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Tablet mit den Worten "Willkommen im Wandel" auf der CeBIT

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DGB-Studie: Arbeitswelt wandelt sich rapide

Die Arbeitswelt durchläuft in Deutschland einen massiven Wandel. Digitalisierung, befristete Arbeitsverträge und Minijobs setzen die Beschäftigten immer mehr unter Druck, so eine Studie der Hans Böckler Stiftung des DGB.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

"Man befindet sich heute in einer revolutionären Situation", sagte Michael Guggemos, Geschäftsführer der Hans Böckler Stiftung, bei der Vorstellung des neuen "Atlas der Arbeit" in Berlin.

So trage die Digitaliserung dazu bei, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwinde. Je höher der Grad der Digitalisierung, desto mehr klagten Beschäftigte über steigenden Druck, Stress und unbezahlte Mehrarbeit. Wie aus der Studie weiter hervorgeht, arbeitet ein Neuntel aller Vollzeitbeschäftigten mehr als 48 Stunden pro Woche. Im Jahr 2016 seien 1,8 Milliarden Stunden über Plan gearbeitet worden, davon rund die Hälfte unbezahlt. Vor 20 Jahren seien noch zwei von drei Überstunden bezahlt worden. Nach der Erhebung arbeitet ein Viertel der Erwerbstätigen samstags. Der Anteil derjenigen, die sonntags arbeiten, liege bei 14 Prozent.

Minijobs und Leiharbeit im Trend

Immer größer werde auch die Bedeutung von Minijobs, Teilzeit- und Leiharbeit, Werk- und Zeitverträgen. 7,4 Millionen Menschen arbeiteten demnach auf 450-Euro-Basis, für 4,7 Millionen von ihnen sei es die einzige Einkommensquelle. 

"Entgegen der ursprünglichen Idee haben sich Minijobs für die Beschäftigten nicht als Einstieg zu guter Arbeit erwiesen." Atlas der Arbeit

Neueinstellungen oft nur befristet

Deutschland habe den größten Niedriglohnsenktor Westeuropas, kritisiert der Bericht. 1,2 Millionen Beschäftigte bekämen zusätzlich Hartz IV.

Wer neu eingestellt werde, bekomme in 44 Prozent der Fälle nur einen befristeten Vertrag - in der Hoffnung, eines Tages unbefristet eingestellt zu werden. In der Kritik steht die Deutsche Post, weil dies dort unter anderem davon abhängig ist, wie oft der Mitarbeiter krank ist und wie häufig er Unfälle mit Postfahrzeugen baut.

"Es ist arbeitsrechtlich nicht angreifbar, aber es ist moralisch höchst verwerflich. Es ist an der Zeit, dass mit diesem Unfug aufgeräumt wird." Reiner Hoffmann, DGB-Chef

Zwangsarbeit in Deutschland

Auch Zwangsarbeit ist ein Thema im "Atlas der Arbeit". "Es gibt eine zunehmende Gefahr von Arbeitssklaverei in Deutschland", so Michael Guggemos. Dies sei für ihn die überraschendste Erkenntnis aus dem rund 60-seitigen Atlas. Als Beispiel nennen die Autoren die Zwangsprostitution mit Freiheitsberaubung und sexueller Ausbeutung. Der Bericht zitiert Daten, nach denen das Risiko für Eingewanderte zunimmt, in Deutschland Opfer von Arbeitsknechtschaft und Menschenschmuggel zu werden.

Arbeitslosigkeit könnte verschwinden

Dass die erwerbsfähige Bevölkerung abnehme, müsse dagegen niemandem Angst machen, heißt es in dem Bericht. Zumindest rechnerisch könne die Arbeitslosigkeit schon 2027 beseitigt sein. "Knappheit an Arbeitskräften erlaubt auch deutliche Lohnsteigerungen." Weil auf lange Sicht mehr Arbeitskräfte gebraucht würden, müssten vor allem Einwanderer einspringen.