenkredit

In solchen Fällen könnte eine Umschuldung mithilfe eines Ratenkredits günstiger sein, denn die Zinsen dafür sind in der Regel deutlich niedriger als die Dispozinsen.

Eine gute Übersicht über die aktuellen Konditionen für Ratenkredite liefern zum Beispiel die beiden Vergleichsportale Biallo und FMH. Generell bieten beide Portale einen sehr guten Überblick auch über andere Finanzdienstleistungen.

Gesetzliche Regelung lässt auf sich warten

Die Verbraucherschutzminister der Länder hatten sich zuletzt für eine Obergrenze beim Dispo zwischen fünf und acht Prozent ausgesprochen. Was aus diesem Vorstoß wird, bleibt bislang offen. Die Sache ist auch deshalb kompliziert, weil die Bundesregierung die neue EU-Verbraucherkredit-Richtlinie umsetzen muss. Solange nicht klar ist, was das genau bedeutet, sei eine Änderung des deutschen Verbraucherkreditrechts nicht sinnvoll, heißt es dazu aus dem Bundesjustizministerium.

Die Kreditwirtschaft hält nichts von weiteren staatlichen Eingriffen. Anderswo in Europa sei der Wettbewerb zwischen Banken und Sparkassen lange nicht so intensiv wie bei uns, heißt es dazu. Die Bankkundinnen und -kunden hätten es selbst in der Hand, wo und zu welchen Konditionen sie einen Dispokredit nutzen wollten. Das stimmt natürlich. Aber es ist auch richtig, dass ein solcher Kredit in vielen Fällen in eine Schuldenspirale nach unten führt, aus der die Betroffenen häufig nur mithilfe von Verbraucherschützern wieder herausfinden.

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